München. Nur kurz konnte sich Borussia Mönchengladbach im Spiel beim FC Bayern München wehren. Nach einer 1:0-Führung unterlag Gladbach noch mit 1:5.
Bayerns Meistertrainer Jupp Heynckes qualmt derzeit der Kopf. Das gab er am Samstagabend selber zu. Borussia Mönchengladbach war für seine Münchener Titeljäger nur eine mit 5:1 (2:1) verputzte Zwischenmahlzeit der üblichen Spielhetze. Dienstag war Sevilla, nächsten Dienstag geht zum Pokal-Halbfinale nach Leverkusen. Und Real Madrid wartet in der Champions League auch noch. Gedanklicher Platz für seine Heimat, seine alte Gladbacher Liebe blieb Heynckes nach dem 100. Bundesliga-Klassiker nicht.
“Vielleicht komme ich in der neuen Saison mal vorbei, das ist aber ganz weit weg”, versicherte der 72-Jährige, der noch einige Wochen weiter am Triple bastelt. Mit aller Kraft, aller Erfahrung, aller Raffinesse.
Diese drei Eigenschaften brachten die Borussen in der Arena zu Fröttmaning nur 25 Minuten auf den Rasen. Da sah alles prächtig aus. Stindl-Angriffsersatz Josip Drmic vernaschte in der neunten Minuten Nationalspieler Niklas Süle im Bayern-Strafraum, löffelte den Ball mit dem linken Schuh an Torsteher Sven Ulreich vorbei zum 1:0 in die linke Ecke. 8000 Gladbacher Fans waren auch deshalb aus dem Häuschen, weil ihre Truppe es gut verstand, mehr Ballbesitz als die Bayern zu subsumieren.
Ab Minute 25 allerdings wurde die Euphorie der Fohlenelf gründlich von der aufkeimenden Dominanz der Bayern erdrückt. Dabei hatte Trainer Heynckes im Vergleich zur Startelf vom Champions-League-Viertelfinale gegen den FC Sevilla auf sieben Positionen verändert.
Unter anderem Sandro Wagner startete für den angeschlagenen Robert Lewandowski. Die Bank war mit dem Polen, James Rodriguez, Arjen Robben oder Franck Ribéry nahezu so viel wert wie die komplette Gladbacher Mannschaft - plus Borussia-Park.
Als die Defensive der Gäste Fehler auf Fehler produzierte, waren Sandro Wagners Jubel-Minuten gekommen. Der Nationalspieler staubte eine Stafette über Sebastian Rudy und Thomas Müller zum 1:1 ab, köpfte dann eine Müller-Flanke zum 2:1 in die linke Torecke. Begünstigt von Yann Sommers Flugfehler. Der Schweizer WM-Torhüter segelte über Wagners Ball hinweg. Ein bitterer Patzer, der psychologische Spuren hinterlassen sollte.
Nach der Pause zeigte die Borussia eine jämmerliche Vorstellung, die nur mit Glück nicht höher als in einem 1:5 endete. Thiagos Abstaubertor sechs Minuten nach dem Wechsel entschied die nun ungleiche Partie. Der eingewechselte James Rodriguez traf kurz darauf den Pfosten. Comebacker David Alaba, der Nico Elvedi auf der rechten Gladbacher Abwehrsseite durcheinander wirbelte, legte mit einem herrlichen Flachschuss in die rechten Ecke das 4:1 nach. Und auch Robert Lewandowski durfte noch ran: 27. Saisontor in der 82. Minute zum 5:1.
Bayern-Trainer Jupp Heynckes hatte die schmackhafte Zwischenmahlzeit Gladbach schnell verdaut. Da ging es Borussia-Trainer Dieter Hecking erheblich schlechter. Gerade mit Blick auf die zweite Halbzeit: “Da gibt es einiges kritisch zu analysieren. Wir haben es den Bayern viel zu einfach gemacht.”
Einzige schöne Gladbacher Notiz zur zweiten Halbzeit: Tobias Strobl durfte in den letzten neun Minuten im defensiven Mittelfeld ran. Der ehemalige Hoffenheimer hatte sich in der Sommer-Vorbereitung beim Testspiel bei Leicester City (1:2) einen Kreuzbandriss im Knie zugezogen und war seit August 2017 ausgefallen.
So spielten der FC Bayern und Borussia Mönchengladbach
FC Bayern: 26 Ulreich - 32 Kimmich, 4 Süle, 5 Hummels, 27 Alaba (73. Rafinha) - 19 Rudy - 6 Thiago, 24 Tolisso - 25 Thomas Müller (46. James), 14 Bernat - 2 Wagner (70. Lewandowski). - Trainer: Heynckes.
Gladbach: 1 Sommer - 30 Elvedi, 28 Ginter, 4 Vestergaard, 17 Wendt - 6 Kramer, 8 Zakaria (81. Strobl) - 23 Hofmann (65. Cuisance), 10 Hazard - 18 Drmic (65. Grifo), 11 Raffael. - Trainer: Hecking.
Schiedsrichter: Robert Kampka (Mainz)
Zuschauer: 75.000 (ausverkauft)
Tore: 0:1 Drmic (9.), 1:1 Wagner (37.), 2:1 Wagner (41.), 3:1 Thiago (51.), 4:1 Alaba (67.), 5:1 Lewandowski (82.).
Der Live-Ticker zum Nachlesen: