Mönchengladbach. Gladbachs Jannik Vestergaard sieht in München die größte Herausforderung. Der Däne spricht über Mats Hummels, Robert Lewandowski - und Schalke.

Jannik Vestergaard ist ein Wikinger. Groß, kräftig, blond, cool, bedacht in der Wortwahl. Den 25-jährigen Innenverteidiger von Borussia Mönchengladbach wirft auch das bevorstehende Gastspiel beim Deutschen Meister Bayern München am Samstag (18.30 Uhr/Sky) äußerlich nicht aus der Bahn. Im Hinspiel entpuppten sich schließlich die Fohlen mit dem 1,99-Meter-Abwehrturm aus Kopenhagen als ein seltener Bezwinger der Bundesliga-Dominatoren um den ehemaligen Gladbacher Spieler und Trainer Jupp Heynckes.

Herr Vestergaard, am Samstag treten Sie gegen eines Ihrer Vorbilder an.

Jannik Vestergaard: In der Tat. Mats Hummels ist für mich der beste spielende Innenverteidiger der Welt. Er strahlt Eleganz aus, macht vieles mit dem Kopf und spielt nicht übermäßig hart. Jerome Boateng oder auch Sergio Ramos von Real Madrid sind der Gegenentwurf. Sie leben von der Athletik, auch von der Schnelligkeit.

Wo sehen Sie sich da als Innenverteidiger?

Im Gespräch: Jannik Vestergaard (l.) und Reporter Michael Ryberg.
Im Gespräch: Jannik Vestergaard (l.) und Reporter Michael Ryberg.

Jannik Vestergaard: Ich brauche immer eine ordentliche Position, weil ich nicht der Schnellste bin. Deshalb bin ich eher bei Hummels als bei Boateng. Das Spiel bei Bayern wird aber auch deshalb für mich eine Herausforderung, weil es gegen den schwersten Gegenspieler geht.

Der wäre?

Jannik Vestergaard: Natürlich Robert Lewandowski. Er ist robust, schnell, technisch gut, besitzt einen Riecher und ist einfach nicht berechenbar. Ein solch kompletter Stürmer ist für jeden Innenverteidiger eine hohe Hausnummer. Wenn Du ihn über 90 Minuten im Zaum halten kannst, bist Du gut. Aber: 80 Minuten reichen nicht.

Reicht die aktuelle Form der Borussia überhaupt, um in München etwas zu holen?

Jannik Vestergaard: Wenn wir so schwach spielen wie gegen Hertha, dann gewinnen wir nicht viele Bundesliga-Spiele. Im Hinspiel haben wir gegen die Bayern 2:1 gewonnen und nicht viele Chancen zugelassen. Wir müssen uns in München was trauen – wie die Roma am Dienstag beim 3:0 über Barcelona. Haben wir keinen Mut, dann wird es gegen eine der besten Mannschaften der Welt ein langer Abend für uns werden.

Einige Gladbacher Fans haben nach dem Hertha-Spiel massiv ihren Unmut geäußert, standen sogar plötzlich mit Torhüter Yann Sommer Auge in Auge an der Bande. Hat Sie das erschrocken?

Jannik Vestergaard: Fußball ist auch sehr ein Mentalsport. Wir sind auch nur Menschen, die sich beeinflussen lassen – positiv wie negativ. Wir wissen selber, dass wir gegen Hertha schlecht gespielt und unverdient gewonnen haben. Natürlich kaufen sich Zuschauer mit der Eintrittskarte auch das gute Recht, sauer zu sein, wenn die Erwartungshaltung nicht erfüllt wird. Persönliche Beleidigungen gehören sich aber einfach nicht.

Und helfen vermutlich auch nicht weiter.

Jannik Vestergaard: Das stimmt. Topleistungen sind nicht immer möglich, das ist menschlich. Defensiv stabil stehen und offensiv effektiv sein – das müssen wir umsetzen. Schalke 04 macht es vor. Die spielen auch nicht oft sehr gut, gewinnen aber viel und sind Zweiter. Gegen Hertha haben wir es irgendwie ein wenig wie Schalke gemacht. Der Sieg hat die Stimmung bei uns gehoben, egal wie er zustande gekommen ist.

Was ist in den verbleibenden fünf Spielen für Gladbach noch drin?

Jannik Vestergaard: Erstmal die Bayern bewältigen, danach warten noch vier Aufgaben, die wir auch alle lösen können.

Immer mal wieder meldet ein Team aus der Premier League Interesse an einer Verpflichtung an, in der Winterpause angeblich der FC Arsenal. Müssen sich Borussias Fans Sorgen darum machen, ob Sie trotz eines Vertrags bis 2021 im Sommer noch da sind?

Jannik Vestergaard: Ich bin schon zu lange im Fußball dabei, um in die Zukunft schauen zu wollen. Fakt ist: Wir spielen derzeit unter den Möglichkeiten, haben noch Luft nach oben. Auch ich. Und ich fühle mich in Gladbach superwohl und will mithelfen, dass wir sportlich wieder besser dastehen.

Bei der WM werden Sie im dänischen Aufgebot sein. Wie sehen die Ziele aus?

Jannik Vestergaard: Wir sind seit 13 Spielen ungeschlagen, das Land steht voll hinter dem Team. Und mit Frankreich haben wir nur einen Gurppengegner, der eine ganz große Herausforderung ist. Australien und Peru sollten schlagbar für uns sein. Das Achtelfinale muss machbar sein. Vielleicht gelingt uns in Russland ja auch ein kleiner Sommertraum auf Dänisch.

Das heißt?

Jannik Vestergaard: Auf jeden Fall mehr als eine Achtelfinalteilnahme.