Mönchengladbach/München. . Gladbachs Manager bleibt dabei: „Pfiffe sind eine Frechheit!“ Nach dem Sieg gegen den HSV schimpfte der Manager sogar: „Solche Arschlöcher.“
Wie weit darf ein Sportdirektor gehen, wenn ihm Zuschauer-Reaktionen nicht passen? Darf er seinen Emotionen freien Lauf lassen? Darf er Worte wählen, die sich in jedem Fall als Kraftausdrücke, vielleicht sogar als Beleidigungen deuten lassen? Der Wutausbruch des Mönchengladbacher Managers Max Eberl nach dem 3:1-Sieg seiner Borussia am Freitagabend gegen den Hamburger SV hatte eine solche Wucht, dass er nicht schon am nächsten Tag wieder erledigt war. Die Diskussionen darüber überdauerten das Wochenende.
Eberl hatte sich aufgeregt, weil nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich des Ex-Gladbachers André Hahn in der zweiten Halbzeit Pfiffe im Borussia-Park nicht zu überhören waren. „Solche Arschlöcher!“, schimpfte Eberl kurz nach dem Abpfiff im Kabinengang. „Diese Fans – so ein Scheißdreck!“
Nachdem er sich rund zehn Minuten in der Kabine aufgehalten hatte, erklärte Eberl, warum er so aufgewühlt war. „Hier wird ehrlich Fußball gespielt und mit jungen Spielern gearbeitet. Mit so etwas kann ich nicht leben, wenn wir bei guten Spielen ausgepfiffen werden. Das ist nicht mehr Borussia Mönchengladbach, wie ich es kenne. Das ist pervers. Das ist der Mannschaft und dem Klub gegenüber, der sich acht Jahre lang den Arsch aufreißt, um einmal gegen Barcelona spielen zu können, eine Frechheit! Das geht mir hier echt auf den Sack.“ Den Pfeifenden empfahl Eberl: „Dann sollen sie zu Bayern München oder PSG gehen. Oder zu Hause bleiben.“
Zu hohe Ansprüche
Am Sonntagmorgen als Gast des Fußball-Talks „Doppelpass“ beim Sender Sport1 in München bereute der 44-Jährige seine Wortwahl – nicht aber den Inhalt seiner Abrechnung. „Es ist kein Ruhmesblatt, was ich gesagt habe“, sagte Eberl. „Ich weiß, dass es nicht das beste Vokabular war. Aber von der Kritik rücke ich keinen Millimeter ab. Irgendwann war das Maß mal voll.“ Er stellte zudem klar, dass der von ihm gewählte Begriff „Fans“ der falsche gewesen sei. „Ich rede nicht von der Nordkurve. Ich rede von den Zuschauern, die ab und an mal Fußball gucken wollen.“
Diese Leute stellen aus Eberls Sicht zu hohe Ansprüche an die Borussia, die sich in dieser Saison immerhin wieder in der Spitzengruppe der Bundesliga aufhält. Eberl findet, dass Unmutsäußerungen über kontrollierten Ballbesitzfußball und Rückpässe auch gegen ein Team wie den HSV völlig unangebracht sind. Es sei „einfach nicht gut, von uns zu erwarten, lange Bälle nach vorne zu schlagen und Raffael in Kopfballduelle mit Papadopoulos zu schicken“.
Die Gladbacher Spieler freuten sich offensichtlich darüber, von ihrem Sportchef so geschützt zu werden. Vor allem, weil Raffael mit zwei Treffern in der Schlussviertelstunde noch den Sieg gesichert hatte, hatten sie natürlich alle Argumente auf ihrer Seite. „Die Pfiffe waren nicht angebracht, weil wir insgesamt ein gutes Spiel gemacht haben“, sagte Nationalspieler Matthias Ginter. „Wer mit der Erwartungshaltung kommt, dass wir den HSV schon 4:0 weghauen, der sollte sich durchaus hinterfragen. Gerade junge Spieler lassen sich in einer kritischen Phase von Pfiffen schnell irritieren.“
Zwei starke 18-Jährige
Auch Eberl betonte, dass schließlich zwei 18-Jährige im defensiven Mittelfeld gespielt hätten. Der Franzose Mickael Cuisance und der Engländer Reece Oxford, der am Samstag 19 wurde, ersetzten den verletzten Weltmeister Christoph Kramer und den gesperrten Schweizer Denis Zakaria als Doppel-Sechs vorzüglich. „Das war sensationell gut“, lobte Trainer Dieter Hecking.
Matthias Ginter blickte schon mit Vorfreude auf die Rückrunde. „Nur Bayern München ist wirklich stärker als wir und läuft vorne weg“, sagte der Abwehrspieler. „Hinter Bayern und vermutlich Dortmund ist für uns alles drin.“