Mönchengladbach. Vor dem Bundesliga-Klassiker gegen Bayern München zeigt sich Gladbachs Cheftrainer Dieter Hecking nach vier Auswärtssiegen in Serie mutig.
Vier Auswärtssiege in Folge und der Sprung in der Fußball-Bundesliga auf den vierten Tabellenplatz machen mutig. “Wir haben keine Angst vor den Bayern und können sie an einem richtig guten Tag auch schlagen”, bekräftigt beispielsweise Thorgan Hazard, Borussia Mönchengladbachs belgischer Angreifer, vor dem Klassiker am Samstag (18.30 Uhr/Sky) gegen Rekordmeister FC Bayern München.
Nicht nur Hazard, der zuletzt einen verwandelten Handelfmetertreffer zum 4:2 bei Hertha BSC beisteuerte, sieht der größten sportlichen Herausforderung für die Gladbacher in einem Ligaspiel voller Zuversicht entgegen. Auch Cheftrainer Dieter Hecking gibt sich ungewohnt forsch: “Ich weiß nicht, ob die Favoritenrolle so klar bei den Bayern liegt. Sie sind aktuell personell nicht ganz so gut aufgestellt. Und auch wir haben den Ehrgeiz, das Spiel am Samstag zu gewinnen.” Die Gladbacher Ambition ist es ja durchaus, wieder auf internationalem Parkett mitzumischen - nicht nur bei Freundschaftsspielen wie am Dienstagabend bei Ajax Amsterdam (1:2).
Hecking über Heynckes: "Absolute Respektsperson"
Mit Thiago und Arjen Robben gesellen sich nach dem mühsamen 2:1 in der Champions League beim RSC Anderlecht vom Mittwochabend zwei weitere Verletzte zum mit Manuel Neuer, Thomas Müller und auch Franck Ribéry äußerst prominent besetzten Bayern-Lazarett. Entsprechend dezimiert trainierten die Münchener am späten Donnerstagnachmittag bereits in Mönchengladbach, das per Bus nach dem Spiel in Spiel Brüssel angesteuert worden war. Trainer Jupp Heynckes bat seine Mannen auf den Rasen an den Holter Sportstätten. Dort, wo er als Bundesliga-Spieler und -Trainer der Borussia oft zu Gast war. Die Gladbacher Profis übten stets auf diesen Plätzen, bevor der Borussia-Park mit seinen Trainingsmöglichkeiten im Sommer 2004 fertiggestellt worden war.
Auch interessant
Daran erinnert sich auch Gladbachs aktueller Trainer Dieter Hecking. Der war 1983 als 18-Jähriger aus Paderborn an den Niederrhein gewechselt und hatte bei der Borussia zwei Saisons Jupp Heynckes als Trainer. “Er war da schon eine absolute Respektsperson, in dessen Blickfeld man als Spieler nicht gern geraten wollte”, erinnert sich Hecking.
Nachhaltig passierte das dem heute 53-jährigen Westfalen aber doch (mindestens) einmal. Der ehrgeizige Heynckes stand bei einem Training am späten Donnerstagnachmittag mit Hecking in einer Mannschaft beim Spiel Fünf gegen Fünf. “Damals hat Jupp meist mitgespielt. Und es wurde oft erst abgepfiffen, wenn sein Team gewonnen hatte. In einer der letzten Aktionen an diesem Nachmittag habe ich einen Querpass von ihm aus drei Metern Entfernung über das leere Tor geschossen. Da durfte ich, wie unser damaliger Torwart Uwe Kamps, eine halbe Stunde länger trainieren.”
Hecking vor dem Bayern-Spiel selbstbewusst
Vermutlich wird Hecking, der diese Anekdote mit einem genüsslichen Lächeln hörbar gern vorträgt, das seinem Trainerkollegen aber vor oder nach dem Bundesliga-Klassiker am Samstag nicht unter die Nase reiben. Im Vordergrund dürfte stehen, dem Meister auf dem Rasen Paroli zu bieten. “Das wollen wir über eigene Ballbesitzpassagen schaffen. Die Bayern sollen auch mal hinter dem Ball herlaufen müssen”, sagt Hecking.
Der kann sich übrigens vorstellen, seinem 72-jährigen Kollegen nachzueifern und auch noch 2036 den Bundesliga-Trainer zu machen. “Ich würde das für mich nicht ausschließen. Alter schützt vor guter Leistung nicht. Und eine große Erfahrung, gerade im Profisport, ist und bleibt ein unschätzbarer Wert”, sagt Hecking, “ich bin mir aber sicher, dass man als Mensch selber erkennt, wann es vorbei ist mit dem Beruf.”
Mindestens bis zum nächsten Sommer hat Jupp Heynckes wegen seines Bayern-Engagements seinen Ruhestand aufgeschoben.