Gera. Vieler seiner Sprüche sind schon fast legendär. Hans Meyer besticht durch Selbstironie - und durch Sarkasmus. Jetzt wird er 75 Jahre alt.
Es gehe im Fußball nur um 50 Zentimeter, sagt Hans Meyer. Das sei der Abstand zwischen „Schulterklopfen und in den Hintern treten“.
Mit Blick zurück hat der heute 75 Jahre alt Werdende mehr Schulterklopfer bekommen. Für seine erfolgreiche Arbeit als Trainer im Osten und Westen der Bundesrepublik wird er hoch geachtet. Und ihn treibt nicht der Wehmut ob verpasster Siege um. „Im Grunde genommen sind wir zwei Glücksschweine“, sagte er kürzlich bei einer Talkrunde in Gera über sich und Trainer-Kollege Eduard Geyer. Hans im Glück – was könnte man sich zum Jubiläum Schöneres wünschen?
Sarkastisch - mit Hang zur Selbstironie
Sarkastisch – immer mit einem Hang zur Selbstironie – so kennen und erinnern sich liebend gern die Fußball-Anhänger an ihn. Mit der Mär vom Rosenzüchten, das der heute bei Nürnberg lebende Meyer nahezu exzessiv betreiben soll, hat er schon vor einiger Zeit aufgeräumt. Er könne nicht einmal einen Krokus von einer Rose unterscheiden, sagte er einst unserer Zeitung. Die Sache mit der Blumenzucht habe er beiläufig in einem Interview in der Wendezeit auf die Frage, was er den als Rentner tun wolle, erwähnt und erhält seitdem Geschenke in dieser Richtung. „Ich hätte lieber sagen sollen, dass ich Goldmünzen sammle.“
Edelmetall gesammelt hat er dafür als Trainer. So ist er der Einzige seiner Zunft, der den FDGB-Pokal (1972, 74 und 80 mit dem FC Carl Zeiss Jena) und den DFB-Pokal (2007 mit dem 1. FC Nürnberg) gewinnen konnte. Diesen Rekord wird ihm keiner mehr nehmen. 38 Jahre war das Original als Fußballlehrer tätig.
Im Osten bleibt seine Zeit mit dem FC Carl Zeiss Jena unvergessen. 1971 übernahm er als 28-Jähriger eine mit Nationalspielern gespickte Mannschaft vom Geraer Georg Buschner, in der er zuvor selbst nicht über die Rolle des Ergänzungsspielers hinaus kam.
Das einzige Oberliga-Tor
In der Erinnerung klingt das freilich anders. Mit einem gewissen Pathos berichtet er immer noch gern über sein einziges Oberliga-Tor; erzielt gegen Wismut Gera. Dass ihn dann als Trainer ein etwas älterer Spieler wie Peter Ducke nicht akzeptieren wollte, Schwamm drüber. Als Kicker sei er nie an ihm vorbeigekommen und „dann stand ich als Trainer vor ihm“. Heute verstehen sich die beiden Jenaer Fußball-Idole bestens. Kein Wunder, sind beide doch Kinder des Krieges, die nach Kriegsende aus dem Sudetenland, wo sie geboren wurden, mit ihrer Familie fliehen mussten.
Eine bittere Niederlage erlebte Meyer mit den Jenaern 1981 mit der Niederlage im Finale im Europapokal der Pokalsieger (1:2 gegen Dinamo Tiflis). „Das war eine, die länger weh tut“, sagt er heute.
In Thüringen gab er außer dem noch beim FC Rot-Weiß Erfurt (1984-87) seine Visitenkarte. Doch nach Jena die zweite große Fußball-Liebe sollte später Borussia Mönchengladbach werden. Den Traditionsverein führte er zurück in die Bundesliga und ist heute immer noch im Aufsichtsrat tätig.
Wenn es dort um Finanzen oder Infrastruktur geht, bleibt ein Hans Meyer zuhause. Wenn aber Fußball-Themen auf der Tagesordnung stehen, setzt er sich in Nürnberg in den Flieger. Denn da sollte „man sich auch heute noch anhören, was ein Hans Meyer zu sagen hat“.
Viele Sprüche sind schon fast legendär
Und gehört und zitiert wird er immer wieder gern. Seine vielen Sprüche sind schon fast legendär, auch wenn er meint, dass von den einhundert im Internet von ihm kursierenden Zitaten vielleicht nur zwanzig von ihm seien. Sei es drum. Als Gast bei Talkrunden wie in Gera oder Nordhausen lockt er viele Besucher an, die wissen wollen, was der Meyer meint.
Ein Comeback wie Jupp Heynckes bei den Bayern schließt er aus. „Ich stehe als Trainer nicht mehr zur Verfügung.“ Aber ganz vom Fußball, kann er – anders als bei den Rosen – auch mit 75 nicht lassen.
Im vergangenen Jahr durfte sich Hans Meyer ins Goldene Buch der Stadt Jena eintragen.