Rottach-Egern. Patrick Herrmann trifft mit Borussia Mönchengladbach am Donnerstag auf den französischen Erstligisten OGC Nizza. Und damit auf seinen Ex-Trainer.

  • Patrick Herrmann trifft mit Mönchengladbach am Donnerstag auf OGC Nizza
  • Und damit auf seinen Ex-Trainer Lucien Favre
  • Ein Interview

Fünf Verletzungen in den vergangenen beiden Spielzeiten, davon zwei schwere mit einer Ausfallzeit von mehr als drei Monaten, haben Patrick Herrmann etwas vom Weg abgebracht. Und dennoch ist der Publikumsliebling bei Borussia Mönchengladbach jener Fußballprofi, der im neuen Jahrtausend die meisten Pflichtspiele mit der Raute auf der Trikotbrust bestritten hat: 245 seit 2008, als es noch keinen Fohlenplatz, kein Hotel, keine Champions League gab. Im am Montag gestarteten Trainingslager am Tegernsee arbeitet der 26-jährige Mittelfeldspieler nicht nur an der körperlichen Fitness.

Herr Herrmann, was wäre Ihre Wunsch-Schlagzeile für die neue Bundesliga-Saison?

Patrick Herrmann: Dass ich auf dem Rasen meine Leichtigkeit im Spiel wiederfinde.

Suchen Sie die Leichtigkeit noch?

Sagen wir es so: Ich nähere mich an. Meine Bänder waren in der Rückrunde nach diversen schweren Verletzungen ja wieder okay, das Sprunggelenk wirkte etwas wackelig. Es fehlten mir immer ein paar Prozent, um die Bestleistung abrufen zu können.

Hat das auch mit einer Hemmung im Kopf zu tun? Erst ein Kreuzbandriss, dann ein Syndesmosebandriss, das steckt man ja nicht so leicht weg.

Sicher hat das auch etwas mit dem Kopf zu tun, auch wenn man es nicht wahrhaben will. Während der Verletzung ist man als Fußballer leicht reizbar. Als Profi ist man gewohnt, Energie loszuwerden. Wenn das nicht möglich ist, wird man schnell unruhig. Generell muss man sich das Selbstvertrauen auf dem Platz zurückholen. Am besten mit vielen Einsätzen.

Im Sommer haben Sie in Japan Ruhe und Kraft getankt. War’s eine gute Auszeit, um den halben Globus zu fliegen?

Es war sogar weltklasse. Wir sind mit dem Zug herumgereist, haben Osaka, Kyoto und auch Tokio entdeckt. Japan ist eine komplett andere Welt. Die Menschen sind sehr freundlich, diszipliniert, geben aufeinander acht. Es waren sehr angenehme Wochen.

Lukas Podolski spielt ja jetzt in der J-League bei Vissel Kobe. Wäre Japan für Sie als Profifußballer auch eine Option?

Vielleicht nicht jetzt, ich bin ja noch jung. Ausschließen würde ich ein Engagement am Ende der Karriere dort aber nicht.

Weltmeister Christoph Kramer betonte im Interview, er fühle sich mit 26 schon als Alter unter den vielen jüngeren Borussen im Kader. Geht es Ihnen ähnlich?

In der Tat, aber das ist ja normal. Ich zähle mit über 200 Bundesligaspielen zu den erfahreneren Spielern und bin kein Jungspund mehr.

Stört es Sie da nicht, dass Sie für fast alle immer noch Flaco sind, der Schmächtige?

Der Körperbau hat nichts mit Erfahrung zu tun. Ich mag meinen Spitznamen und werden den sicher noch in hundert Jahren haben.

Donnerstag testet die Borussia gegen OGC Nizza, das Team von Ex-Borussia-Trainer Lucien Favre.

Gladbachs Ex-Trainer Lucien Favre.
Gladbachs Ex-Trainer Lucien Favre. © firo

Ich freue mich schon darauf. Lucien Favre hat mich zum Bundesligaspieler gemacht. Dabei hat er einem oft erzählt, was man alles nicht kann (lacht).

Geht einem die pedantische Ader eines Trainers nicht auch mal auf die Nerven?

Im Fußball entscheiden oft Kleinigkeit. Über die Gespräche und seine Vorschläge mir gegenüber habe ich als junger Spieler viel nachgedacht. Im Nachhinein muss ich sagen: Lucien Favre hatte mit seinen Bemerkungen oft recht.

In Favres erster kompletter Saison 2011/12 haben Sie noch mit Marco Reus zusammengespielt und wurden auch öfter als sein möglicher Nachfolger genannt. War das nicht eine zu hohe Anforderung?

Ich habe das nicht so an mich rankommen lassen. Reus ist Reus, mit ihm habe ich immer gern zusammengespielt.

Borussia Dortmund hat mit Marco Reus wieder die Champions League im Visier, wo landet denn Gladbach in der neuen Saison?

Wir haben die Qualität im Kader dafür, eine gute Saison hinzulegen.

Platz sechs zum Beispiel?

Ich lege mich nicht fest. Mit Hannover und Stuttgart gibt es zwei starke Aufsteiger, Schalke und Leverkusen dürften ohne internationale Spiele wieder stärker sein. Ich rechne mit einer Hammersaison.

>>>INFO: Hermanns Karriere

  • Aus der A-Jugend des 1. FC Saarbrücken wechselte Patrick Herrmann am 1. Juli 2008 nach Mönchengladbach.
  • Ein Jahr später stand der rechte Mittelfeldspieler bei den Profis im Kader.
  • Am 16. Januar 2010 machte der Saarländer gegen den VfL Bochum sein erstes Bundesligaspiel.
  • Für die deutsche A-Nationalmannschaft absolvierte er zwei Spiele, er debütierte am 10. Juni 2015.