Wuppertal. . Timothée Kolodziejczak könnte nach Nico Schulz der fünfte Abgang werden. Gladbachs 7,5-Millionen-Euro-Mann kann man bislang als Flop bezeichen.

Vielleicht täuschte der Eindruck. Aber beim 1:0 (0:0) im ersten Test beim Regionalligisten Wuppertaler SV wirkte Borussia Mönchengladbachs Problemverteidiger Timothée Kolodziejczak zumindest an den Hüften schlanker, körperlich fitter. Was nicht nur am legeren Schnitt des grasgrünen Auswärtsdress’ liegen dürfte. Gladbachs 7,5 Millionen Euro teurer Wintertransfer, den man bei nur acht absolvierten Bundesliga-Minuten getrost als Flop bezeichnen darf, muss Eindruck schinden. Sei es, um bei Gladbach seinen bis Sommer 2021 gültigen Vertrag zu rechtfertigen. Oder sich für neue Farben zu empfehlen.

„Kolo hat seine Sache 45 Minuten gut und konzentriert gemacht“, lobte zwar Cheftrainer Dieter Hecking. Weniger wäre gegen den viertklassigen WSV ein Offenbarungseid gewesen. Und dennoch: Mit dem Dortmunder Confed-Cup-Sieger Matthias Ginter sowie dem dänischen Nationalspieler Jannik Vestergaard liegen in der Innenverteidigung die Starter nahezu auf der Hand, mit Nico Elvedi (20) sowie Neuzugang Reece Oxford (18/West Ham United) und Dauerpatient Mamadou Doucouré (19) dazu drei Talente auf der Lauer.

Neue Chance in Hoffenheim

Wohin also mit Timothée Kolodziejczak, der sich zu Rückrundenbeginn erst erkältet, dann fußverletzt abgemeldet hatte und später nicht mehr zum Zug kam? Trainer Hecking setzte auf Vestergaard und Chelsea-Leihgabe Andreas Christensen. Und links defensiv, Kolodziejczaks Ausweichposition, war Oscar Wendt gesetzt.

„Es wird vielleicht noch den einen oder anderen Abgang geben“, versichert Sportdirektor Max Eberl. Was freilich nicht auf den Franzosen mit polnischem Vater und karibischer Mutter gemünzt sein muss. Aber: Nach André Hahn (Hamburger SV), Julian Korb (Hannover 96) und Djibril Sow (Young Boys Bern) ließ Eberl am Wochenende mit Nico Schulz bereits den vierten Borussen aus dem laufenden Vertrag. Der Berliner konnte sich zwei Jahre in Gladbach, auch wegen eines Kreuzbandrisses, nicht durchsetzen und sucht nun bei der TSG Hoffenheim eine neue Chance.

Alle abgegebenen Profis mit laufendem Vertrag standen auf einer imaginären Streichliste der Unzufriedenen, auf der auch Kolodziejczak zu finden sein dürfte. Doch wer will für einem Innenverteidiger, der eine Saison kaum gespielt hat, auch nur annähernd jene 7,5 Millionen Euro zahlen, die die Borussia an den FC Sevilla überwiesen hat?

Potenzial muss vorhanden sein

Bleibt erst einmal die Hoffnung, dass Kolodziejczak mit Verspätung sein Potenzial abruft. Was vorhanden sein muss als zweimaliger Gewinner der Europa League. Und: Bei Wintertransfer Jonas Hofmann dauerte es auch fast ein Jahr, bis sich der Ex-Dortmunder in Gladbach in den Fokus spielte.

Apropos: Januar-Zugänge glückten der Borussia seit dem starken Dreierpack 2011 mit Martin Stranzl, Havard Nordtveit und Mike Hanke kaum. Sportdirektor Eberl ist Skeptiker dieses Transferfensters, gespickt mit Unzufriedenen und Sorgenkindern. Bei Kolodziejczak ging Eberl nach Hofmann (acht Millionen Euro an den BVB) erneut ins finanzielle Risiko. Gelohnt hat sich das bisher nicht.