Mönchengladbach. . Trotz Vertrags gilt André Hahn in Gladbach als Wechselkandidat für den Sommer. Am Samstag will der Angreifer gegen Ex-Klub FC Augsburg die Torflaute beenden.

  • Trotz Vertrags gilt André Hahn in Gladbach als Wechselkandidat für den Sommer
  • Am Samstag will der Angreifer gegen Ex-Klub FC Augsburg die Torflaute beenden
  • Im Interview spricht Hahn nun über den Gegner und seine aktuelle Situation

Wenn es um Tore geht, beißt sich André Hahn auf die Lippen. Der 26-jährige Angreifer von Borussia Mönchengladbach weiß um seine von mehr Tiefen als Höhen durchsetzte Bundesliga-Saison. Zwei Treffer sind mager. Und offenbar ein Grund darüber zu spekulieren, ob Hahn seinen bis 2018 laufenden Vertrag am Niederrhein erfüllen wird.

Herr Hahn, beenden Sie am Samstag ausgerechnet gegen Ihren Ex-Verein FC Augsburg Ihre Torflaute?

André Hahn: Das wäre für mich persönlich schön, auch wenn ich dem FCA den Klassenerhalt von Herzen gönne. Aber ich will mit Borussia wieder international spielen. Ein möglicher Treffer wird mich am Samstag aber nicht davon abhalten, nach dem Spiel in die Augsburger Kabine zu gehen. Ich kenne ja noch einige Spieler gut, Torhüter Marwin Hitz etwa, Mittelfeldspieler Daniel Baier, die Physiotherapeuten.

Nur zwei Bundesliga-Tore in dieser Saison lassen Spekulationen aufkommen, dass Sie vielleicht Ihren Vertrag in der neuen Saison bei Borussia nicht mehr erfüllen.

Hahn: Es wird momentan viel spekuliert, doch ich beteilige mich nicht an diesen Gerüchten. Mein Vertrag läuft noch ein Jahr, ich habe meinen Fokus auf den restlichen drei Bundesligaspielen mit Borussia.

Ist es in Mode gekommen, dass Spielerverträge oft weit vor dem Vertragsende verlängert werden?

Hahn: Das ist sicher auch eine Frage der Ablösemodalitäten oder des Marktwertes. Und es gibt Spieler, die wollen eine etwas längere Zukunftssicherheit haben.

Sie nicht?

Hahn: Ich bin da entspannt. Zudem gibt es ja auch wirklich Wichtigeres als einen Einzelspieler. Nämlich den Verein als Gesamtgebilde.

Der Ihnen den bisherigen Saisonhöhepunkt zu verdanken hat – im Celtic Park zu Glasgow.

Hahn: Das war einfach nur ein geiler Abend in der Champions League. Für alle Borussen.

Ihr Treffer und Ihre Torvorlage beim 2:0 gegen Celtic hat Borussia in die Europa League gebracht.

Hahn: Stimmt. Und solch ein mitreißendes Spiel passt auch perfekt zu meiner Mentalität als kampf- und laufstarker Spieler.

Sie würden sicher auch auf die Britische Insel passen, oder?

Hahn: Ich bin mit 26 noch jung genug und muss nicht auf ewig in Deutschland bleiben. Es gibt immer mal wieder Interesse aus England. Aber ich stehe bei Borussia unter Vertrag und müsste einen solchen Schritt ganz genau abwägen.

Inwiefern?

Hahn: Kann ich auf meine Familie verzichten? Ist es sinnvoll, eine Saison oder mehr allein zu sein? Wie sehen die Ziele aus? Will ich in der Premier League gegen den Abstieg spielen oder mit Gladbach weiter in Europa?

Eine Menge Fragen...

Hahn: Und die Antworten sind verdammt schwer. Die hängen ab einem gewissen Punkt dann auch nicht am Mehr des Gehaltes, das in England gezahlt würde. Ich muss mich wohlfühlen, um meine Topleistung abrufen zu können. Das hat für mich Priorität. Zum Glück bin ich in der Position, nicht jedes Angebot annehmen zu müssen.

Fühlen Sie sich im Spielsystem von Trainer Dieter Hecking wohl? Das derzeit praktizierte 4-4-2 kommt im Gegensatz zum vom Trainer favorisierten 4-2-3-1 ohne echten Mittelstürmer aus, der Sie ja sind.

Hahn: Ich kann flexibel spielen, das habe ich bewiesen. Der Trainer schätzt das auch an mir. Die Schwierigkeit bei Gladbach ist für mich, dass die Konkurrenz brutal groß ist. Acht oder neun starke Spieler streiten um vier offensive Startplätze – wenn alle gesund sind.

Vergangene Saison sind Sie monatelang ausgefallen. Hat sich mit dem schweren Foul aus dem Bundesliga-Spiel gegen Schalke Ihre Sichtweise auf Fußball verändert?

Hahn: Ich habe zwar keine Angst, in die Zweikämpfe zu gehen und ziehe da auch nicht zurück. Trotzdem: Man erkennt in einer solchen Situation, wie schnell die Karriere zu Ende sein kann. Ein paar Zentimeter höher getroffen, und mein Knie wäre wohl durch gewesen.

Nach Ihrem starken Endspurt in der vergangenen Saison mit sechs Toren in den letzten sieben Bundesligaspielen waren Sie ein Thema für die Nationalelf bei der EM 2016. Sauer darüber, dass Bundestrainer Joachim Löw nicht angerufen hat?

Hahn: Nein, das war ja auch kein Skandal. Und meine Chancen waren nicht besonders hoch. Trotzdem fand ich es schön, dass drüber geredet wurde. Das ist auch eine Art, das Selbstvertrauen zu stärken.