Mainz. Mönchengladbachs Linksverteidiger Nico Schulz lieferte beim 2:1-Sieg in Mainz einen starken Auftritt. Die Borussen wahrten ihre Europa-Chance.
Vermutlich hätte der eine oder andere Kollege beinhart geflunkert. Und gesagt: Genauso war es doch geplant. Mit der scharfen Flanke auf den Kapitän, der nur den Fuß hinhalten musste, um Borussia Mönchengladbach in einer Saison voller Nackenschläge wieder auf die Siegerstraße zu führen. Nico Schulz aber blieb nach dem 2:1-Auswärtssieg beim FSV Mainz 05 lieber bei der Wahrheit.
„Ist mir abgerutscht“, sagte der Linksverteidiger zur Situation, bei der er (unfreiwillig) für Lars Stindl zum 1:0 (31.) auflegte. Die Nummer 13 war dann so frei, die Nummer 14 zu „unserem Spieler des Spiels“ zu küren.
Dass Chef Stindl den Matchwinner-Status freiwillig an den Edelreservisten weitergab, war auf- wie folgerichtig: Denn Schulz war am 31. Spieltag ja nicht nur einer abgerutscht, sondern der 24-Jährige hatte ja auch noch einen reingezimmert: Nämlich jenen vom Mainzer Karim Onisowo unfreiwillig vorgelegten Ball, mit dem Schulz das 2:0 erzielte (46.). Ein Volltreffer, der erste im Borussen-Dress, bei dem die ganze Ersatzbank an den Spielfeldrand eilte, um zu applaudieren.
Erster Startelf-Einsatz in Bundesliga
Zu den Gratulanten gesellte sich Trainer Dieter Hecking: Schulz habe bisher Pech gehabt. „Es war im Winter ein 50:50-Konkurrenzkampf mit Oscar Wendt, der dann richtig gute Spiele gemacht hat. Da gab es für mich keinen Grund, etwas zu verändern.“
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Erst als der schwedische Linksverteidiger (der übrigens von daheim twitterte: „Bravo Männer, ganz stark“) sich im Pokalhalbfinale vergangenen Dienstag den Ellbogen brach, kam der Vertreter zu seinen lange vermissten Spielanteilen. Und machte endlich, endlich nach 20 Monaten sein erstes Bundesligaspiel von Beginn an.
„Es war hier nicht immer so einfach. Da zweifelt man schon und macht sich Gedanken“, gab der gebürtiger Berliner zu. Seitdem er 2015 von seinem Heimatverein Hertha BSC mit großen Hoffnungen an den Niederrhein kam, lief einiges schief. Zum Reservistendasein kam ein Kreuzbandriss, der vieles durchkreuzte. Und auch nach der Genesung ging wenig voran: Diese Saison kam er vor der Mainz-Partie bei seinen acht Kurzeinsätzen in der Liga auf weniger als eine Stunde Spielzeit, meist wurde er nach der 80. Minute eingewechselt.
Speziell mit Hecking-Vorgänger André Schubert, der ihn konsequent links liegen ließ, habe er das eine oder andere Gespräch geführt – ohne dass es etwas an seinem unbefriedigenden Zustand änderte. Mit der Amtsübernahme durch Hecking hoffte er im Wintertrainingslager auf eine neue Chance, „doch bin ich vor der Rückrunde erkrankt.“ Und es hieß: wieder warten, warten, warten. Sein starker Auftritt in Mainz – solide in der Defensive, auffällig in der Offensive – half immens fürs Seelenbalsam: der Mannschaft („man sieht ihren guten Charakter“), aber auch ihm persönlich.
„Es war nicht einfach für ihn, aber er hat hervorragend trainiert, immer gezogen“, lobte der Borussen-Coach: „Es freut mich, wenn er so den Kopf raussteckt.“ Die personell gebeutelte Fohlenelf wird solche „Überraschungen im Kader“ (Hecking) die restlichen Spiele gegen Augsburg, in Wolfsburg und gegen Darmstadt brauchen. Der Trainer hofft am 20. Mai auf ein drittes und letztes Finale in dieser Saison. Und darauf, dass ganz Mönchengladbach mit der Europa-League-Qualifikation noch eine Versöhnung feiert, die Nico Schulz schon am Samstag erlebt hat.