Mainz. Der lange links liegengelassene Linksverteidiger sorgt dafür, dass Borussia Mönchengladbach noch auf Europa hoffen darf. Der 2:1-Erfolg beim FSV Mainz 05 sollte der Fohlenelf für den Endspurt helfen.
- Der lange links liegengelassene Linksverteidiger sorgt dafür, dass Borussia Mönchengladbach noch auf Europa hoffen darf
- Der 2:1-Erfolg beim FSV Mainz 05 sollte der Fohlenelf für den Endspurt helfen
- Schulz erzielte ein Tor
Der Titel war nicht böswillig gewählt: „Hiobsbotschaften“ stand über dem zweiseitigen Beitrag im Stadionmagazin „Nullfünfer“, der sich vor dem Heimspiel des FSV Mainz 05 gegen Borussia Mönchengladbach mit der Verfassung der Gäste auseinandersetzte. Darin wurde auch vermutet, dass die Elf vom Niederrhein an diesem 31. Spieltag „eher deprimiert statt euphorisiert“ auftreten würde. Doch diese Bundesliga-Saison bleibt in vielerlei Hinsicht unberechenbar. Vier Tage nach dem bitteren Aus im DFB-Pokalhalbfinale gegen Eintracht Frankfurt präsentierte sich Mönchengladbachs ersatzgeschwächte Mannschaft in einem anderen Zustand: Mit einem soliden Auftritt gelang ein nicht unverdienter 2:1 (1:0)-Erfolg bei den biederen Rheinhessen, die in dieser Verfassung ein Anwärter auf die Relegationsspiele bleiben. Die Borussia hingegen darf weiter davon träumen, vielleicht doch noch über die Hintertür, Platz sieben, die Europa-League-Qualifikation zu erreichen.
Zum Matchwinner avancierte einer, der zunächst von Trainer André Schubert und dann auch von Nachfolger Dieter Hecking links liegengelassen wurde: Linksverteidiger Nico Schulz. Erst führte der energische Vorstoß der Nummer 14 zum 1:0 von Lars Stindl (31.), dann traf der 24-Jährige sehenswert nach einem Abpraller zum 2:0 (46.). Nach seinem Tor war der Jubel sogar bei den Ersatzspielern riesengroß, hatte der gebürtige Berliner doch lange, lange auf diese Chance gewartet und war erst wegen des Ellbogenbruchs von Oscar Wendt am Dienstag endlich in die Startelf gerückt.
Bis dahin hatte er gerade zwei Kurzeinsätze in der Bundesliga gegen Bremen und seinen Ex-Klub Hertha sowie ein paar Spielminuten in der Europa League gegen Schalke absolviert. Noch im Trainingslager in Marbella hatte der bis 2019 gebundene Verteidiger verraten, dass er wohl ohne den Trainerwechsel bereits für den Winter auf eine Luftveränderung gedrängt hätte. Nun ist er derjenige, der die Stimmungslage ines ganzen Vereins wieder ein bisschen aufhellt.
Neun Ausfälle
Eingedenk von neun Ausfällen, darunter weiteren Stammspielern wie Christoph Kramer, Raffael, Tony Jantschke oder Thorgan Hazard, bemühte sich die Borussia anfangs allein darum, die Mainzer nicht mit ihrem gefürchteten Umschaltspiel zur Entfaltung kommen lassen. So entwickelte sich eine zähe Angelegenheit, weil beide Teams große Probleme offenbarten, Torszenen zu kreieren. Den Nullfünfer fiel außer einem Kopfball von Yoshinori Muto (3.) herzlich wenig in der Vorwärtsbewegung, weil die Gladbacher sehr solide und konzentriert verteidigten.
Im Grunde genügte den Gästen in einer wenig unterhaltsamen ersten Halbzeit ein gescheiter Angriff, um in Führung zu gehen. Als Schulz auf seiner Seite viel Raum vorfand, schloss er seinen Vorstoß mit einer scharfen Flanke ab, woraufhin Stindl die Kugel nur noch über die Linie drücken musste. Ein Treffer, der die fast 4000 mitgereisten Anhänger in beste Stimmung versetzte. Die sich steigerte, als Schulz sein erstes Bundesligator im Borussen-Dress erzielte.
In der Folgezeit drängten die Hausherren, deren meisten Angriffsversuche jedoch zu durchsichtig daherkamen. Glück hatte die Hecking-Elf, dass Schiedsrichter Sascha Stegemann beim Schubser von Jonas Hofmann an Giulio Donati keinen Elfmeter pfiff (73.). In der Schlussphase bekam auch Torwart Yann Sommer mehr zu tun, dem zuvor die aufmerksamen Innenverteidiger Jannik Vestergaard und Andreas Christensen die meiste Arbeit abgenommen hatten. Mutos Anschlusstor zum 1:2 (89.), bei dem Gladbachs Kapitän Stindl zu Unrecht eine Abseitsstellung reklamierte, fiel zu spät. Unter dem Strich verdiente sich Mönchengladbach diesen Sieg durch eine konzentrierte Defensivarbeit – Schönheitspreise gibt es ohnehin keine mehr zu gewinnen.
Die Hoffnung lebt weiter
Vielleicht hatte André Hahn ja Recht, der die vergangenen Tage eine „Jetzt-erst-recht-Stimmung“ ausgemacht hatte. „Wenn du eine Saison erlebst wie wir mit all den Nackenschlägen, dann besteht die Gefahr, dass Borussia Mönchengladbach auch nicht international dabei sein kann“, hatte Sportchef Max Eberl zuvor gesagt. Nun aber lebt die Hoffnung weiter: Das Restprogramm mit Heimspielen gegen den FC Augsburg (6. Mai) und Darmstadt 98 (20. Mai) sowie dem Auswärtsspiel bei Heckings Ex-Klub VfL Wolfsburg (13. Mai) klingt nicht so, als könne es im Borussia-Park am letzten Spieltag nicht doch ein versöhnliches Ende dieser wechselhaften Saison geben.