Marbella. . “Ich bin zwar eine Mimose und trage noch ein Tapeverband“, erklärte Christoph Kramer. Aber er trainiert nach seiner Verletzung schon wieder mit.

  • "Ich bin zwar eine Mimose und trage noch ein Tapeverband", erklärte Christoph Kramer
  • Aber er trainiert nach seiner Verletzung schon wieder mit
  • Vor der Winterpause hatte er sich verletzt

Viel mieser hätte das vergangene Jahr für Weltmeister Christoph Kramer nicht enden können. Beim 0:1 in Augsburg im vorletzten Pflichtspiel zog sich Borussia Mönchengladbachs defensiver Mittelfeldakteur nach einem ungelenken Tritt des Japaners Takashi Usami einen Außenband- und Kapselriss im Fußgelenk zu. Doch die Heilung schritt erfreulich schnell voran. Nur drei Wochen später steht der 15-Millionen-Euro-Transfer schon wieder auf dem Rasen: erste Trainingseinheit beim Wintertrainingslager im Marbella Football Center.

“Ich bin zwar eine Mimose und trage noch ein Tapeverband - bestimmt noch eine Woche”, verriet Kramer am Samstag und gab sogleich Entwarnung, “für das erste Pflichtspiel in Darmstadt in zwei Wochen bin ich aber startklar.” Bei der Morgeneinheit machte der ehemalige Leverkusener die kompletten zwei Stunden mit, stand im internen Testkick neben dem 19-jährigen Slowaken Laszlo Benes im defensiven Mittelfeld seinen Mann.

Christoph Kramer ist bereit, mit seinen Gladbachern den Weg aus der Bundesliga-Krise zu finden: “Im Training ist wieder Zug drin”, betont der 25-jährige gebürtige Solinger, “das war im letzten Monat vor Weihnachten anders. Da lief alles schleppend. Wir haben uns auch die Müdigkeit etwas zu Herzen genommen und auf die Beine übertragen. Jetzt sollte es wieder heißen: Licht an, es knallt!”

Günstige Übungsbedingungen in Spanien

Die zweiwöchige Verschnaufpause, mit Dieter Hecking ein neuer Cheftrainer für André Schubert, mit Timothée Kolodziejczak ein Europa-League-Sieger aus Sevilla neu im Kader, dazu bis Mittwochvormittag in Südspanien bei gut 16 Grad Celsius günstige Übungsbedingungen: Die Voraussetzungen für eine sportliche Wende in der Bundesliga, wo die Borussia seit Anfang Oktober in elf Versuchen nur einen Sieg (1:0 gegen Mainz) geschafft hat, sind also günstig.

“Für den Erfolg ist auch eine gute Fitness nötig. Die war vielleicht vor Weihnachten nicht mehr so da wie es hätte sein sollen”, betont Kramer. Die Hauptkritik an Ex-Trainer Schubert, zu viel Flexibilität im Spielsystem auf dem Platz eingefordert zu haben, kann Kramer nicht nachvollziehen. “In der ersten Saison war unsere Flexibilität immer ein Lob wert, dann hagelte es plötzlich Kritik. Alles hängt vom Erfolg, so einfach ist das. Grundsätzlich bin ich ein Freund davon, sich mit einer guten Taktik auf den Gegner einzustellen. Switchen finde ich gut. Man sollte aber eine Taktik richtig gut beherrschen.”

Christoph Kramer wird eine wichtige Rolle einnehmen

Die wird demnächst vermutlich der Klassiker sein: 4-2-3-1. So jedenfalls ließ der neue Cheftrainer Dieter Hecking in Marbella bereits üben. Christoph Kramer wird eine wichtige Rolle einnehmen. Im defensiven Mittelfeld. Wer dann sein Mitspieler ist - Tobias Strobl, Mahmoud Dahoud oder gar ein aus der Innenverteidigung vorgerückter Andreas Christensen -, wäre Kramer egal. “Es macht mir mit allen Spaß. Und wir haben einen so riesenguten Kader, dass wir in dieser Saison noch viel erreichen können.”

Gerade die Aufgaben in der Europa League gegen den AC Florenz und im DFB-Pokalachtelfinale bei Greuther Fürth schätzt der Weltmeister als “schwer, aber machbar” ein. “Mit guten Leistungen und etwas Losglück können wir jeweils weit kommen. Das ist für mich als Fußballer unglaublich attraktiv”, sagt Kramer.

Die Gladbach-Splitter:

TRAINING: Bei 15 Grad Celsius, aber ohne Sonne übte Fußball-Bundesligist Borussia Mönchengladbach am Samstagmorgen erstmals auf einem der vier Rasenspielfelder des Marbella Football Centers. Trainer Dieter Hecking ließ mit zwei kompletten Teams sein 4-2-3-1-System üben. In der Innenverteidigung spielte Jannik Vestergaard mit Neuzugang Timothée Kolodziejczak vom FC Sevilla zusammen, Andreas Christensen mit Nils Rütten aus der Regionalliga-Reserve zusammen, der eigentlich eher im defensiven Mittelfeld unterwegs ist.

GÄSTE: Neben der Borussia sind auf der Fußballanlage in La Quinta derzeit auch der Dienstagsgegner SV Zulte-Waregem, Dritter der belgischen Topliga, sowie die niederländischen Ehrendivisionäre Feyenoord Rotterdam und NEC Nijmegen aktiv. Letzterer wird vom ehemaligen Aachener Zweitliga-Trainer Peter Hyballa betreut. Feyenoord bestritt parallel zum Gladbacher Training am Samstagvormittag einen Geheimtest gegen den holländischen Drittligisten KV Katwijk.

ZAUNGAST: Auch der SC Freiburg, dritter Bundesliga-Gegner der Borussia im neuen Jahr, guckt sich vor Ort um. Am Samstag war Freiburgs Spielerbeobachter Gerd Schwickert am Trainingsplatz der Gladbacher. “Wir hatten den Kolodziejczak auch im Auge im vergangenen Jahr”, verriet Schwickert mit Blick auf Gladbachs neuen Innenverteidiger. Der ehemalige Bundesliga-Trainer des FC Homburg kennt Borussias Teammanager Steffen Korrell aus der gemeinsamen Zeit im Saarland. Schwickert holte Korrell im Sommer 1990 als Abwehrspieler nach Homburg.