Barcelona. . André Schubert sieht im Gladbacher 0:4 in Barcelona einen großen Lerneffekt. Der Trainer der Borussia muss sich nun aber auch als Psychologe profilieren.
Es war nicht einfach, im Verlauf dieses ganz und gar desillusionierenden Abends so etwas wie eine kindliche Freude über den Besuch im berühmten Camp Nou zu bewahren. Mit 4:0 waren die Gladbacher vom FC Barcelona abgefertigt worden, die Partie hatte Züge einer Demütigung, aber André Schubert strahlte trotzdem, als alles vorbei war.
Erfüllt von einer verblüffenden Energie stand er nach dem Abpfiff vor dem Mannschaftsbus und erklärte geradezu schwärmerisch: Aus diesem Erlebnis könne man „viel mitnehmen, was das Positionsspiel angeht, was die technische Qualität betrifft“. Und: „Dieses Gegenpressing!“ Wow. Schubert ist eben ein Liebhaber großer Fußballkunst.
Günstiger wäre jedoch gewesen, wenn er diese Demonstration der kompletten Überlegenheit und die Gegentore durch Arda Turan (3) sowie Lionel Messi als Zuschauer studiert hätte und nicht als Trainer des Verliererteams, das ein weiteres Negativerlebnis mit in den Bundesligaalltag am kommenden Sonntag (15.30 Uhr) gegen Mainz bringt.
Für die Tabelle war diese Niederlage nicht mehr relevant, die Elf vom Niederrhein stand vorher als Teilnehmer der Europa League nach der Winterpause fest. Aber das 0:4 dient auf erschreckende Art und Weise als Zeugnis des Verfalls.
Enrique erstaunt über Ängstlichkeit
In der vorigen Saison ist es Schubert zweimal gelungen, den FC Bayern – der unter Pep Guardiola ähnlich spielte wie Barcelona – in ernsthafte Schwierigkeiten zu manövrieren. Mit mutigem Vorwärtsverteidigungsfußball.
Nun wunderte Barca-Trainer Luis Enrique sich über die erstaunliche Ängstlichkeit des Gastes: „Borussia hat teilweise mit sechs Leuten hinten gespielt, deswegen hatten sie Probleme, nach vorne zu kommen.“ Der Schubert-Stil, das „aggressive Pressen, das Hochstehen“, von dem der Trainer immer wieder spricht, sind typische Elemente im Spiel einer Erfolgsmannschaft. Denn diese Strategie erfordert Selbstvertrauen und Mut – Verhaltensweisen, die in der Krise nur schwer abrufbar sind.
Derzeit neige die Mannschaft aber dazu, sich „unbewusst immer weiter zurückzuziehen“, konstatierte Borussia-Angreifer André Hahn. Aus Angst vor neuen Rückschlägen. Das war schon beim 1:4 in Dortmund am vorigen Wochenende ein Problem und jetzt in Barcelona wieder.
Das Selbstvertrauen hat schweren Schaden genommen, und es ist zu befürchten, dass sich dieses Problem langsam in den zuletzt immer noch ansehnlichen Heimspielen zeigt. „Es war nicht Sinn und Zweck dieses Spiels, mit mehr Selbstvertrauen nach Hause zu fahren“, sagte Sportdirektor Max Eberl zwar, „hier haben schon andere Mannschaften richtig einen auf die Nase bekommen.“
Noch drei wichtige Bundesligaspiele
Was genau die Borussia aus diesem Abend lernen soll, bleibt jedoch unklar. Wie man es besser nicht machen sollte, wussten sie schon vorher, das Problem ist die Umsetzung. Doch als Psychologe ist André Schubert bisher nicht erfolgreich. Es springt auch niemand anderes in die Bresche „Der lautstarke Anführer, der ist im Moment nicht da, das haben wir vielleicht unterschätzt“, erklärte Schubert. Diese Worte waren ehrlich, für die Spiele gegen Mainz, in Augsburg und gegen Wolfsburg helfen solche Erkenntnisse aber leider nicht.