Mönchengladbach. . Dank seines Treffers und seiner Torvorlage in Glasgow überwintert Gladbach international. In der Bundesliga ist Hahn derzeit aber nur Joker.

André Hahn läuft auf dem Fußballrasen am Limit. Immer. Die kraftraubende Spielweise des 26 Jahre alten Angreifers erfordert weite Wege, viele Zweikämpfe, Ballgewinne. Bis zur Erschöpfung. Nach einem Spielestakkato vor der Länderspielpause war Hahn besonders müde. Borussia Mönchengladbachs Cheftrainer André Schubert musste seinem Angriffsrackerer vor der 0:3-Pleite bei Hertha BSC eine Pause einräumen: „André war nach einer intensiven Zeit tot.“

Gut vier Wochen später ist der Kampf-Hahn wieder bereit. Doch er darf nicht den Rasen so bearbeiten, wie er es am liebsten mag. Intensiv und vor allem: von Anfang an. Mit der Zwangspause wegen müder Glieder rutschte der Profi aus dem Elbstädtchen Otterndorf in die unbefriedigende und daher ungeliebte Jokerrolle. „Ich fühle mich im Moment ein wenig wie das fünfte Rad am Wagen“, klagte Hahn kürzlich nach dem 1:1 der Borussia gegen die TSG Hoffenheim, „in drei Spielminuten kann ich halt nicht viel ausrichten.“

Raffael ist vorn gesetzt

Trainer Schubert hatte Hahn ganz spät eingewechselt. Wie auch zuvor bei der 1:2-Heimniederlage gegen den 1. FC Köln. Der unumstrittene Brasilianer Raffael sowie der belgische Nationalspieler Thorgan Hazard haben Hahns müde Phase genutzt und nach jeweiligen Verletzungspausen die offensiven Startplätze vor Kapitän Lars Stindl, dem hängenden Offensivspieler, eingenommen.

„Der ,Raffa’ ist absolut topgesetzt“, hebt Trainer Schubert hervor. Eine der beiden Positionen im favorisierten 3-5-2-Offensivsystem ist damit fest vergeben. Und auch Hazard sieht der Trainer derzeit stärker. „André muss auf seine Möglichkeit warten können“, sagt Schubert. Auch beim Borussia-Duell am Samstag (15.30 Uhr/Sky) in Dortmund zählt Hahn mit großer Sicherheit wieder nicht zu den elf Startern.

Dabei ist André Hahn jemand, der auf dem Rasen den Unterschied ausmachen kann. Auch in einem Hexenkessel wie in Dortmund. Gegen eine frenetische Kulisse anspielen, die Gegner zermürben, Räume für die Kollegen freimachen – all das mag Hahn sehr.

Tor und Vorlage in Glasgow

Sein persönlicher Saisonhöhepunkt war der Auftritt im Celtic Park zu Glasgow. In arger personeller Schieflage hatte den Gladbachern im dritten Gruppenspiel der Champions League niemand etwas zugetraut. Hahn ging voran, erkämpfte mit einer prächtigen Bodengrätsche gegen Celtics Abwehr-Ivorer Kolo Touré die Vorlage für 1:0-Torschütze Lars Stindl.

In der Schlussphase legte der frühere Augsburger mit einem Blattschuss in den linken Torwinkel das 2:0 nach. Es war Gladbachs Eintrittskarte in die erste K.-o.-Runde der Europa League im Februar. Das erste von zwei Saisonzielen, die Sportdirektor Max Eberl ausgegeben hatte, war damit erreicht.

Und dennoch läuft es für Hahn lange nicht mehr so glatt wie in der Rückrunde der letzten Saison. Sechs Treffer in den letzten acht Partien nach einem auskurierten Meniskusriss im Knie nährten da sogar die Hoffnung, für die Europameisterschaft in Frankreich nominiert zu werden. Bundestrainer Joachim Löw ließ den Mittelstürmer aber außen vor. Und wird über Hahn angesichts nur eines Bundesliga-Treffers bislang beim 2:1-Auftaktsieg gegen Bayer 04 Leverkusen auch nicht weiter nachdenken.

Dortmund könnte am Samstagnachmittag eine prächtige Möglichkeit sein, ein starkes persönliches Ausrufezeichen zu setzen. Wenn Trainer Schubert seinen Kampf-Hahn loslässt. „Ich bin bereit“, versichert der Torjäger außer Dienst.