Mönchengladbach. . Gladbachs Schweizer spricht über die Krise, das Kochen und seine Torwartfehler. Und über Landsmann Bürki, der im direkten Duell passen muss.
Yann Sommer kocht gern, seit er als 17-Jähriger sein erstes Steak unfallfrei auf die Pfanne brachte. In seinem Internet-Blog sommerkocht.ch geht es um Fisch, Lamm, indische Gerichte, Schneebälle. Der Schweizer Nationaltorsteher jongliert auch mit Kürbissen. So frisch und frech wie in der Netz-Küche geht Sommer derzeit allerdings die Arbeit als Torhüter von Borussia Mönchengladbach nicht von der Hand. Die Ergebnisse der vergangenen Wochen schmecken eher wie Erbensuppe - ohne Salz und Würstchen. Angesichts der schweren Auswärtsaufgaben in Dortmund (Sa., 15.30 Uhr/Sky) und in Barcelona (Di., 20.45 Uhr/Sky) dürfte die fade Ausbeute des Champions-League-Starters eher anhalten.
“Ich möchte keinen kulinarischen Vergleich ziehen, ich bin Profifußballer. Kochen ist nur mein Hobby”, hebt Sommer hervor. Höflich, aber bestimmt. Gibt aber so doch etwas preis darüber, wie sich die Stimmung rund um den Borussia-Park derzeit anfühlt. Bundesliga-Platz 13 nach nur einem Sieg in den vergangenen acht Pflichtspielen ist fade Kost. Selbst unter der vorsichtigen Zielsetzung von Sportdirektor Max Eberl, der in der Liga mindestens Rang neun anstrebt. Internationales Überwintern mit dem Start in der ersten K.-o.-Runde der Europa League, Eberls zweites Ziel, wurde bereits geschafft.
Und doch herrscht alles andere als Zufriedenheit. Wie kann das Rezept für Gladbach aussehen, um in der Bundesliga wieder in die Erfolgsspur zu kommen? “Wir müssen mutig sein, Spielfreude zeigen, einfach in Borussia-Art auftreten”, sagt Sommer. Was einschließt, dass die Kollegen ihre Torchancen besser ausnutzen als gegen den HSV, Frankfurt (jeweils 0:0), Köln (1:2) oder jüngst Hoffenheim (1:1). Die Torfestivals der vergangenen Spielzeit haben die Erwartungshaltung beim Publikum angestachelt.
Nullnummern sind nun einmal nicht Gladbacher Stil. Es sei denn, das faktische Nichts steht auf der richtigen Seite des Doppelpunkts. “Fehler”, betont Yann Sommer im Rückblick auf den einen oder anderen Gegentreffer, der zuletzt auch auf seine Kappe ging, “gehören zu meinem Beruf und zum Leben. Manche sind hart. Wie im Hinspiel beim 1:2 gegen Barcelona, als wir insgesamt ein Superspiel gemacht haben. Fehler muss man wegstecken können. Und zwar schnell. Ich kann das!” Die Gladbacher Fanschar setzt in Dortmund auch auf einen fehlerfreien Sommer. Sonst wird es mit der Überraschung oder gar einem ersehnten Befreiungsschlag nichts werden.
Duell mit BVB-Torhüter Bürki fällt aus
Dass das Duell der beiden besten Schweizer Torhüter wegen der Verletzung von Roman Bürki ausfällt, trifft seinen Gladbacher Kollegen nicht sonderlich: “Ich habe gegen ihn ja schon öfter gespielt.” In der Bundesliga liegt Bürki im Privatduell mit zwei Siegen und nur einer Niederlage aus vier Treffern mit Freiburg und Dortmund vorn. In der Nationalmannschaft hält Sommer mit 25:6 Starteinsätzen die Dominanz. Je vier WM-Spiele in Brasilien und EM-Partien in Frankreich eingeschlossen.
Das Verhältnis untereinander ist gut: “Gemeinsam mit Marvin Hitz aus Augsburg haben wir ein starkes Torhütertrio für die Schweiz beisammen.”
Augsburg und Marvin Hitz steht in zwei Wochen auf dem Gladbacher Reiseplan. Samstag ist erst einmal Dortmund. Das westfälische Fußballtheater war für Sommer bisher kein Ort geglückter Auftritte. Im August 2015 ging er mit Gladbach chancenlos 0:4 baden - der Anfang vom plötzlichen Ende der Zusammenarbeit mit Trainer Lucien Favre. Neun Monate zuvor besiegte sich die Elf vom Niederrhein selbst. Christoph Kramers Eigentor-Bogenlampe flog über den ausrutschenden Yann Sommer zum entscheidenden 0:1 in die Maschen. “Die Erinnerung ist nicht gut, spielt aber keine Rolle mehr. Wir brauchen Samstag eine sehr, sehr gute Leistung. So oder so”, sagt Sommer. Vielleicht fällt ihm ja nach einem Erfolgserlebnis beim BVB ein passendes Gericht zur sportlichen Situation ein.