Mönchengladbach. . Gladbachs Verteidiger Oscar Wendt spricht im Interview mit FUNKE Sport über seine Ziele mit der Borussia und mit der schwedischen Nationalmannschaft.

Oscar Wendts Augen glänzen, wenn er an die kommenden Monate denkt. Im März wird der linke Außenverteidiger von Borussia Mönchengladbach zum zweiten Mal Vater. Diesmal wird’s ein Sohn. Mit den Fohlen will der 30-Jährige wieder in die Champions League einziehen, also mindestens Platz vier in der Bundesliga-Tabelle erreichen. Und dann steht da auch noch die Fußball-Europameisterschaft in Frankreich ins Haus. Wendts Schweden müssen gegen Belgien, Italien und Irland ran.

Herr Wendt, wie stehen die Chancen, dass Sie das schwedische Trikot bei der EM tragen dürfen?

Oscar Wendt: Das weiß ich nicht, das entscheidet der Trainer (Erik Hamrén, d. Red.). Ich habe die EM im Visier und will unbedingt dabei sein. Für die Play-offs gegen Dänemark hatte ich aber keine Einladung, obwohl ich in der Hinrunde starke Leistungen bei Borussia gezeigt habe.

Borussias Außenverteidiger Oscar Wendt (r.) mit FUNKE-Sport-Redakteur Michael Ryberg.
Borussias Außenverteidiger Oscar Wendt (r.) mit FUNKE-Sport-Redakteur Michael Ryberg. © WAZ

Wie groß war die Enttäuschung?

Wendt: Schon groß, auch wenn Borussia für mich die Nummer eins ist und die Nationalelf eher ein Bonus. Aber wenn man in der Hinrunde in 27 Pflichtspielen nur sechs Spielminuten verpasst hat und sehr erfolgreich war, erwartet man eine Einladung. Zumal ich ja schon oft für die Nationalmannschaft gespielt habe.

Eine Einladung zum Play-off-Rückspiel kam ja noch ...

Wendt: ... aber erst telefonisch am Tag vor dem Match in Kopenhagen. Da hatte ich einige Tage bei Borussia frei und war mit meiner Familie unterwegs. Ich war nicht im Fußballmodus und habe abgesagt.

Fürchten Sie nicht, dass man Ihnen das nun negativ auslegt?

Wendt: Ich kann nur mit Leistung überzeugen, der Rest liegt nicht in meiner Hand.

Vielleicht könnte ja Zlatan Ibrahimovic ein gutes Wort einlegen.

Wendt: Er ist zumindest mal sportlich der König von Schweden und zieht alle im Team mit. Egal, wen Du fragst: Niemand würde Nein sagen, wenn einem Zlatan für das Team angeboten würde. Er hat die Mentalität, immer gewinnen zu wollen. Das hat ihn so weit gebracht. Als Nummer Neun ist er für mich der Beste in den vergangenen zehn Jahren.

Ihre Heimatstadt Skövde steht für erstklassigen Handball. Haben Sie die falsche Sportart ausgewählt und wären Sie vielleicht im Handball ein Ibrahimovic geworden?

Wendt: Sicher nicht. Aber bis zum Alter von 14 Jahre habe ich tatsächlich beides gespielt: Fußball im Sommer, Handball im Winter. Ich war als Außenverteidiger auf dem Rasen viel besser als im Rückraum als Spielmacher. Außerdem liegt Fußball mehr in der Familie. Mein Papa hat früher für IFK Göteborg in der ersten Liga gespielt. Im großen Ullevi-Stadion habe ich auch meinen ersten Profieinsatz absolviert.

Und wenn Sie weder Fußball- noch Handball-Profi geworden wären?

Wendt: Hätte ich was mit Musik zu tun. Ich kann Singen, Tanzen, ein wenig Gitarre und Piano spielen, dazu auch ganz brauchbar das Schlagzeug bedienen. Ich bin da breit aufgestellt.

Was im Fußball ja auch zutrifft. Sie zählen in Gladbach zu den Spielern mit der größten Erfahrung.

Wendt: Was daran liegt, dass ich vor meinem Bundesliga-Wechsel fünf Saisons in Kopenhagen immer international gespielt habe.

Hahn peilt Comeback gegen Schalke an

Wieder im Gladbacher Training ist André Hahn, der sich nach einem Foul des Schalkers Johannes Geis am 25. Oktober einen Bruch des Schienbeinkopfes und einen Meniskusriss im linken Knie zugezogen hatte. „Ich arbeite auf ein bestimmtes Spiel hin“, verriet der 25-Jährige am Mittwoch nach dem Training. Gemeint ist das Rückspiel auf Schalke Mitte März.

Ein Ausfall der Doppel-Sechs schwächt Gladbach am Freitag (20.30 Uhr) im Bundesligaspiel bei Mainz 05. Granit Xhaka ist rot-gesperrt, Mahmoud Dahoud muss wegen einer Schnittverletzung an der Hand, die im Krankenhaus sogar operativ behandelt werden musste, passen.

25 Champions-League- und 33 Europa-League-Partien machen sicher Lust auf mehr.

Wendt: In der Tat. Mit dem FC Kopenhagen haben wir einmal die Gruppenphase der Champions League überstanden, waren bei den besten 32 Teams in Europa dabei, sind dann aber an Chelsea gescheitert.

Borussia war von der K.-o.-Runde ja im Dezember nicht weit weg, wenn bei Manchester City beim 2:4 das 2:1 in den letzten zehn Spielminuten über die Zeit gerettet worden wäre.

Wendt: Stimmt, aber ich arbeite mit dem Team in der Rückrunde auf die Champions League hin. Wir wollen eine neue Chance bekommen. Aber die ist noch 16 gute Spiele weit weg.

Einige Borussia-Fans haben Ihnen ein eigenes Lied gewidmet. Auf den Refrain des Holiday-Songs der ehemaligen Gruppe Boney M. Eine Zeile heißt: „Wem steht die Raute exzellent – Oscar Wendt, Oscar Wendt!“

Wendt: Das ist in der Tat etwas ganz Besonderes für mich. Und heißt ja auch, dass ich die Anhänger mit meinen Leistungen hier überzeugt habe.