Gevelsberg. . Der Ausnahmezustand während der WM im eigenen Land ist Vergangenheit - am Sonntag holt die deutschen Fußballerinnen der Alltag endgültig wieder ein. Die Bundesliga startet. Für Nationalspielerin Alexandra Popp (20) aus Gevelsberg bedeutet das: Heimspiel mit dem FCR Duisburg gegen den 1. FC Lok Leipzig.
Der Ausnahmezustand während der WM im eigenen Land ist Vergangenheit - am Sonntag holt die deutschen Fußballerinnen der Alltag endgültig wieder ein. Die Bundesliga startet. Für Nationalspielerin Alexandra Popp (20) aus Gevelsberg bedeutet das: Heimspiel mit dem FCR Duisburg gegen den 1. FC Lok Leipzig; Anpfiff: 11 Uhr morgens.
Frau Popp, was halten Sie davon, wenn jemand einen Hinweis auf die Frauen-WM mit dem Kommentar „Ich dachte, wir wollten über Fußball sprechen“ erwidert?
Alexandra Popp: Das hört sich schon etwas respektlos unserem Sport gegenüber an. Wer hat das gesagt?
Uli Hoeneß, der Präsident des FC Bayern München. Überrascht?
Popp: Na ja. Herr Hoeneß hält wohl nicht viel vom Frauen-Fußball. Allerdings finde ich so eine Äußerung von ihm nicht korrekt, da der FC Bayern auch eine Frauen-Mannschaft stellt, die in der Bundesliga Fußball spielt.
Hat die Euphorie während der WM vielleicht doch gar nicht so viel in den Köpfen der Menschen geändert?
Popp: Der Frauen-Fußball hat auf jeden Fall an Anerkennung gewonnen. Ich glaube zwar auch nicht, dass ab Sonntag 10 000 Zuschauer zu jedem Bundesliga-Spiel kommen, aber es werden schon erkennbar mehr werden. Ich habe doch selbst in meinem Urlaub in Bulgarien gemerkt, wie viele Leute sich plötzlich für uns interessieren.
„Werden aus Turnier vieles lernen“
Inwiefern?
Popp: Während der zwei Wochen am Strand und im Hotel wurde ich des Öfteren angesprochen und erkannt. Das war ganz lustig. Und viele, die zuvor nichts von Frauen-Fußball hielten, haben meine Einschätzung bestätigt: Die WM hat gezeigt, dass wir Frauen diesen Sport sehr gut ausüben können.
Denken Sie noch oft an das WM-Aus im Viertelfinale gegen Japan?
Popp: Ich habe während des Urlaubs die eine oder andere Minute dazu genutzt, die Weltmeisterschaft Revue passieren zu lassen. Aber jetzt ist das Thema gegessen. Die WM ist trotzdem das bestimmende Event in 2011 gewesen und wir können - und werden - aus dem Turnier vieles lernen.
„Kenne meine Bedeutung für FCR-Mannschaft“
Werden Sie nicht in jedem Training von Ihrer Mannschaftskameradin Kozue Ando daran erinnert, wer den Titel in Deutschland geholt hat?
Popp: Aus dem Alter, uns gegenseitig zu necken, sind wir heraus. Kozue ist zwar sehr lustig beim Training, aber das war sie vor der WM auch. Sie ist immer lustig. Und wir freuen uns natürlich für sie, dass Japan die WM gewonnen hat.
Frau Popp, hat sich Ihr Stellenwert in der Mannschaft des FCR als WM-Teilnehmerin verändert? Annike Krahn ist zur Kapitänin bestimmt worden...
Popp: ...aber nicht, weil sie an der WM teilgenommen hat. Es hat mich in der ersten Sekunde kurz überrascht, dass unser Trainer die Kapitänin bestimmt hat, weil sie sonst immer von uns gewählt wurde. Es stört mich aber nicht, da er uns seine Gründe genannt hat. Ebenso stört es mich nicht, dass ich nicht dem Mannschaftsrat angehöre. Ich kenne meine Bedeutung für die Mannschaft auch so.
„Unser Ziel ist es, oben mitzuspielen“
Die Pause zwischen der WM und dem Bundesliga-Start war ziemlich kurz. Können Sie sich trotzdem schon wieder voll motivieren?
Popp: Nach der Weltmeisterschaft brauchte ich tatsächlich eine Pause, da hing mir alles schon ein bisschen zum Hals heraus. Aber ich habe mich absolut gefreut, am Tag nach der Rückkehr aus dem Urlaub wieder zum Training gehen zu können. Und jetzt habe ich wieder richtig Lust auf Fußball.
Was die sechs Tore beim 11:0-Sieg im Testspiel gegen Bocholt beweisen. Gehört der FCR Duisburg wieder zu den Titelfavoriten?
Popp: Die Vorbereitung lief bislang ganz gut und wenn wir noch ein paar Dinge verfeinern, werden wir ziemlich ansehnlichen Fußball bieten können. Unser Ziel ist es natürlich, oben mitzuspielen. Aber der 1. FFC Frankfurt, Turbine Potsdam und auch der VfL Wolfsburg werden schwer zu schlagen sein.