Duisburg. . Die Nationalspielerinnen des FCR Duisburg trugen sich in das Goldene Buch der Stadt ein. Selbstverständlich auch die japanische Weltmeisterin Kozue Ando. Drei Wochen nach dem Turnier herrscht wieder Alltag.

Vor ein paar Tagen ist Inka Grings in Deutschland gelandet. Im Urlaub hat die Sonne geschienen, das sieht man, denn sie ist knatschbraun gebrannt. Jetzt wartet eine Pflichtaufgabe, eine angenehme immerhin: Inka Grings soll eine Unterschrift leisten, diesmal im Goldenen Buch der Stadt. Duisburg ehrt seine fünf deutschen Frauenfußball-Nationalspielerinnen, selbstverständlich auch die japanische Weltmeisterin Kozue Ando, die für den FCR 2001 spielt. Drei Wochen sind seit dem Ende der WM vergangen, und Inka Grings sagt bei ihrer Rückkehr in den Fußball-Alltag: „Das war so etwas wie unser Paradies.“

Ein überraschender Satz, einer, der nachhallt.

Hört Birgit Prinz auf?

Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland betritt den Raum. Er hält zum Eintrag ins Goldene Buch eine kurze Rede. Sauerland spricht vom überraschenden Aus im Viertelfinale, von der sportlichen Enttäuschung, mit der diese WM für das deutsche Team geendet ist. Es ist einer seiner seltener gewordenen öffentlichen Auftritte nach der Love-Parade-Tragödie. Vielleicht ist halb-öffentlich die passendere Beschreibung, man ist im Rathaus an diesem Mittag weitgehend unter sich. Der Vereinsvorstand des FCR ist da, dazu die üblichen Vertreter aus Sport, Wirtschaft und Verwaltung. In diesem Kreis hat Sauerland ein Heimspiel, aber seine Rede dauert nicht lang, er hält sie wie einer, der mit angezogener Handbremse Auto fährt. Nur nicht zu laut, nur nicht zu fröhlich. Laut und fröhlich stehen ihm seit einem Jahr nicht mehr zu.

Irgendwie trifft Sauerland damit aber die Stimmung der Spielerinnen. Die Weltmeisterschaft ist vorbei und Inka Grings muss beim Rückblick fein säuberlich auseinanderhalten: Hier die tolle Stimmung, die vollen Stadien und das Gefühl, es dem Stammtisch gezeigt, etwas Ordentliches für den Frauenfußball auf die Beine gestellt zu haben. Dagegen stehen die persönlichen Enttäuschungen: Grings hat ja nur zweimal gespielt, sie hatte sich mehr vorgenommen und drei Wochen nach dem Viertelfinal-Aus klingt es immer noch trotzig, wenn sie betont: „Als Spielerin habe ich mir nichts vorzuwerfen.“

Bresonik bleibt beim FCR

Und doch sagt sie dann noch den Satz vom Fußball-Paradies, das man so wohl nicht mehr erleben werde. In zwei Wochen beginnt ja schon die neue Saison, aber kaum jemand spricht darüber. Es sind allenfalls noch kleine Nachrichten-Schnipsel, die es an die Öffentlichkeit schaffen: Linda Bresonik, die Kollegin aus der Nationalelf, bleibt nun doch beim FCR in Duisburg. Birgit Prinz, die tief gefallene und tief verletzte Spielführerin, sitzt in Frankfurt und grübelt immer noch darüber, ob sie ein Jahr Bundesliga anhängen soll oder nicht. Am Ende der Woche, das hat sie jetzt bekannt gegeben, will sie sich entscheiden. Inzwischen läuft die Männer-Bundesliga, es ist nicht mehr so, als warte die Welt darauf, wie es weitergeht.

„Den großen Durchbruch wird es nicht geben“, sagt Inka Grings, „vielleicht kommen ja am ersten Liga-Spieltag ein paar Fans mehr als sonst.“ Vielleicht. Im Mercator-Zimmer des Duisburger Rathauses stehen nur Männer, die es gut mit dem FCR meinen. Wie viele wohl wissen, gegen wen es losgeht? Oder wann? Und wie viele wohl am übernächsten Sonntag um 11 Uhr im Stadion sein werden, um das Spiel gegen Lok Leipzig zu sehen?

Kozue Ando, die stille Japanerin, will dieses Spiel gewinnen, sie will mit Duisburg den Titel holen, sagt sie. Die Chancen sind gering, es gibt stärker besetzte Vereine als den FCR. Frankfurt zum Beispiel, ob mit oder ohne Birgit Prinz. Ando hat inzwischen im Goldenen Buch unterschrieben, die meisten der 40 Gäste sind längst gegangen. Vor der Tür gibt Kozue Ando noch ein Autogramm, dann geht auch sie. Zurück in den Alltag, sogar an Tagen wie diesem.