Frankfurt/Main. . Pokalsieger 1. FFC Frankfurt gilt vor dem Start der Frauenfußball-Bundesliga als großer Favorit auf die Meisterschaft. Noch wichtiger als der Titelkampf ist aber die Frage, ob die Liga den Weg aus ihrem Schattendasein findet.
Birgit Prinz ist weg, der WM-Titel ist weg, die einstige Harmonie ist weg - und die Hoffnung auf einen Boom hat sich auch bereits verabschiedet: Schon vor dem Start der Frauenfußball-Bundesliga am Sonntag ist klar, dass die 22. Spielzeit die großen Erwartungen nicht auf einen Schlag erfüllen wird. Auf dem Weg aus ihrem Schattendasein braucht die Liga, die den siebenmaligen Meister 1. FFC Frankfurt als Topfavoriten sieht, einen langen Atem. Das weiß auch die Spitze des Deutschen Fußball-Bundes (DFB).
"Die Bundesliga muss moderner und professioneller werden. Dazu müssen wir Nachwuchsförderung ohne Ende machen. Das sind die großen Herausforderungen. Das Ganze wird eine Daueraufgabe", sagte DFB-Präsident Theo Zwanziger. Um den Vereinen den Start in eine bessere Zukunft zu erleichtern, hat der DFB den Klubs unter die Arme gegriffen. "Die Vereine sind gut vorbereitet, wir haben viele Ideen in einem Workshop erarbeitet", sagte DFB-Vizepräsidentin Hannelore Ratzeburg. Der Verband unterstützt den Frauenfußball mit 2,67 Millionen Euro aus den Fernsehgeldern.
Das Thema Geld führt auch direkt zum Titelfavoriten. Der Branchenführer aus Frankfurt, der wie im Jahr 2008 das Triple aus Meisterschaft, Pokalsieg und dem Triumph in der Champions League anstrebt, hat seinen Etat von 1,5 auf 1,7 Millionen Euro aufgestockt. Im Kader des DFB-Pokal-Siegers fehlt zwar die zurückgetretene Prinz, dafür stehen 13 Nationalspielerinnen aus sechs Ländern am Main unter Vertrag. Der Vizemeister hat sich unter anderem mit den Nationalspielerinnen Fatmire Bajramaj und Kim Kulig sowie der japanischen Weltmeisterin Saki Kumagai verstärkt.
Die Trainer tippen auf Frankfurt
Angesichts dieser Fakten ist es keine große Überraschung, dass sieben der zwölf Bundesliga-Trainer den FFC als kommenden Meister sehen. Nur Achim Feifel, der Coach des Hamburger SV, glaubt an eine erfolgreiche Titelverteidigung von Turbine Potsdam. Immerhin vier Trainer erwarten einen Vierkampf zwischen dem FFC, Potsdam, dem FCR Duisburg und dem personell stark aufgerüsteten VfL Wolfsburg.
Damit liegen diese vier Trainer auf einer Wellenlänge mit Bundestrainerin Silvia Neid. "Es wird eine sehr spannende Saison. Meiner Ansicht nach werden Frankfurt, Potsdam, Duisburg und Wolfsburg um den Titel kämpfen", sagte Neid, die mit Blick auf eine höhere Aufmerksamkeit die Vereine in der Pflicht sieht: "Die Manager sind gefragt. Die WM hat viele Familien angesprochen, das war unser Publikum. Um dieses Publikum müssen sich auch die Klubs kümmern."
Jones: "Dem Frauenfußball mehr Struktur geben"
Kümmern muss sich aber auch Neid, die kurz vor dem Bundesliga-Start erstmals eigene Fehler bei der WM eingeräumt hat: Das Verhältnis zu den Klubs muss besser werden. Die heftige Kritik, die vor allem Potsdams Trainer Bernd Schröder und Frankfurts Manager Siegfried Dietrich nach dem WM-Aus im Viertelfinale gegen Japan (0:1 n.V.) an Neid geübt hatten, steht immer noch im Raum.
Auch die neue DFB-Direktorin für den Frauenfußball ist gefordert. Steffi Jones muss dafür sorgen, dass die Kluft zwischen der äußerst populären Nationalmannschaft und den kaum beachteten Klubs kleiner wird. 'Die WM hat neue Maßstäbe gesetzt. Nun liegt es an uns, dem ganzen Frauenfußball etwas mehr Struktur zu geben. Aber wir werden das Rad nicht neu erfinden', sagte die Organisations-Chefin der WM.
Ob Jones erfolgreich ist, wird unter anderem an den Zuschauerzahlen in den Stadien und der Präsenz im Fernsehen gemessen werden. Der Besucher-Rekord, der in der Saison 2007/08 mit durchschnittlich 887 Zuschauern aufgestellt wurde, sollte zumindest auf einen vierstelligen Wert verbessert werden. Einen kleinen Erfolg hinsichtlich der TV-Übertragung feierte die Liga vor dem Start immerhin: Die Parie zwischen Frankfurt und der SG Essen-Schönebeck (11.15 Uhr) wird live im Hessischen Rundfunk gezeigt. (sid)