Köln. Alexandra Popp steht mit dem VfL Wolfsburg im DFB-Pokalfinale. Gegen die SGS Essen winkt dem Team der Gevelsbergerin der sechste Titel in Folge.

Wenn Alexandra Popp ihr Herz verliert, dann lässt sie die ganze Welt daran teilhaben. „Ich bin verliebt“, schrieb sie vor wenigen Tagen unter ein Bild in den Sozialen Medien. Auf dem Foto war zu sehen, wie sie auf dem Rasen kniet, glücklich in die Kamera lächelt und die rechte Hand auf jene große Schale legt, der in diesem Moment all ihre Zuneigung galt: auf die Meistertrophäe der Frauenfußball-Bundesliga. Popp war verliebt, Popp war erfolgreich, Spielführerin Popp feierte mit dem VfL Wolfsburg das erfolgreiche Ende der Saison. Mal wieder. Es war ihre vierte Meisterschaft mit den Fußballfrauen des VfL in Folge, die sechste insgesamt.

Gut möglich, dass sich Alexandra Popp am Samstag erneut verlieben wird. Die Trophäe wird dann nicht rund und breit sein, sondern optisch in ihrer hohen und schlanken Formgebung eher an den WM-Pokal der Männer erinnern. Im Müngersdorfer Stadion in Köln steht der VfL Wolfsburg im Finale um den DFB-Pokal an diesem Samstag der SGS Essen gegenüber (16.45 Uhr/ARD). Es ist ein ungleiches Kräfteverhältnis: Der in dieser Saison ungeschlagene Bundesligameister gegen den Ligafünften, das dominierende Team der vergangenen Jahre gegen den Klub aus dem Ruhrgebiet, der sich in den jüngsten Jahren zwar erfolgreich im oberen Tabellenbereich positionierte, der aber nach dem Finale vor einem personellen Umbruch steht, wenn die vier aktuellen deutschen Nationalspielerinnen den Verein verlassen. Die Niedersachsen sind haushoher Favorit, mal wieder. Alexandra Popp steht vor ihrem sechsten Pokalsieg mit dem VfL Wolfsburg in Folge, dem siebten insgesamt.

Popps selbstbewusste Kampfansage Richtung Essen

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„Der Pokal gehört nach Wolfsburg und da soll er auch wieder hin“, lautet Popps Kampfansage. Es sind selbstbewusste Worte, aber wenn sie jemand im deutschen Frauenfußball sprechen darf, ohne dass sie als Zeichen von Überheblichkeit ausgelegt werden, dann ist es Alexandra Popp. Sie ist Olympiasiegerin, sie hat die Champions League zweimal und den Vorgängerwettbewerb einmal gewonnen, sechsmal die Deutsche Meisterschaft, achtmal den DFB-Pokal. Sie ist eine, die im Fußball nichts mehr überraschen kann, die schon mit 29 alles gesehen hat, die längst zu den fleißigsten Titelsammlerinnen im deutschen Frauenfußball gehört.

Dass der VfL als erster Verein zum sechsten Mal in Serie triumphieren kann, sei Popp relativ egal. „Aber im Gleichklang mit dem Titel wäre es natürlich umso schöner“, sagt sie in ihrer direkten Art, und der Klang der Sätze lässt ihre Herkunft schnell erkennen. Popp wurde in Witten geboren, wuchs in Gevelsberg auf, ging auf die Schule mit Nachwuchsfußballern des FC Schalke und verbrachte viele Jahre in Duisburg beim Bundesligisten FCR 2001, mit dem sie zweimal den DFB-Pokal unter der aktuellen Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg gewann. Wenn Popp spricht, trifft es der Begriff Ruhrpottschnauze, diese Mischung aus Herzlich- und Ehrlichkeit, ganz gut.

Champions-League-Sieg ist oberstes Ziel

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Schnörkellos ist auch ihr Spiel. Mit ihrer körperlichen Präsenz ist sie im gegnerischen Strafraum stets gefährlich, im defensiven Mittelfeld springt die Spielführerin der Nationalmannschaft aber auch ein, wenn das wie vor einem Jahr bei der WM in Frankreich nötig ist. Die Corona-Zwangspause hat sie zudem dazu genutzt, sich in einem Bündnis mündiger Spieler zu engagieren, in dem sie zusammen mit den Bundesliga-Männern für Veränderungen aus Sicht der Profis eintritt. Rein sportliche Veränderungen wird sie allerdings nicht begrüßen – nicht heute im Pokalfinale. Und sollte der VfL Wolfsburg seiner Favoritenrolle gerecht werden, winkt das zweite Triple nach 2013: Vom 21. bis 30. August wird in Bilbao und San Sebastian bei einem Finalturnier um den Henkelpokal in der Champions League gekämpft. Es ist Alexandra Popps erklärtes Ziel, die Königsklasse zu gewinnen, es wäre der größte Erfolg der Saison. Es wäre die ganz große Liebe.