Rennes. Das deutsche Team hat es weit gebracht unter den Umständen. Mit einer neuen Trainerin und dem jüngsten Team des Wettbewerbs. Ein Kommentar.

Ja, der erste Blick ist ernüchternd. Viertelfinal-Aus bei der WM, die Qualifikation für die Titelverteidigung bei den Olympischen Spielen 2020 nicht geschafft.

Ja, es war kein gutes Spiel er deutschen Fußballerinnen, dieses Viertelfinale gegen Schweden. Zumindest nicht mehr nach den anfänglichen 20 Minuten. Schnitzer in der Abwehr, Ideenlosigkeit im Angriff: Nachdem Schweden den Ausgleich markiert hatte, lief im Team von Martina Voss-Tecklenburg nicht mehr viel zusammen. Daran konnte auch die Einwechslung der angeschlagenen Dzsenifer Marozsan nicht mehr ändern.

Ja, es war ein Abend zum Vergessen. Aber nein, es ist kein Abend, um den deutschen Frauenfußball komplett abzuschreiben. Dieses deutsche Team hat es weit gebracht unter den gegebenen Umständen. Unter einer neuen Trainerin. Mit dem vom Altersdurchschnitt her jüngsten Team des Wettbewerbs (25 Jahre, 10 Monate). Mit 15 WM-Neulingen.

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Ja, man könnte der Bundestrainerin einen Vorwurf daraus machen, auf eben jene unerfahrene Mannschaft zu setzen, in der es auf der einen oder anderen Position an Qualität fehlt. Man könnte ihr aber auch Respekt dafür zollen, mit viel Mut einen Verjüngungsprozess angestoßen, auf Talente gesetzt zu haben. Deshalb muss das WM-Aus auch kein Rückschlag im Kampf um Aufmerksamkeit sein: In Lena Oberdorf und Giulia Gwinn sind zwei Teenager in den Fokus gerückt, die das Zeug zu wahren Stars in diesem Sport haben. Die schon jetzt Vorbilder für Mädchen sind, die nur wenig jünger sind als sie selbst.

Nein, am Posten der Bundestrainerin darf nicht gerüttelt werden. Mit einer Mischung aus Lockerheit und Ehrgeiz, mit ihrer Erfahrung und ihrem pädagogischen Geschick hat Martina Voss-Tecklenburg diesem jungen Team ein Selbstverständnis gegeben, mit dem es so manche schwierige Phase überstanden hat. Die 51-Jährige wird ihren Spielerinnen nun erzählen, dass man nach Niederlagen wieder aufstehen muss, dass man gestärkt aus ihnen hervorgehen kann. Sie ist das beste Beispiel. Das hat sie selbst als Spielerin und Trainerin oft genug selbst gemacht.