Rennes. Für das deutsche Team ist nach dem 1:2 gegen Schweden die Weltmeisterschaft in Frankreich beendet. Mannschaft verpasst auch Olympiaqualifikation.
Sie blickten ungläubig zur Anzeigetafel, als könnten sie es selbst kaum fassen. Deutschland 1, Schweden 2 stand dort. Sie trösteten sich gegenseitig, lagen sich enttäuscht in den Armen. Die Blicke leer, die Körpersprache zeigte pure Enttäuschung. Die deutschen Fußballerinnen sind im Viertelfinale der Weltmeisterschaft in Frankreich gescheitert. Statt am Mittwoch im Halbfinale in Lyon gegen die Niederlande zu spielen, wird das Team von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg nun zurück nach Deutschland fliegen. Die WM ist vorbei, und auch der Traum von Olympia ist futsch. Mit dem Halbfinaleinzug wäre die Qualifikation für die Sommerspiele in Tokio geschafft gewesen. Nur die drei besten europäischen Teams der WM erhalten kommendes Jahr die Starterlaubnis. Gespielt wird also ohne den Titelverteidiger.
Voss-Tecklenburg: „Wir werden daran wachsen“
„Das tut weh“, sagte Dzsenifer Marozsan. „Gerade herrscht einfach nur Leere“, sagte Sara Doorsoun. „Ich hätte mir wirklich gewünscht, noch länger hier zu sein“, sagte Sara Däbritz. „Wir werden daran wachsen“, sagte Martina Voss-Tecklenburg. Die Nationalspielerinnen und die Bundestrainerin einte der Schock nach dem Turnieraus. 1:2 (1:1) gegen Schweden – alle waren sich einig: Da war eigentlich mehr drin. Zumal die ersten 20 Minuten starke der deutschen Mannschaft waren.
Auch Einsatz von Dzsenifer Marozsan half nicht
Weit über 30 Grad herrschten auch am Samstagabend noch auf dem Rasen des Stadions in Rennes in der Bretagne, aber das deutsche Team startete cool. Linda Dallmann, erstmals in der Startelf stehend, riss mit ihrer Schnelligkeit Lücken, gleich mehrfach war sie an guten Kombinationen beteiligt. Die erste wirkliche Chance gab es in der sechsten Minute, doch der Freistoß von Lina Magull war leichte Beute für Schwedens Torhüterin Hedvig Lindahl. Dennoch: Das deutsche Team war motivierter, präsenter. Schwedens erste Chance war ein Konter durch Sofia Jakobsson, den Deutschlands Torhüterin Almuth Schult mit dem linken Fuß noch entschärfen konnte (13.). Dann aber feierte das Team von Martina Voss-Tecklenburg: Fehlpass im schwedischen Strafraum, Sara Däbritz leitete den Ball geistesgegenwärtig auf Lina Magull, die die Kugel formschön per Seitfallzieher einnetzte. 1:0 in der 16. Minute. „Das sah richtig gut aus von draußen“, befand Dzsenifer Marozsan, die zu diesem Zeitpunkt noch auf der Bank saß. Im Auftaktspiel vor drei Wochen hatte sie sich einen Zeh gebrochen, seitdem lautete die Frage, wann die 27-Jährige wieder die Regie im deutschen Spiel übernehmen würde. „Diese ersten 20 Minuten waren super“, fand auch Sara Däbritz, mit drei Treffern Deutschlands erfolgreichste Turniertorschützin.
Deutsche nutzen Chancen nicht
Kurz darauf hätte Lea Schüller mit einem Kopfball gar erhöhen können (19.), doch es kam, wie es im Fußball nun mal so kommt, wenn die Chancen nicht genutzt werden: Konter der Schwedinnen durch einen Befreiungsschlag von Linda Sembrant, der Ball flog über Deutschlands Abwehrchefin Marina Hegering hinweg vor die Füße von Sofia Jakobsson, die sich nicht lumpen ließ. Almuth Schult brachten noch einen Fuß an den Ball, doch konnte sie den Ausgleich nicht verhindern (22.). Es war ihr erstes Gegentor in diesem Turnier. „Dieser eine lange Ball hat das ganze Spiel kaputt gemacht“, ärgerte sich die Torhüterin. „Wenn ich den halte, läuft das Spiel vielleicht ganz anders.“
Schweden nutzt die Abkühlpause
Schweden war nun deutlich stärker, und selbst die „Cooling Break“, die Abkühl-Pause in der 33. Minute, bewahrte das deutsche Team nicht davor, auch danach wieder in hitzige Situationen zu geraten. In der 36. Minute entschärfte Almuth Schult einen Konter durch Stina Blackstenius, acht Zeigerumdrehungen später rettete Abwehrspielerin Sara Doorsoun in höchster Not.
Auch Maroszan kann die Niederlage nicht verhindern
Es musste etwas passieren, und die Bundestrainerin reagierte. Zu Beginn der zweiten Halbzeit kam Dzsenifer Marozsan. Doch selbst Deutschlands wohl beste Fußballerin konnte nicht verhindern, dass nur eine Minute später das 2:1 für Schweden fiel. Den Kopfball von Fidolina Rolfo faustete Schult noch weg, doch landete der Ball genau vor den Füßen von Stina Blackstenius. Frühe Ernüchterung im zweiten Durchgang, die man dem deutschen Spiel auch in den Folgeminuten anmerkte. Die Kombinationen verpufften, das deutsche Team kam kaum zu nennenswerten Chancen. Lena Oberdorf, das 17-jährige Wunderkind, kam für Lea Schüller (70.). Letzte Versuche der Bundestrainerin, dieser Partie neue Impulse zu verleihen. Es brachte nichts, auch mit der Brechstange kamen die deutschen Fußballerinnen nicht mehr zum Erfolg. Schlusspfiff, Enttäuschung. Die WM war für Deutschland beendet. „Ich hoffe trotzdem, dass die Leute im Stadion und vor dem Fernseher gesehen haben, dass diese junge Mannschaft Potential hat“, sagte Martina Voss-Tecklenburg. „Wir sind ein Team in der Entwicklung. Nur, weil wir ein Spiel verloren haben, stellen wir jetzt nicht alles infrage.“