Montpellier. Dank des 4:0 gegen Südafrika und des Gruppensiegs gehen die deutschen Fußballfrauen im WM-Achtelfinale einem hochkarätigen Gegner aus dem Weg.
Auf dem Rasen gab es hängende Köpfe und traurige Blicke. Das Spiel war verloren, klatschend verabschiedeten sie sich vom Publikum in Montpellier und bereiteten sich auf die Heimreise vor. Für Südafrika ist die WM in Frankreich nach der Vorrunde vorbei, es war die erste Endrundenteilnahme des Landes überhaupt. Für die deutschen Fußballfrauen aber geht das Turnier der Weltbesten weiter. Durch das 4:0 (3:0) hat sich das Team von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg als Gruppenerster eine gute Ausgangslage für das Achtelfinale geschaffen. In dem geht es am Samstag in Grenoble gegen einen der besten Dritten der Nebengruppen (17.30 Uhr/ZDF/DAZN), statt als Gruppenzweiter am Montag in Reims womöglich auf die Fußball-Großmacht USA zu treffen. Alles läuft nach Plan.
„Wir haben eine sehr gute Ausgangslage für den ersten Platz. Dafür müssen wir den entscheidenden Schritt machen", hatte Martina Voss-Tecklenburg vor dem letzten Vorrundenspiel gesagt. Die Partien gegen China und Spanien zuvor: teilweise wackelig. Zwei Siege hatte ihr Team trotzdem gefeiert und den Achtelfinaleinzug gesichert. Der Ausfall von Spielmacherin Dzsenifer Marozsan gleich zu Beginn des Turniers hatte aber einen Teil zur Nervosität, zu vielen Fehlern im Spielaufbau und im Passspiel geführt. Und gezeigt: Diese junge deutsche Mannschaft muss sich erst noch finden.
Keine großen Veränderungen
Ein Prozess, den auch die Bundestrainerin im Blick hatte und deshalb gegen Südafrika auf große Veränderungen verzichtete: Im Vergleich zum Spiel gegen Spanien wurden lediglich Kathrin Hendrich, Lena Oberdorf und Lena Goeßling in der Startelf durch Melanie Leupolz, die 18-jährige Klara Bühl und Lina Magull ersetzt. Leupolz war es auch, die als erste jubelten. Die 15. Minute lief, als die Spielerin des FC Bayern nach einem Eckball unbedrängt aus nächster Nähe einköpfte.
Es war ein Treffer, der sich angebahnt hatte. Gleich von Beginn hatten die deutschen Frauen Druck gemacht und die Südafrikanerinnen mit Abspielfehlern reagiert. Sara Däbritz hatte gleich zwei gute Chancen, einmal verpasste sie eine Hereingabe von Lina Magull (4.), dann segelte ihr Distanzschuss übers Tor (7.). Eine weitere Gelegenheit bot sich durch einen Freistoß: Doppelfinte, kurzer Pass in den Strafraum, doch Abwehrchefin Marina Hegering war mit der Hand am Ball (10.).
Kleine Unstimmigkeiten auch im deutschen Spiel
So kam es dann zu jener Szene in der 15. Minute. 28 Grad, Sonnenschein – es war fast schon ein Sommerkick vor 15.502 Zuschauern, in dem die Südafrikanerinnen solch große Lücken ließen, dass die deutschen Frauen sich mit einfachen Passkombinationen immer wieder vors Tor arbeiten konnten. Was sie auch taten.
Zwischenzeitlich gab es zwar auch im deutschen Spiel kleine Unstimmigkeiten, wie beispielsweise einen verunglückten Rückpass von Marina Hegering, den Torhüterin Almuth Schult aber noch entschärfen konnte (27.). Ein kurzer Schockmoment, dem aber nur Sekunden später ein erneuter Torjubel folgte. Eine eigentlich harmlose Hereingabe von Verena Schweers lenkte Südafrikas Torfrau Andile Dlamini direkt vor die Füße von Sara Däbritz, die nur noch einschieben musste. 2:0 in der 29. Minute.
Popp erzielte ihren langersehnten Treffer
Genug gejubelt? Alexandra Popp hatte das sicher nicht. Bisher war es wahrlich nicht das Turnier der deutschen Spielführerin. Gegen China ließ sie viele Chancen ungenutzt, gegen Spanien rückte sie während des Spiels aus dem Sturm ins defensive Mittelfeld und löschte dort die Brandherde. Nun erzielte auch die 28-jährige Gevelsbergerin vom VfL Wolfsburg ihren lange herbeigesehnten Treffer. Per Kopf, nach einer Flanke von Giulia Gwinn (40.). Feiernd lief sie Richtung Ersatzbank.
Zweite Halbzeit, ähnliches Bild. Beim Eckball führte die Kombination von Melanie Leupolz und Alexandra Popp noch nicht zum Erfolg (55.), doch dann war es Marina Hegering von der SGS Essen, die einen strammen Kopfball aufs Tor brachte, den Lina Magull nur über die Linie drücken musste (58.). Von Beginn an herrschte auf dem Spielfeld eine qualitative Zweiklassengesellschaft, und das sollte sich auch bis zum Abpfiff nicht mehr ändern. Martina Voss-Tecklenburg klatschte zufrieden in die Hände. Alles läuft nach Plan. Nun geht es weiter nach Grenoble.