Valenciennes. Deutschlands Gegner am Mittwoch hat erst ein WM-Spiel überhaupt gewonnen. Doch der schlafende Riese zählt trotzdem zum Kreis der Favoriten.

Der Sieg war ein historischer. 3:1 hatte Spanien am Samstag sein Auftaktspiel bei der Fußball-WM gegen Südafrika gewonnen. Der erste Sieg bei der WM in Frankreich. Mehr noch: Es war der erste WM-Sieg der spanischen Frauen überhaupt.

2015 beim Turnier der Weltbesten in Kanada erschienen die Spanierinnen erstmals überhaupt auf der WM-Bühne, um diese nach der Vorrunde wieder sieglos zu verlassen. Nun, im nordfranzösischen in Valenciennes, zählen sie aber plötzlich gar zum erweiterten Favoritenkreis. Dank der starken Nachwuchsteams, mit denen Spanien in den jüngsten Jahren für Furore gesorgt hat, insgesamt sieben EM- sowie einen WM-Titel haben die U-Teams bereits gewonnen. Und dank Trainer Jorge Wilder.

Ungeschlagen durch die Qualifikation

Der 37-Jährige ist der jüngste Trainer des Turniers in Frankreich. Acht Siege hat er mit seinem Team in den acht WM-Qualifikationsspielen eingefahren, dabei trafen die Spanierinnen stolze 25 Mal und kassierten nur zwei Gegentore. Der einstige Nobody des Frauenfußballs ist auf Platz 13 der Weltrangliste emporgeklettert.

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„Frauenfußball spielte lange eine untergeordnete Rolle in Spanien. Ich freue mich, dass sich das geändert hat“, sagte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg. Wohlwissend, dass die Partie am Mittwoch (18 Uhr/ZDF/DAZN) alles andre als ein Selbstläufer wird. „Das wird ein Spiel auf Augenhöhe.“

60.000 Zuschauer in Spanien

In den jüngsten Wochen gab es immer wieder Meldungen über den spanischen Frauenfußball. 60.000 Zuschauer sahen im März das Topspiel zwischen Meister Atletico Madrid und dem FC Barcelona im Wanda Metropolitano - mehr als je zuvor bei einem Klubduell. Zahlen, die beim Deutschen Fußball-Bund aufhorchen ließen, auch wenn das Gros der Besucher mit Freikarten ins Stadion pilgerte. Zum Vergleich: In der Bundesliga sehen im Durchschnitt 800 Zuschauer zu, beim DFB-Pokalfinale am 1. Mai zwischen dem VfL Wolfsburg und dem SC Freiburg kamen keine 18.000 Zuschauer nach Köln.

Doch beim WM-Auftakt gegen Südafrika wurde das spanische Nationalteam den hohen Erwartungen nicht ganz gerecht. Der Ballbesitz-Anteil war hoch, typisch spanisch eben. Doch es mangelte an Durchschlagskraft.

Trainer war einst Balljunge beim FC Barcelona

Als Schlüsselspielerinnen baut Vilda auf Abwehrspielerin Irene Paredes von Paris St. Germain und vorne auf Atletico Madrids Jennifer Hermoso, mit 24 Treffern Torschützenkönigin der abgelaufenen Saison in der Primera Division. Gegen den krassen Außenseiter Südafrika war die 29-Jährige zweimal per Elfmeter erfolgreich gewesen.

Und Trainer Jorge Wilder? Der war einst Balljunge beim FC Barcelona, spielte dort in den Jugendendmannschaften. Doch eine Knieverletzung beendete den Profitraum früh. Nach zwei EM-Titeln mit Spaniens U17-Mädchen wurde er 2015 zum Trainer Frauenmannschaft – und soll diese nun zu ähnlichen Erfolgen führen. Respekt hat Vilda vor dem Gegner aber allemal: „Deutschland ist eine der besten Mannschaften der Welt. Das wird schwer.“