Rennes. Die deutschen Fußballfrauen treffen am Samstag um 15 Uhr in ihrem ersten WM-Spiel auf China. Ein Gegner, der schwer einzuschätzen ist.

Es regnete in Strömen, als Svenja Huth im französischen Rennes über ihre Vorlieben beim Fußballspielen sprach. Über jene Wetterlage, die zum Zeitpunkt vor dem Abschlusstraining der deutschen Frauen am Freitag vorherrschte. „Ich mag dieses Fritz-Walter-Wetter eigentlich“, sagte die Stürmerin, wohlwissend, dass es am Samstag zum WM-Auftakt der deutschen Frauen ähnliche Wetterverhältnisse geben könnte. Los geht es um 15 Uhr gegen China (ARD). Gegen einen Gegner, der schwer einzuschätzen ist.

Auf der Suche nach alter Stärke

Die einstige Pionier-Nation des Frauenfußballs ist nämlich auf der Suche nach alter Stärke. Seit der WM 1999 in den USA, als sie den US-Girls erst im Elfmeterschießen des Finals unterlagen, kamen die Spielerinnen aus dem Reich der Mitte bei Weltmeisterschaften nicht mehr über das Viertelfinale hinaus. Viermal wurde in den jüngsten vier Jahren der Trainer ausgetauscht, nun soll es der frühere Nationalspieler Jia Xiuquan richten. „Immer wenn wir gegen starke Mannschaften spielen, ist es ein Lernprozess. Das ist auch gegen Deutschland so“, sagte der 55-Jährige am Freitag in Rennes. Den eigenen Medien gegenüber hatte er die Ziele noch etwas forscher formuliert: „Ich habe gesagt, dass das Finale unser Ziel ist", sagte er der Nachrichtenagentur Xinhua, „ich möchte, dass meine Spielerinnen große Träume haben.“ Man habe sich zuletzt physisch und taktisch gesteigert: „Alle Spielerinnen sind besser geworden."

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Entsprechend motiviert geht das chinesische Team auch zu Werke: „Es ist egal, wie stark der Gegner ist, wir müssen unser Bestes geben und unsere Stärken zeigen", sagte Kapitänin Haiyan Wu. Für Schlagzeilen sorgte in der jüngeren Vergangenheit unter anderem die Angreiferin Wang Shanshan, die bei den Asienspielen im vergangenen Jahr in einem Spiel stolze neun Tore erzielte - nachdem sie erst in der 56. Minute gegen Tadschikistan eingewechselt worden war. Die 29-Jährige traf auch bei der Generalprobe des achtmaligen Asienmeisters gegen den WM-Gastgeber Frankreich, der letzte Härtetest vor der Endrunde ging in der Vorwoche dennoch 1:2 verloren.

Bundestrainerin: "Gefährlich im Angriff"

„Ich sehe die Stärken des chinesischen Teams ganz klar im Angriff“, sagt auch Bundestrainerin Martina Voss-Teckleburg. „Wir müssen hinten kompakt stehen – und vorne dann selbst unsere Hausaufgaben machen.“ Sprich: das Tor treffen. Chinas Spielführerin Wu blickt dem Duell mit der DFB-Elf mit großer Vorfreude entgegen. „Das wird sehr aufregend. Wir wissen, wie stark die deutsche Mannschaft ist“, sagte die 26 Jahre alte Abwehrspielerin.

Übrigens: Zur Turniervorbereitung gehörten auch ungewöhnliche Maßnahmen. Fleißig wurde die Schulbank gedrückt, der Unterricht im Fach „Mutterland in meinem Herzen" sollte bei den Spielerinnen das politische Wissen und die Leidenschaft für das kommunistisch regierte Land stärken.