Düsseldorf. Joel Pohjanpalo erzielte mit seinem ersten Tor für den Fußball-Zweitligisten Fortuna Düsseldorf den Siegtreffer zum 3:2 (2:1) im Spiel gegen den 1. FC Heidenheim. Der Aufsteiger konnte zuvor zweimal eine Führung von Doppeltorschütze Charlison Benschop ausgleichen.

Die Beine waren schwer. Im Kopf fühlte sich Charlison Benschop müde, wie Fortunas Stürmer nach 90 nervenaufreibenden Minuten am Sonntagmittag einräumte. Zuvor hatte der Curacao-Niederländer für die optischen und nach dem Schlusspfiff auch für die akustischen Höhepunkte beim ersten Saison-Heimsieg des Fußball-Zweitligisten gesorgt. „Ganz ehrlich“, gestand Benschop nach dem 3:2 (2:1)-Sieg gegen den stark aufspielenden Aufsteiger aus Heidenheim, „die Humba mit den Fans fiel mir am Ende schwerer, als die zwei Tore zu schießen.“

Fortunas Cheftrainer Oliver Reck vertraute zum Start in die englische Woche seiner zuvor zweimal siegreichen Startelf, in der Jonathan Tah sein Debüt für den freigestellten Bruno Soares (siehe Rand) feierte.

Frühes Pressing

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Die Fortuna tat sich im Spielaufbau gegen früh störende Heidenheimer zunächst schwer. Zumindest in den ersten 20 Spielminuten ging das Konzept der Gäste, die Rothemden mit einer Handvoll Spieler schon früh in der eigenen Hälfte zu attackieren, auf. Hinter dem pressenden Sturm-Duo Morabit/Niederlechner lauerte ein Trio als Abfangschirm auf den so mehrfach erzwungenen Fehlpass. Die sich ergebenden Räume nutzte die Fortuna immer dann, wenn es schnell über die Außen ging. Wie beim 1:0 (23.), als Lukas Schmitz auf der linken Seite Laufkilometer-Sammler Axel Bellinghausen in Szene setzte, der vor dem herausstürmenden Heidenheimer Torhüter Jan Zimmermann den Ball in die Mitte grätschte, wo Charlison Benschop nur noch einschieben musste.

Nur sechs Minuten später hätte der gestern prächtig aufgelegte Stürmer nachlegen können, als ihn Schmitz nach einem Fehlpass von Kraus über links in Szene setzte. Doch Keeper Zimmermann bekam im Hürdensitz gerade noch den linken Fuß an den Ball.

Tah freut sich auf ein "geiles Spiel" in Bochum

Unaufgeregt und abgeklärt – so kennt man Fortunas jüngsten Neuzugang Jonathan Tah, der trotz seiner 18 Jahre schon reichlich abgezockt wird. „Ich habe versucht, meine Nervosität nicht nach außen zu zeigen und stattdessen meine ruhige Art auszustrahlen. Das ist schließlich gerade auf meiner Position sehr wichtig“; meinte der Innenverteidiger. Und freut sich schon auf die nächste Partie am Donnerstag (20.15 Uhr) beim Spitzenreiter in Bochum: „Das wird bestimmt ein geiles Spiel!“

Letzteres lieferte am Sonntag Charlison Benschop ab, der neben seinen zwei Treffern auch viel für die Defensive arbeitete: „Wir müssen jetzt genau so weitermachen. Meine zwei Tore waren nicht schwer, schließlich haben mir meine Nebenleute die Bälle super aufgelegt. Die Humba am Ende mit den Fans wollte ich eigentlich Axel Bellinghausen überlassen. Er hat sie sich mit einer überragenden Leistung verdient!“

Überglücklich war am Sonntagnachmittag auch Joel Pohjanpalo. 22 Minuten nach seiner Einwechslung erzielte der von Bayer Leverkusen ausgeliehene Stürmer sein erstes Tor im Fortuna-Trikot, welches er lautstark vor der Fankurve feierte. „Dieser Moment war einfach pure Emotion“, sagte der Finne, „Michael Liendl hat den Ball zuvor genau zwischen beide Verteidiger geflankt, das war eine starke Vorarbeit.“

Zufrieden war auch Abwehrchef Adam Bodzek: „Wir sind in diesem Spiel zweimal wieder zurückgekommen und haben Moral bewiesen!“ (Marcus Gülck)

Die Führung der Fortuna hielt indes keine Viertelstunde. Nach einer scheinbar schon geklärten Szene vor dem Strafraum wurde Strauß´ Rechtsflanke zur Vorlage für Heidenheims Torjäger Florian Niederlechner, der das Duell am zweiten Pfosten gegen Julian Schauerte gewann (37.). Die Antwort der Fortuna ließ nur fünf Minuten auf sich warten. Die Linksflanke des starken Lukas Schmitz legte Michael Liendl am rechten Strafraumrand uneigennützig auf den besser positionierten Charlison Benschop in die Mitte ab, der mit einem wuchtigen Schuss die Führung wieder herstellte.

Linke Seite war brandgefährlich

Auch nach der Pause blieb Fortunas linke Seite brandgefährlich. Lukas Schmitz und Axel Bellinghausen kombinierten sehenswert. Fast hätte sich auch Doppeltorschütze Charlison Benschop einen Assistpunkt verdient, als er Stürmerkollege Erwin Hoffer auf die Reise schickte, doch der Österreicher scheiterte freistehend vor Zimmermann und machte kurz darauf für Joel Pohjanpalo Platz.

Die Fortuna schien die Gäste nun endgültig im Griff zu haben. Was sich als trügerisch erwies. Nicht nur, weil der Aufsteiger von der Ostalp sechs seiner bisherigen acht Saisontore in den zweiten 45 Minuten erzielte.

Nach einem feinen Solo von Axel Bellinghausen über die komplette linke Seite und einem daraus resultierenden Eckball, ging es schnell. Am Ende des Heidenheimer Konters stand erneut Florian Niederlechner frei am linken Strafraumeck und ließ Keeper Michael Rensing mit einem Schlenzschuss zum erneuten Ausgleich (68.) keine Chance.

„Nach der Ecke hätten wir den Ball über den Fangzaun schießen müssen“, monierte Chefcoach Reck. Was in der 82. Spielminute zur Makulatur wurde, als Michael Liendl Joker Joel Pohjanpalo mit einer maßgeschneiderten Rechtsflanke im Strafraum bediente.