Düsseldorf. Paul Jäger hat es eilig. Auf dem Weg in sein Büro nimmt Fortunas Finanzvorstand auch schon mal zwei Stufen auf einmal die Treppe hinauf zur Geschäftsstelle am Flinger Broich. Es ist einiges an Arbeit liegen geblieben. Zwei Wochen lang weilte der 57-Jährige bei der Weltmeisterschaft in Brasilien. „Ich habe alle drei Vorrundenspiele der deutschen Mannschaft gesehen.“

Jäger wäre nicht Jäger, wenn er die Dienstreise nicht im Zeichen Fortunas genutzt hätte. Zwischen Salvador, Fortaleza und Recife ging er im neuen Fortuna-Trikot auf Werbetour für den Fußball-Zweitligisten: „Ich konnte während meiner Zeit in Brasilien neue Mitglieder aus Gelsenkirchen, Bremerhaven und Hannover für den Verein gewinnen“, sagt er im NRZ-Gespräch. Dass sich Fortunas Mitgliederstamm seit 2006 von 2000 auf mittlerweile 24 000 Mitglieder verzwölffacht (!) hat, ist zu großen Teilen auch ein Verdienst von Jäger.

Fachkundige Schaltzentrale

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Zurück in seinem Flingerner Büro wechseln sich zum Dienstjubiläum nachfragende Mitarbeiter und das klingelnde Telefon ab. Seit 25 Jahren ist Jäger mittlerweile die fachkundige Schaltzentrale, wenn es bei der Fortuna um Zahlen, Finanzen und die Lizenzierung geht. Das Vierteljahrhundert ist nicht spurlos an ihm vorübergegangen.

Gerade in Zeiten, als der Verein wieder einmal um seine nackte Existenz kämpfte, als Jäger und „seine“ Fortuna mehr als nur zwei Stufen zu erklimmen hatte, ließ er die Sorgen nicht hinter der Bürotüre zurück.

„Meine Gesundheit hat sehr gelitten“

„Ich habe die Probleme oft mit nach Hause zu meiner Familie und nachts auch mit ins Bett genommen“, sagt Jäger, „auch meine Gesundheit hat darunter sehr gelitten.“

Er hätte es sich einfach machen können, doch ein Job- oder Vereinswechsel kam für Jäger, der seit Juli 1989 für die Fortuna arbeitet und vor vier Jahren vom kaufmännischen Geschäftsführer in den Vorstand aufrückte, auch dann nicht in Frage, als der Verein sein Schattendasein in der viertklassigen Oberliga fristete und mit dem drohenden finanziellen Kollaps im Nacken über die Fußball-Dörfer tingelte: „Ich habe immer daran geglaubt, dass es aufwärts geht. Auch in Zeiten, als es nur darum ging, Bankbürgschaften aufzutreiben.“

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Höhepunkte und Tiefschläge gab es in 25 Jahren reichlich: „Die Aufstiege waren toll, jeder Abstieg dagegen ein Stich ins Herz!“ Mit seiner ehrlichen, direkten und authentischen Art ist Jäger kein Funktionär, der gefallen will. Dass ihm das Wohl „seiner“ Fortuna über alles geht, ist keine blanke Attitüde. Er nimmt kein Blatt vor den Mund. Weder, wenn der Verein mal wieder wegen Verstößen seiner Fans vom DFB zur Kasse gebeten wird, noch wenn intern Meinungsverschiedenheiten vorliegen. Das soll auch in Zukunft so bleiben. „Wenn ich noch einmal sehe, dass dem Verein etwas Grundlegendes passiert, werde ich schreien!“

Sein Vertrag wurde um weitere drei Jahre verlängert. Jäger ist mit seiner Arbeit noch längst nicht am Ziel. Im sportlich wie finanziell soliden Fahrwasser kann er zumindest „nachts wieder ruhig schlafen“.