Düsseldorf. In einem Jahr hatte Fortuna Düsseldorf vier verschiedene Cheftrainer an der Seitenlinie. Doch erst unter Feuerwehrmann Oliver Reck und in den letzten sechs Spielen der diesjährigen Fußball-Zweitliga-Saison zeigte der Bundesliga-Absteiger wieder begeisternde Leistungen. Ein Kommentar.

Man kann wirklich nicht behaupten, Fortuna Düsseldorfs Lenker hätten bei der Trainerfrage in den vergangenen zwölf Monaten ein glückliches Händchen bewiesen. Vier Übungsleiter torpedieren nicht nur die allseits betonte Kontinuität. Sie belasten auch den Etat.

Während der katastrophalen Bundesliga-Rückrunde unter Norbert Meier zögerte der Vorstand – bis zum Last-Minute-Abstieg. Der Fehler kostete 20 Millionen Euro.

Old-School-Stil von Köstner traf nicht auf fruchtbaren Boden

Die Ideallösung mit Mike Büskens entpuppte sich als Rohrkrepierer. Wobei nie geklärt wurde, ob der Ex-Fortune am eigenen Anspruch, einen offensiven Ball zu pflegen, an der übertriebenen Erwartungshaltung eines Wiederaufstiegs oder an der von Wolf Werner schlecht zusammengestellten 20-Nationen-Truppe gescheitert ist.

Oliver Recks Auswärtssiege nach der Büskens-Trennung retteten Fortuna in die Winterpause. Lorenz-Günther Köstner verschrieb dem Team ein defensiveres Auftreten. Der rustikale Old-School-Stil des 62-jährigen Franken, der auch öffentlich selten ein Blatt vor den Mund nimmt, traf nicht auf fruchtbaren Boden. Weil Teamgeist und Anführer im verunsicherten Spielergeflecht fehlten.

Köstners Erkrankung rund ums Ingolstadt-Spiel konnte niemand vorausahnen. Seine Bilanz mit nur einem Sieg in neun Partien ist dürftig. Mit Recks Rückkehr beim 2:1 in Paderborn wachte die Fortuna allerdings auf. Man spielte beim Bundesliga-Absteiger plötzlich Tempofußball.

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Wenn man von einem imaginär umgelegten Schalter schreiben mag, an diesem Freitagabend in Ostwestfalen hatte Reck ihn gefunden. Mit Spielqualität, jugendlicher Dynamik. Und mit Motivation.

Fortuna Düsseldorf hat eine große Chance verspielt

Die „Was wäre, wenn“-Frage schmerzt. Hinter Meister Köln tummelte sich vorwiegend dürftige Konkurrenz. Fortuna hat eine große Chance vertan, wieder im Elitekreis zu spielen. Mit Nürnberg, Braunschweig, Leipzig und vielleicht sogar dem HSV wird’s in der kommenden Spielzeit sicher schwerer.

Doch der letzte Eindruck zählt. Und der ist gerade wegen der schwungvollen Partien unter Feu-erwehrmann Reck positiv. Günstige Transfers vorausgesetzt, wird Fortuna nächste Saison zum Kreis der Bundesliga-Anwärter zählen. Die Zeit der rot-weißen Depression ist jedenfalls (erst einmal) vorbei.