Düsseldorf. . In der 2. Bundesliga hat sich Fortuna Düsseldorf mit einem 4:2-Heimsieg über den 1. FC Kaiserslautern vor 45 077 Zuschauern erfolgreich als Tabellensechster aus der Saison verabschiedet. Nach dem Schlusspfiff gab es Sprechchöre für Interimstrainer Oliver Reck und den scheidenden Tobias Levels.

Der bewegende Fußball-Nachmittag zum Abschluss der Zweitliga-Saison 2014/15 in der Arena dauerte am Sonntag 115 Minuten. Zu den 90 gespielten gesellten sich noch 25 gefeierte. Im Anschluss an den verdienten 4:2 (2:2)-Sieg über den 1. FC Kaiserslautern wurden gleich zehn Fortunen vor 45 077 enthusiastischen Fans verabschiedet.

Torwart Giefer meldete sich mit einem Sieg zum FC Schalke 04 ab

Den größten Applaus bekam Außenverteidiger Tobias Levels, dem die verweigerte Vertragsverlängerung nach zweieinhalb Jahren so ans mittlerweile rote Herz ging, dass er das Angebot letzter Worte vor dem Mikrofon an die Kurve verweigerte. Und den Applaus sprechen ließ.

Auch mit Co-Trainer Uwe Klein gingen, verständlicherweise, die Emotionen durch. In den Katakomben knallte der akribische Analytiker, der zwölf Jahre mit Fortuna durch dick und dünn gegangen war, seine Faust vor die Kabinentüre. Aus Enttäuschung über die unerwartete Trennung.

Auch interessant

Seine letzte Humba in der Arena brüllte Torhüter Fabian Giefer geradezu ins „Mikro“. Der Keeper meldete sich mit einem Sieg zum FC Schalke 04 ab. Dazu wurden Martin Latka, Stelios Malezas, Ivan Paurevic, Leon Balogun, Aristide Bancé, Samuel Piette und Eren Taskin mit Blumen und einem großen persönlichen Spielbild der laufenden Saison verabschiedet.

Neben Levels bekam Interimstrainer Oliver Reck den größten Applaus. „Olli, Olli“-Sprechchören hallten durch die Arena. 4:2-Torschütze Charlison Benschop meinte hinterher verschmitzt: „Alle lieben ihn eben!“

Eines eint den Coach und seinen Angreifer: die ungewisse Zukunft in der neuen Saison. „Ich weiß nicht, was passiert. Ich kann derzeit nur warten“, erklärte Benschop. „Mein Wunsch ist es, dass Charlie bleibt. Die Zahlen müssen allerdings stimmen“, erklärte Reck. Bislang ist der Curacao-Niederländer qua Ablöse und Honorar für einen Einjahresvertrag zu teuer.

Lorenz-Günther Köstner ist bis zum 20. Mai krank geschrieben

Recks eigene Situation wird derweil jene der vergangenen Wochen bleiben. Cheftrainer Lorenz-Günther Köstner ist nun bis 20. Mai krank geschrieben. „Wir wissen derzeit nur, dass Lorenz nicht in der Lage ist, wiederzukommen“, erklärte Sportvorstand Helmut Schulte – ohne sich auf Zeitfenster in der zweifelsfrei offenen Trainerfrage einzulassen. Seit dem 1. April fällt Köstner mittlerweile aus.

Reck holte in dieser Phase aus sechs Spielen 19 Punkte. Und hievte Fortuna noch auf Tabellenplatz sechs. „Unser Schiff fuhr in schwerer See. Dass wir Sechster werden, war nicht zu erwarten“, betonte Schulte.

Malezas flirtet mit Zweitligisten

Die Mixed Zone in den Arena-Katakomben wurde nach dem Schlusspfiff und der Verabschiedungszeremonie auf dem Rasen zur emotionalen Achterbahn der Gegensätze. Während die scheidenden Fortunen Tobias Levels und Uwe Klein auf ihrem Weg in die Kabine mit den Tränen kämpften, strahlte Michael Liendl über sein eingelöstes Tor-Versprechen. Der österreichische Regisseur hatte für den Saisonendspurt sein erstes Heimtor im Fortuna-Trikot angekündigt. „Da hatte ich mich ganz schön weit aus dem Fenster gelehnt. Umso schöner ist es nun, dass es geklappt hat. Auch wenn wir nach unserer Führung zu passiv agiert haben, lief es am Ende dann doch wieder überragend. Es ist verdammt schade, dass wir diese Leistungen nicht schon zu einem früheren Zeitpunkt in der Saison gezeigt haben!“

Trainingsrasen statt Ballermann lautet das Programm für einen anderen Torschützen des gestrigen Saisonfinales. Während die Teamkollegen die Saison im mallorquinischen Süden ausklingen lassen, wird Charlison Benschop „in Düsseldorf bleiben und trainieren!“

Einen nachdenklichen Blick zurück auf die Saison verbalisierte derweil der verletzte Andreas Lambertz: „Ich glaube, dass wir uns diese Saison unterbewusst viel zu einfach vorgestellt haben. Nachdem wir zwischenzeitlich in der Gefahrenzone waren, haben die Siege dann Selbstvertrauen gegeben. Mit dem sechsten Platz haben wir zum Schluss ein gutes Ziel erreicht.“

Einen letzten Blick zurück auf seine Zeit bei der Fortuna warf Abwanderer Stelios Malezas. „Es ist nie schön ,Auf Wiedersehen’ sagen zu müssen“, bekräftigte der Innenverteidiger, „ich gehe dennoch mit einem guten Gefühl.“ Die Chancen auf ein Wiedersehen mit dem Griechen stehen nicht schlecht: „Ich bin mit zwei Vereinen aus der zweiten Bundesliga im Gespräch!“ (Marcus Gülck)

Am Sonntag packten die Gastgeber noch einmal alles aus. Erwin Hoffer und Ben Halloran schossen nach nur neun Minuten ein 2:0 heraus. Lautern nahm danach das Heft in die Hand, glich binnen sieben Minuten noch vor der Pause aus. Im zweiten Durchgang besann sich Fortuna auf prächtig vorgetragene Konter. Hoffer allein hätte vier Sololäufe frei vor FCK-Keeper Müller ins Ziel bringen können. Spielmacher Liendl staubte einen Bolly-Lauf zum 3:2 ab. Dann kam noch Benschop. Eine Chance, ein Tor. „In mir hat es gebrannt! Da reicht ein Schuss manchmal aus“, erklärte der Torschütze lächelnd.

Heute früh geht es ins Kurztrainingslager auf Mallorca. Zwei Kicker werden dabei ihr Telefon genau beobachten: Ben Halloran (Australien) und Mathis Bolly (Elfenbeinküste) dürfen in Kürze mit einer WM-Nominierung für Brasilien rechnen.

DAS SPIEL IN DER STATISTIK

Fortuna: Giefer – Weber, Bodzek, Bruno Soares (74. Malezas), Levels – Gartner, Paurevic – Golley (60. Bolly), Liendl, Halloran – Hoffer (84. Benschop).

FCK: Müller – Zimmer, Torrejon, Orban, Dick – Jenssen, Karl (57. Dorow) – Stöger, Ring (83. Lakic), Matmour (65. Fortounis) – Idrissou.

Schiedsrichter: Tobias Welz (SpVgg Nassau Wiesbaden).

Zuschauer: 45 077.

Tore: 1:0 (2.) Hoffer, 2:0 (9.) Halloran, 2:1 (33.) Matmour, 2:2 (40.) Idrissou, 3:2 (69.) Liendl, 4:2 (87.) Benschop.

Gelbe Karten: Levels (7.) – Dick, Matmour, Karl, Zimmer.

Eckbälle: 4:7 (3:4).

Torchancen: 9:6 (4:5).

Torschüsse: 10:16.

Foulspiele: 19:17.

Ballbesitz: 50:50 Prozent.

Gewonnene Zweikämpfe: 49:51 Prozent.