Düsseldorf. Im sechsten Zweitliga-Pflichtspiel unter Cheftrainer Lorenz-Günther Köstner kassierte Fortuna Düsseldorf am Sonntagnachmittag die erste Niederlage. Trotz der vielleicht besten Saisonleistung unterlagen die Gastgeber gegen den FC St. Pauli mit 0:2. Torchancen auf einen Sieg gab es dabei genug.

Lorenz-Günther Köstner holte tief Luft. Blickte mit der Weisheit aus vier Jahrzehnten Fußball-Profitums tief in die Augen seiner Gesprächspartner. Um sein Fazit, leicht verkniffen, aber doch nüchtern wie ein Weißweintester zu ziehen. „Bestes Spiel? Vielleicht. Aber wir haben verloren!“ Sieben Worte auf einen Streich, die das 0:2 (0:1) gegen den FC St. Pauli in kürzester Form treffend umschrieben. Genau deshalb dürften die meisten der 41 357 Zuschauer auch nicht komplett unzufrieden aus der Arena geeilt sein. Mal abgesehen davon, dass der Hamburger Tabellenvierte es mit dem Grasnarbenkontakt übertrieb. Vermutlich hätten der Fortuna aber auch acht (statt der drei) Nachspielminuten gestern nicht zum Treffer gereicht.

Für Fußball-Zweitliga-Verhältnisse gab’s ein laufintensives, emotionales, superspannendes Duell. Mit Fortuna-Beteiligung in dieser Saison ein rares Erlebnis. Die Paulianer wollten gewinnen, um ihre Bundesliga-Chance zu wahren. Spielten von Beginn an forsch nach vorn. Fortuna hielt dagegen, wirkte mit der von Michael Liendl und Ivan Paurevic besetzten „Doppel-Sechs“ für Andreas Lambertz und Oliver Fink keineswegs geschwächt.

Muskelfaserriss - Latka humpelt vom Rasen

SERIE: Auf eine dritte Partie mit Schiedsrichter Peter Sippel sollten es die Fortunen lieber nicht ankommen lassen. Wie schon gegen den Karlsruher SC Ende November gab es auch gegen den FC St. Pauli gestern unter Sippel eine 0:2-Heimniederlage.

VERLETZUNG: Schon nach 26 Minuten musste Innenverteidiger Martin Latka vom Feld. Der Tscheche hatte sich eine Muskelverletzung im Oberschenkel zugezogen. Ersatzmann Bruno Soares machte seine Sache ordentlich.

KAPITÄN: Andreas Lambertz gesperrt, Oliver Fink verletzt – da musste gestern Nachmittag Innenverteidiger Adam Bodzek die Kapitänsbinde übernehmen.

EHRE: Den bislang größten Tag in ihrem jungen Fußballerleben hatten gestern die F-4-Kicker der DJK TuSA 06, die beide Teams beim Einlauf in die Arena begleiteten.

TRAINING: Heute haben Fortunas Profis ab 10 Uhr nur ein leichtes Auslauftraining vor sich.

Der agile Liendl hatte (Weitschuss-)Chancen im Dutzend, löste aber nur Fahrkarten. Paurevic’ Luftgrätsche nahe der Mittellinie leitete das 0:1 ein. Den davoneilenden Ex-Fürther Christopher Nöthe wussten die Fortunen nicht mehr zu stellen. Dessen Schussversuch lenkte Keeper Fabian Giefer vor den Schuh des abstaubenden Sebastian Maier (21.).

Pauli störte die Fortunen früh, gab aber so auch Spielräume frei. Und leistete sich Fehler im Aufbau. Aber irgendwie fanden die Gastgeber nie klar das Ziel. Und wenn doch, hatten die Handschuhe von Keeper Tschauner das letzte Wort.

Die Fans versuchten, die Kugel ins Tor zu brüllen. Es gelang auch deshalb nicht, weil „wir im letzten Drittel des Spielfeldes zu egoistisch waren“, wie Cheftrainer Köstner hinterher kritisierte. Und vermutlich an Benschops Eigennutz im Strafraum dachte, als er Tschauner prüfte, anstatt den blank stehenden Hoffer zu bedienen (67.).

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Auch die im Training geübten Standardsituationen führten nicht zur Erlösung. Mal wieder nicht, muss man feststellen. Köstner: „Mit einem Ausgleich aus einer ruhenden Situation heraus hätten wir sicher die zweite Luft bekommen. Mir hat bei uns offensiv so oder so die klare Aktion gefehlt.“

Mal flog die Kugel bei Ecken zu kurz, dann wieder über Freund und Feind hinweg. Linksfuß Liendl mühte sich redlich, war auch deutlich besser im Spiel als noch beim glücklichen 1:1 in Dresden vor einer Woche. Offenbarte aber weiterhin Leistungsluft nach oben.

Spätestens in den letzten zehn Spielminuten setzte Fortuna auf die verzweifelte Alles-oder-nichts-Taktik. Aristide Bancé machte den dritten Angreifer, während St. Pauli natürlich nun große Konterchancen bekam. Und so hing der Spielausgang am seidenen Faden. Hoffer tauchte noch mal im Pauli-Strafraum auf. Mit Ball am Fuß. Wieder blockte ein Weißhemd den Schuss. Im Gegenzug brauchten die Hamburger drei, vier Anläufe, um das Treffen zu entscheiden. Der eingewechselte Thy versenkte Sekunden vor dem Schlusspfiff – zum 2:0.

DAS SPIEL IN DER STATISTIK:

Fortuna: Giefer – Weber (55. Halloran), Latka (26. Bruno Soares), Bodzek, Levels – Schmidtgal, Liendl, Paurevic (84. Bancé), Erat – Benschop, Hoffer.

St. Pauli: Tschauner – Schachten, Mohr, Gonther, Ziereis – Nehrig (66. Kalla), Halstenberg – Maier (85. Schindler), Bartels – Gregoritsch (62. Thy), Nöthe.

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Schiedsrichter: Peter Sippel (Würzburger Kickers/München).

Zuschauer: 41 357.

Tore: 0:1 (21.) Maier, 0:2 (90.+3) Thy.

Gelbe Karten: Benschop (4.), Bodzek (7.) – Thy.

Eckbälle: 6:5 (2:1).

Torchancen: 8:5 (4:2).

Torschüsse: 16:9.

Foulspiele: 15:12.

Ballbesitz: 52:48 Prozent.

So geht es weiter: FSV Frankfurt – Fortuna (Sa., 13 Uhr, Bornheimer Hang, live in unserem Ticker).