Bochum. Beim torlosen West-Derby in Bochum spielte Fortuna Düsseldorf defensiv solide - war aber spielerisch limitiert. Innenverteidiger Martin Latka ist im nächsten Spiel gegen Arminia Bielefeld am Freitagabend gesperrt.
Die abschließende Bewertung eines aus Düsseldorfer Sicht offensiv biederen Sonntagnachmittag-Kicks im Bochumer Ruhrstadion sparte sich Trainer Lorenz-Günther Köstner aus. Das 0:0 sei zu vielseitig interpretierbar, um sich auf eine Meinungsseite festzulegen. Sicher: Für eine in der Spieleröffnung größtenteils ideenlos bis durchsetzungsschwach agierende Fortuna-Mannschaft war der Punkt im West-Derby der 2. Fußball-Bundesliga schmeichelhaft. Gemessen an einer erneut soliden Abwehrarbeit der Innenverteidiger Adam Bodzek und Martin Latka, sowie Christian Weber und Tobias Levels auf den Außenbahnen, war Saisonzähler Nummer 28 mehr als verdient. Was nichts daran änderte, dass Rot-Weiß in der Tabelle von den Teams aus Aue, Aalen und Ingolstadt überholt wurde.
„Es hätte auch schlimmer kommen können“, relativierte Coach Köstner den Abstieg um zwei Plätze auf Rang 13. Bei einer Niederlage wäre schließlich auch der weiterhin mit einem Zähler Rückstand im Nacken lauernde Gegner vorbeigezogen.
Gefährliche Bochumer Sturmspitze
Viel fehlte dazu nicht. Hätte sich Bochums agile und bei Ballbesitz stets gefährliche Sturmspitze Richard Sukuta-Pasu kurz vor Fortunas Strafraum gegen einen Schuss und für einen Heber über den etwas zu weit vor seinem Tor stehenden Fabian Giefer entschieden – die Gäste wären schon nach vier Minuten einem Rückstand hinterhergelaufen.
Pyrotechnik im Fortuna-Block - 14 Strafanzeigen
EM: Langsam sollte Spielmacher Levan Kenia an seinem Comeback bei der georgischen Nationalmannschaft arbeiten. Denn nach der gestrigen Auslosung steht fest, dass Deutschland bei der Qualifikation für die Europameisterschaft 2016 in Frankreich auf „seine“ Georgier treffen wird. Kenias letzter Einsatz für die Länderauswahl liegt allerdings schon länger zurück. Zuletzt spielte er am 22. März im vergangenen Jahr ausgerechnet gegen Frankreich (1:3).
ANZEIGE: Wegen dem Abbrennen von pyrotechnischen Gegenständen vor und während der Partie in Bochum wurden 14 Strafanzeigen angefertigt. Ein Zuschauer verbrannte sich beim Abfackeln eines Bengalos einen Finger und konnte von der Polizei identifiziert werden. Zudem kam es am Rande der Arena zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Im Zuge dessen wurden die Personalien von 73 Personen aufgenommen und Stadionverbote verhängt. Darüber hinaus wurden Anzeigen gegen zehn „Fans“ des RSC Anderlecht gestellt. Diese hatten sich nach Angaben der Polizei mit Fortuna-Anhängern zum Prügeln verbündet.
DEBÜT: Bei der gestrigen Nullnummer stand Fortunas Nachwuchshoffnung Timm Golley erstmals im Profi-Kader.
So aber blieb die Köstner-Elf unter den Augen der Ex-Trainer Mike Büskens und Norbert Meier unter den 23 145 Zuschauern im Spiel. Zumindest bis zur Mittellinie. Die seltenen Vorstöße über den Kreidestrich hinaus fanden meist nach zwei, drei Stationen schon wieder ein abruptes Ende. „Ungenau, unruhig, einfach schlampig“, kategorisierte Köstner die wenig erbaulichen Abspielqualitäten seines Teams. Wovon sich gestern kaum ein Spieler freisprechen konnte. Lambertz’ Rechtsflanke ins Nichts, Giefers missglückter Abwurf zum Gegner – die Liste der misslungenen Abspiele wuchs bereits in Halbzeit eins beträchtlich an.
Einen alles andere als sicheren Eindruck hinterließ dabei Fabian Giefer. Fortunas Torhüter hatte in der 25. Spielminute gleich in zwei aufeinanderfolgenden Szenen fast einen Rückstand zu verantworten. Tasakas harmloser Freistoß-Aufsetzer sprang dem fangbereiten Keeper an die Brust und landete nur knapp neben dem Pfosten.
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Bei der darauffolgenden Ecke liefen sich Giefer und der nach seiner verbüßten Gelb-Sperre zurückgekehrte Adam Bodzek über den Haufen. Christian Weber rettete in höchster Not auf der Torlinie gegen den Schuss von Florian Jungwirth. Durchatmen, wenn auch nur für sieben Minuten. Yusuke Tasaka enteilte über die linke Seite. Martin Latka konnte Bochums quirligen Japaner nur per Grätsche und auf Kosten der fünften gelben Karte im letzten Moment vor dem Sechzehner stoppen. Der Innenverteidiger fehlt der Fortuna somit am Freitag gegen Arminia Bielefeld (18.30 Uhr, live in unserem Ticker).
Schmidtgal vertrat bei der Fortuna Halloran
Sein Startelf-Comeback feierte indes Heinrich Schmidtgal. Als Ersatz für den hüftverletzten Australier Ben Halloran endete Schmidtgals Leidenszeit nach Patellasehnenproblemen und Syndesmoseriss ausgerechnet an ehemaliger Wirkungsstätte, wo er von 2007 bis 2009 gegen den Ball trat. Doch auch der kasachische Nationalspieler konnte das Spiel seiner Mannschaft nicht beleben. Die Kräfte für einen couragierten Einsatz reichten für 64 Minuten auf der linken Seite.
Bochum als heimschwächstes Zweitliga-Team verpasste auch nach der Pause seine Chancen. Die Taktik der umgekehrten Psychologie von Trainer Peter Neururer fruchtete nur bedingt: Hotelübernachtung, weiße Auswärtstrikots – sogar den Kabinenaufgang seines Teams ließ er vor dem Derby mit der Aufschrift „Gast“ überpinseln, um aus seinen Spielern die zuletzt nur in der Fremde gezeigte Stärke herauszukitzeln. Was die Fortuna – Interpretationsspielraum hin oder her – zu verhindern wusste.