Düsseldorf. Mit dem 1:2 bei Union Berlin kassierte Bundesliga-Absteiger Fortuna Düsseldorf die dritte Pflichtspiel-Niederlage in Folge. „Wir haben lange ohne Herz gespielt und uns versteckt. Die erste Halbzeit war mit vielen Fehlpässen eine Katastrophe“, sagte Fortunas Innenverteidiger Dustin Bomheuer.
Zwischen der 63. und 77. Minute machte Mike Büskens die Sphinx. Undurchsichtig, regungslos, ja, scheinbar starr nach vorn gebeugt hockte der Fortuna-Cheftrainer da beim 1:2 in Berlin am Montagabend auf seiner Bank. Ähnlich der steinernen Mythenstatue nahe der ägyptischen Pyramiden von Gizeh. Es wäre allerdings nicht gerecht gewesen, dem einstigen Schalker Eurofighter in dieser Spielsequenz eine gewisse Ratlosigkeit ins Gesicht zu interpretieren. Auf die Idee hätten überkritische Zeitgenossen schon kommen können. Wenn da nicht noch der Anschlusstreffer von Axel Bellinghausen, eine diskutable Elfmeterszene und die 2:2-Superchance per Kopfball von Stefan Reisinger in der Nachspielzeit gewesen wären.
Von der Endspurt-Viertelstunde, die Union-Trainer Uwe Neuhaus hinterher als „brutal“ bezeichnete, ließ sich niemand aus dem Fortuna-Tross blenden. Wolf Werner brauchte nach dem Schlusspfiff gar ein paar Minuten, „um mich zu sammeln“. Dann gab der Sportvorstand seine Sicht der Dinge preis: „Die erste Halbzeit war indiskutabel. Deswegen hätten wir am Ende den möglichen Punkt auch nicht verdient gehabt. Viele Spieler haben die zweite Liga noch gar nicht begriffen.“ Was so viel heißen dürfte wie: Mehr Einsatz, mehr Konzentration, mehr Laufbereitschaft, weniger Stockfehler! Die Alarmglocken hört Werner zwar noch nicht schrillen, bemerkte aber: „Entspannt sind wir nach diesem unerwarteten Start nicht. Wer das jetzt wäre, sollte Halma spielen gehen.“
Fortuna-Spieler nehmen kein Blatt vor den Mund
Einige Fortuna-Kicker übten nach der dritten Pflichtspiel-Niederlage in Serie erstaunlich harte Selbstkritik. Innenverteidiger Dustin Bomheuer beispielsweise, der bei beiden Gegentreffern Torschütze Adam Nemec nicht eng genug abgeschirmt hatte: „Wir haben lange ohne Herz gespielt und uns versteckt. Die erste Halbzeit war mit vielen Fehlpässen eine Katastrophe. Bei nur vier Pluspunkten aus vier Spielen erhöht sich für alle der Druck.“
Außenverteidiger Leon Balogun nahm ebenfalls kein Blatt vor den Mund: „Halbzeit eins war ganz, ganz schwach. Danach wurde es etwas besser, war aber immer noch schwach. Wir sind nicht als Mannschaft aufgetreten, haben nicht den Kampf angenommen.“ Nur 38 Prozent gewonnener Zweikämpfe untermauerten die Sichtweise. Krisengerede mochte Balogun aber nicht anstimmen: „Der Auftritt ist jedoch ein starkes Negativerlebnis.“
Fortuna verliert in Berlin
Die Diskussionen um den ausgebliebenen Elfmeterpfiff von Referee Christian Dingert in der 83. Minute wurden hinterher nicht ausufernd geführt. Natürlich hätte sich niemand bei Union über einen Strafstoß beschweren können. Auch wenn Stefan Reisinger gegen den ausgestreckten Arm von Innenverteidiger Fabian Schönheim einen klassischen Knickfaller am rechten Berliner Strafraumeck hingelegt hatte. Für Dingerts Geschmack vermutlich ein Tick zu viel Theatralik.
Düsseldorfs Reisinger mit Großchance
Ärgerlicher war die vergebene Ausgleichschance von Reisinger in der Nachspielzeit. Der Bajuware tauchte völlig frei vor Keeper Daniel Haas auf. Doch der wehrte den Kopfball aus kurzer Distanz mit einer Riesenparade ab. Mit einem glücklichen 2:2 wäre die offensichtliche Montagsdepression wohl nur in abgeschwächter Form mit ins Hotelbett gewandert.
Chefcoach Büskens hatte am Ende seine Sphinx-Haltung abgeschüttelt, rief die bisherigen Eindrücke ins Gedächtnis. „In drei Spielen gab es viele positive Ansätze, viel Ballbesitz und Pass-Sicherheit. Wir waren auch aktiv. Dahin müssen wir zurück. Wir dürfen nicht passiv sein und uns klein machen. Wie gegen Union in der ersten Halbzeit.“
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Sonntag um 13.30 Uhr gegen den VfL Bochum (live in unserem Ticker) gibt es die Möglichkeit, nicht im unteren Tabellendrittel kleben zu bleiben. Ob dann Offensivkicker Erwin Hoffer vom SSC Neapel für die Fortuna debütieren darf, war auch gestern noch nicht sicher. Die Vertragsverhandlungen ziehen sich hin.