Düsseldorf. . Beim Fußball-Zweitligisten Fortuna Düsseldorf scheint der Torwart-Eklat um Michael Rensing wichtiger als der 1:0-Startsieg über den FC Energie Cottbus. Nun beschäftigt sich der Verein mit der Frage, wie es weitergehen soll mit dem enttäuschten Ersatztorhüter.

Mike Büskens hatte nicht damit gerechnet, sich bereits nach dem ersten Saisonspiel wie im Kreuzverhör zu fühlen. Wichtiger als der verdiente 1:0-Heimerfolg gegen den FC Energie Cottbus war am späten Montagabend den meisten Berichterstattern in der Düsseldorfer Arena offenbar die unerwartete Flucht von Fortunas neuem Torhüter Michael Rensing vor dem Bankplatz.

Zwei, drei klärende Sätze hätten vermutlich ausgereicht, um die bohrende Fragerunde umgehend aufzulösen. Doch Büskens mochte ebenso wenig ins Detail gehen wie zuvor Sportvorstand Wolf Werner. Der sich immerhin zu der Feststellung herabgelassen hatte, hier läge kein normaler Vorgang vor. Wollte sich aber gegen „Vorverurteilungen“ wehren. Was Werner damit meinte, blieb sein Geheimnis. Lapidar fügte er am Dienstagabend im Gespräch mit dieser Zeitung an: „Wir sagen zu diesem Thema erst etwas, wenn wir es für richtig halten.“

Fortuna bräuchte Ersatz, wenn der Vertrag aufgelöst wird

Fortuna gab sich mit der Informationsebbe sicher „politisch korrekt“, um in der nun offenen Zukunftsakte Rensing nicht in irgendeiner Art einen verbalen Fehler zu machen, der hinterher in barer Münze bezahlt werden müsste. Der Torwart hat schließlich einen seit dem 1. Juli gültigen Zweijahresvertrag unterschrieben. Der ließe sich bis 31. August nur über Fortuna auflösen. Und der Bundesliga-Absteiger bräuchte wohl umgehenden Ersatz, will er nicht auf den unerfahrenen 18-jährigen Ex-A-Jugendkeeper Robin Heller als zweiten Mann hinter Fabian Giefer vertrauen.

Trainer Büskens hatte Torwart Rensing nach Informationen dieser Zeitung offenbar im kleinen Kreis, vermutlich sogar unter nur vier oder sechs Ohren (inklusive Torwarttrainer Oliver Reck), seine Startentscheidung mitgeteilt. Rensings Konkurrent Fabian Giefer hatte, den objektiven Eindrücken der Vorbereitung folgend, die Nase vorn. Was für Beobachter keine Überraschung war. Für Rensing offenbar schon. Der ehemals bei den Münchener Bayern als Oliver-Kahn-Nachfolger gehandelte Emsländer akzeptierte die Entscheidung nicht branchenüblich. Sondern flüchtete noch vor dem Abschlusstraining zu seinem Auto.

Neuen Klub im Visier?

Ob intern böse Worte gefallen waren, ob Büskens seinen wütenden Neuzugang nach Hause geschickt hat oder dieser aus eigenen Stücken den Dienst als Ersatzmann verweigert hatte? Nein, dazu ließen diejenigen, die es wissen mussten, die Öffentlichkeit auch gestern im Unklaren.

Den Chefcoach jedenfalls beschäftigte der Vorfall mehr als ihm lieb war. „Es gibt“, erklärte Büskens zu vorgerückter Stunde in der Arena, „für einen Trainer immer eine erste Situation.“ Und Rensings Reaktion – bei aller Brisanz um den erwarteten Kampfes zweier (fast) gleichstarker und bundesliga-erfahrener Schlussleute – war so nicht vorhersehbar gewesen. „Als ich die Geschichte erfahren habe, musste ich mich erst mal kneifen. Sonst hätte ich sie nicht geglaubt“, sagte Präsident Peter Frymuth.

Trainiert Rensing am Mittwoch wieder mit?

Ob Rensing damit die Tür beim Aufstiegsfavoriten zugeschlagen hat? Oder ist er am Mittwoch um 15 Uhr wieder beim Training dabei? Nachvollziehbar schien seine Reaktion erst auf den zweiten Blick. Wenn Rensing schon einen neuen Arbeitgeber im Visier hätte. Oder in der Endphase der vergangenen Bundesliga-Saison mit einer imaginären Startgarantie gelockt worden wäre. Motto: Fabian Giefer geht vermutlich nicht mit in die zweite Liga. Mit dem Abstieg, dem Trainerwechsel sowie Giefers Patzern, die zum Gang in Liga zwei beigetragen hatten, änderte sich das Torwartbild für Rensing komplett.

Auf Rückhalt im Fortuna-Team darf der Neuzugang nicht hoffen. „Wir haben uns keinen Schädel gemacht, weil wir wissen, dass Fabian ein richtig guter Torwart ist“, erklärte Kapitän Andreas Lambertz.