Düsseldorf. Der Österreicher Christian Gartner will sich bei seinem neuen Klub Fortuna Düsseldorf durchsetzen. Als Vorbild hat er sich einen ganz Großen ausgesucht: Weltmeister Xavi vom FC Barcelona. Von der Stimmung im Camp Nou war Gartner hingegen wenig begeistert. “Da ist bei Fortuna garantiert mehr los.“

Worte sind ein kostbares Gut. Und genau so geht Christian Gartner mit ihnen um. Fortunas neuer Österreicher formuliert seine Sätze dermaßen knapp, als würde pro Silbe ein Euro in die Mannschaftskasse fällig. Vielleicht ist’s aber auch gesunder Respekt. Vor einer neuen Stadt, einer neuen Mannschaft, einer höheren Liga, fern der Heimat im Osten Austrias. Oder: Respekt vor der neuen Aufgabe, die der zentrale Mittelfeldspieler am Tag vor dem Trainingslager-Start in Spiez/Schweiz anging.

„Mattersburg“, das gibt der 19-jährige Mittelfeldkicker nüchtern und ohne Häme zu Protokoll, „ist doch nur ein Dorf.“ Damit ordnet Gartner sein Fußball-Sprungbrett realistisch ein. Im Burgenland an der Grenze zu Ungarn, mit nur 7000 Einwohnern, dem Pappelstadion mit der charakteristischen Viadukt-Eisenbahnbrücke hinter der Tribüne und der großen Stehplatz-Grasfläche hinter dem Tor geht es natürlich beschaulicher zu.

In Österreichs Bundesliga spielte Gartner schon mit 16 Jahren

Dabei haben die Grün-Hemden unter Trainer Franz Lederer jahrelang Bundesliga gespielt. Mit Gartner, der im Mai 2010 als 16-Jähriger (plus 41 Tage) seinen ersten Oberhaus-Einsatz für den SVM bestritt. Gegen Rapid Wien. Für seinen Traumberuf ließ Gartner das Elternhaus in Illmitz am Neusiedler See, rund eine Autostunde von Mattersburg entfernt, schon mit 13 (!) hinter sich. Der Juniorennationalspieler zog früh ins Internat.

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„Eine eigene Wohnung hatte ich allerdings noch nie. Ich habe mir meine Stube immer mit einem Kollegen geteilt.“ Das wird sich in Düsseldorf ändern. Was noch? „Im Abschluss und im Kopfballspiel habe ich Schwächen“, gibt Gartner zu. Die Stärken verschweigt er auch nicht: „Pass-Spiel und Übersicht.“ Das Vorbild kann nicht groß genug sein. Weltmeister Xavi vom FC Barcelona. „Sein Stil gefällt mir.“

Gartner gab Fortuna den Vorzug vor dem FC St. Pauli

Ins Nou Camp hat Gartner schon geschnuppert. Bei einem Champions-League-Abend. Beeindruckt hat’s den Österreicher nicht. „Die Stimmung war verhalten. Da ist bei Fortuna garantiert mehr los.“ Die Fans werden das sicher unter Beweis stellen.

FortunaDüsseldorfer und Mattersburger teilten übrigens zum Saisonende das gleiche Abstiegsleid. Gartners Grünhemden vergeigten in den beiden letzten Spielen fünf Punkte Vorsprung vor gleich drei Konkurrenten. Das 0:1 im Abschlussmatch gegen die Wiener Admira ließ Mattersburg von Platz sieben auf Abstiegsrang zehn purzeln. Einen Schock hat dies beim Neu-Fortunen nicht hinterlassen. Schon während der Rückrunde kreisten die Gedanken um einen Klubwechsel. Der FC St. Pauli war interessiert. Die Fortunen auch. Beobachteten Gartner beim U-19-EM-Qualifikationsspiel gegen Frankreich (0:1). „Das war der Startschuss, um über Düsseldorf nachzudenken“, so Gartner.

Gartner sieht sich selbst als Achter

Weil er die deutsche Liga zwei ähnlich stark wie Österreichs Nummer Eins einschätzt, will er über Fortuna und die Bundesliga einen persönlichen Leistungssprung schaffen. Und vielleicht wird ja auch Austria-Coach Marcel Koller aufmerksam machen. „Bisher“, so Gartner, „hat er sich nicht gemeldet. Es wäre allerdings auch vermessen, das einzufordern. Ich muss es bei Fortuna erst einmal in den Kader schaffen.“ Jetzt ist Gartner, für seine Verhältnisse, warm gelaufen. Drei Sätze an einem Streifen sind in seinem ersten Fortuna-Interview einsamer Rekord.

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Fortunas Cheftrainer Mike Büskens will lieber Taten sehen. Man darf gespannt sein, wie der Coach das Talent ins Team einbaut. Gartner wirkt im zentralen Mittelfeld, spielte in den Test auf der „Sechser“-Positon vor der Abwehrkette. „Als Achter“, wie er sagt, „bin ich am besten. Wenn ich das Spiel vor mir habe.“

DAS IST CHRISTIAN GARTNER

Geburtstag: 3. April 1994 in Kittsee/Österreich.

Größe: 1,79 Meter.

Gewicht: 70 Kilogramm.

Familienstand: ledig.

Spielposition: Zentrales Mittelfeld.

Rückennummer: 21.

Bisherige Stationen; 2009-2013: SV Mattersburg/Bundesliga (28 Spiele, 3 Tore) und SVM II/Regionalliga (48/2), 2001-2007 und 2008-2009: FC Illmitz, 2007-2008: AKA Fußballakademie Burgenland.

Nationalmannschaftseinsätze: U 19 (13 Spiele, 1 Tor), U 18 (1/0), U 17 (9/1), U 16 (7/1).