Düsseldorf. Fortunas neuer Athletiktrainer Axel Dörrfuß setzt sich derzeit sehr akribisch mit seinen neuen Spielern auseinander - um diese körperlich gezielt zu verbessern. Es wird nicht nur positionsspezifisch analysiert und trainiert. Sondern auch individuell.

Axel Dörrfuß lächelt milde. Natürlich, die Frage nach dem boulevardesken Titelunsinn „Fortunas Quälix“ hat der neue Athletiktrainer des Fußball-Bundesliga-Absteigers kommen sehen. „Sicher ist die Arbeit schweißtreibend. Und manchmal anstrengend“, entgegnet der 41-jährige Franke, dessen markantes Gesicht dem ehemaligen, viel zu früh verstorbenen brasilianischen Fußball-Star Sokrates ähnelt. Dörrfuß war allerdings meilenweit davon entfernt, seine brandneuen Schäfchen auf der Nordseeinsel Borkum zu schinden. Wie es vor einigen Jahren an gleicher Stelle Original-Chefquäler Felix Magath mit seinen Schalkern praktiziert hatte.

Wasser für den Notfall

Noch heute wird auf der Strandpromenade von Urlaubern gern diese Geschichte erzählt: Bei streckenweise drei Trainingseinheiten pro Tag inklusive ausgedehnter Lauf- und Radtouren stibitzte manch ein königsblauer Profi auch schon mal notgedrungen einem zufällig vorbeikommenden Spaziergänger die Wasserflasche aus dem Rucksack. Und weil die Waden brannten wie Feuer, flüchteten viele Kicker nach der Einheit vom Strandhotel in die 15 Grad Celsius kalte Nordsee.

Axel Dörrfuß ist Wissenschaftler. Kein Magath. Und genauso geht er seine Arbeit bei Fortuna auch an. Leistungsdiagnosen mit Individualdaten erstellen, Einzelgespräche mit den Spielern führen, Kraft-, Konditions-, Beweglichkeits-, Schnelligkeits- und Schnelligkeitsausdauerbereich gezielt verbessern – so sieht, wirklich kurz gefasst, der Plan für die nur noch gut drei Wochen bis zum Saisonheimstart gegen Energie Cottbus aus. „Fitness-Ziel ist der erste Spieltag. Da die Vorbereitung diesmal sehr kurz ist, werden wir auch noch in der ersten Saisonphase mit Schwerpunkten an der Fitness arbeiten“, so Dörrfuß.

Immer „sensibel“ sein

Das Wort „sensibel“ fügt er im Gespräch mehr als einmal an. Es wird nicht nur positionsspezifisch analysiert und trainiert. Sondern auch individuell. Ein Innenverteidiger ist kaum mit einem Angreifer vergleichbar. Ein Langzeitverletzter wie Bruno Soares oder einer mit wenig Erholungspause wie der eh für Muskelverletzungen anfällige Mathis Bolly auch nicht mit einem Energiebündel wie Axel Bellinghausen. Oder mit einem nimmermüden Heinrich Schmidtgal, den Dörrfuß aus gemeinsamer Fürther Zeit natürlich gut kennt.

Apropos Muskelverletzungen: Diese in der vergangenen Saison arg gehäufte Form der Pein wird bei Fortuna aufgearbeitet, wie Dörrfuß unterstreicht. Warum die Rot-Weißen derart viele Ausfälle durch Muskelzerrungen oder -risse hatten? Es war durchaus nicht nur Pech im Spiel. Vermutlich war das Training in der vergangenen Saison auf Strecke nicht ausgewogen genug. Um es vorsichtig zu schreiben.

Die erste Fortuna-Diagnostik, der Laktattest, wurde bekanntlich in Düsseldorf absolviert. „Hier erkennt man nicht nur, wer gute und wer weniger gute Werte hat. Sondern weiß auch um die Belastbarkeit eines Spielers“, hebt Axel Dörrfuß im NRZ-Gespräch hervor.

Weitere Werte trägt der Athletikcoach in den nächsten Tagen zusammen. Bei einem Schnelligkeitstest etwa. Fünf Lichtschranken messen einen 30-Meter-Sprint unter verschiedenen Kriterien. Beispielsweise.

Fitnesslauf beim Testspiel

Um die wichtige Konditionskomponente nicht aus den Augen zu verlieren, werden alle Kicker bei den Testspielen 90 Minuten aktiv sein: 45 Minuten auf dem Platz, 40 Minuten bei einem Fitnesslauf. Auf Borkum hatte sich Dörrfuß dazu extra eine interessante Strecke ausgeguckt, damit sich niemand langweilt. „Es wäre zu öde, einfach während einer kompletten Halbzeit nur um den Sportplatz zu laufen.“

Was mindestens einer stupiden Schulung gleichkäme. Und genau das soll es eben nicht sein. „Wir versuchen im Team immer, den Ball mitzunehmen“, verspricht Dörrfuß. Was allerdings nicht heißen muss, dass die Zeiten des umfangreichen Zirkeltraining-Programms bei Fortuna vorbei sind. Dörrfuß lächelnd: „Man könnte da ja auch gut den Ball einbauen.“

Übrigens: Benno Möhlmann zog als damaliger Fürther Cheftrainer in der Saison 2005/2006 den 41-jährigen Franken Axel Dörrfuß erstmals zum Profifußball. Der Diplom-Sportwissenschaftler hatte es bis dahin mit Sportarten außerhalb der Kickerei zu tun. Betreute als Athletiktrainer den Handball-Zweitligisten HC Erlangen, war für den Bayerischen Tennisverband und auch für die Marathonläufe in Nürnberg und Erlangen tätig. „Ich fühle mich als Multisportler, mag Tennis, Mountainbikefahren, Skilaufen und Basketball“, sagt NBA-Fan Dörrfuß über seine individuellen Leidenschaften. Und fügt an: „Es hat mir bei meiner Arbeit im Fußball sehr geholfen, tiefere Einblicke in andere Sportarten bekommen zu haben.“