München/Düsseldorf. Erst vier Spielminuten vor dem Ende musste sich Fortuna Düsseldorf bei Fußball-Bundesliga-Spitzenreiter Bayern München mit 2:3 geschlagen geben. Nach Abpfiff gab es viele Komplimente für den Aufsteiger - aber keine Punkte. Zudem musste Routinier Lambertz verletzt vom Platz runter.

Die Münchener Bayern und ihre sieggewohnten Anhänger hatten am Samstagnachmittag geschwitzt wie schon lange nicht mehr. Ein größeres Kompliment konnte sich Fußball-Bundesliga-Rückkehrer Fortuna beim Spitzenreiter nicht abholen. Das tat der Seele gut. Nicht allerdings dem Punktepolster. Die Sensation lag lange in der Luft, ehe Nationalspieler Jerome Boateng vier Minuten vor dem Spielende das 3:2 (1:1) köpfte.

Bayern-Trainer Jupp Heynckes musste eine Langzeitwette einlösen. Er hatte der Mannschaft ein Abendessen versprochen, sollte Boateng seinen ersten Bundesliga-Treffer erzielen. 130 Spiele hatte das gedauert. Was blieb für die Fortuna übrig? Stolz und Anerkennung, die das Selbstvertrauen streichelten. Für den fortwährenden Abstiegskampf.

Taktik und Impulse: Zwei flinke Angreifer mit Mathis Bolly und Robbie Kruse vorn, zwei Viererketten gegen steten Bayern-Druck dahinter. Cheftrainer Norbert Meiers Rechnung wäre fast aufgegangen. Auch wenn Bollys Luft nur für 60 Minuten gereicht und Kruse nicht seinen besten Tag erwischt hatte.

Hundert Prozent Trefferquote

Chancenverwertung: Lag am Samstag bei hundert Prozent. Beide Bälle aufs Tor von Manuel Neuer saßen. Mathis Bolly schloss eine Musterkombination über Johannes van den Bergh und Andreas Lambertz ab, der Kapitän versenkte einen Konter zum 2:1, den die Bayern nicht ernstgenommen hatten. Vier Minuten später war die Partie für Lambertz beendet: Verdacht auf Muskelfaserriss im linken Oberschenkel. Heute steht eine genauere Untersuchung an.

Defensivverhalten: Es wäre sicher vermessen gewesen, von überhaupt keiner Torchance für den Tabellenführer auszugehen. Fortuna verkaufte sich laufstark, einsatzfreudig, zollte aber der individuellen Klasse des Gegners Tribut. Beim 1:1 und 2:3 wurden jeweils van den Bergh und Bellinghausen von Philipp Lahm überlaufen. Beim 2:2 durch Ribery ging’s durch die Mitte. Auch beide Innenverteidiger, Latka und Malezas, hatten ihre liebe Mühe.

Der Giefer-Faktor: Eigentlich hätte sich Fabian Giefer aufgrund seiner Paraden-Parade die Note eins verdient gehabt. Drei nicht haltbare Gegentore hinterließen einen Makel nur auf dem Papier. Nach seinem erneuten Patzer beim 1:1 gegen Mainz präsentierte sich Giefer in München wieder ohne Fehl und Tadel.

Freche Fans: Überragend waren die Fortuna-Anhänger drauf. Nach Bollys 1:0 wurde es sogar ironisch. Auf die Zeile „In Europa kennt Euch keine S . . .“ folgte noch „Deutscher Meister wird nur die Fortuna“. Die frechsten Fans der Liga kommen vom Rhein.

Trikotmischung: In Weiß ging fünfmal nichts, mit Grün nur der Pokal. Folge: Betreuer Aleksandar Spengler mischte in München die Ausweichgarnitur. Brachte Glück. Bis zur 86. Minute.

Auswärtsserie: Seit nunmehr zehn Reise-Pflichtspielen sind die Fortunen ohne Sieg, verloren dabei neunmal. Auch am Freitagabend in Wolfsburg (5:2-Sieg am Samstag beim SC Freiburg) dürfte es schwer werden, den Negativtrend zu bremsen. Zumal das Hinspiel gegen den VfL schon mit 1:4 in die Binsen gegangen ist.