Marbella. Der Däne denkt nicht an einen neuen Vertrag – dafür aber an die Nationalmannschaft, an New York und an Autospiegel. Über hundert hat der flinke Blondschopf nach eigener Zählung auf dem Parkplatz zwischen Arena und Trainingsgelände bereits „gecheckt“. Dies verriet er in einem Gespräch am Rande des Trainingslagers von Fortuna Düsseldorf in Südspanien.

Eines wird Ken Ilsø niemand so schnell streitig machen. Der 26-jährige Däne ist Experte im Umknicken von Auto-Außenspiegeln. Über hundert hat der flinke Blondschopf nach eigener Zählung auf dem Parkplatz zwischen Arena und Trainingsgelände bereits „gecheckt“. Rekord! Immer unerkannt, versteht sich. Manchmal steckt dann beim Opfer ein Zettel unter der Windschutzscheibe. Oder der Spiegel ist mit einem Hütchen verziert. „Ich habe gern ein bisschen Chaos“, gibt Fortunas garantiert humorvollster Fußballprofi zu.

Auf die Leistung konzentriert

Da wundert es wenig, dass der Offensivkicker das Thema Arbeitsvertrag eher gelassen sieht. Sagt er jedenfalls. Dabei könnte das Kapitel Fortuna für Ilsø im Sommer finalisiert sein. Der Kontrakt würde aktuell am 30. Juni enden. Die Betonungen liegen auf der Möglichkeitsform. „Ich denke nicht zu sehr darüber nach. Mein Fokus liegt auf meiner Leistung. Dafür trainiere ich. Am liebsten den ganzen Tag. Man muss zeigen, dass man gut ist.“

Letzteres gelang zum Saisonstart eher schleppend. Lediglich zwei späte Einwechslungen in den ersten fünf Pflichtspielen waren für den ballgewandten Kicker „schwierig“, wie er betont. Und dies, obwohl viele Fortuna-Experten der Meinung waren, der spielstarke Ilsø würde sich im Fußball-Oberhaus besser zurechtfinden als eine Etage tiefer. „Ob’s stimmt, müssen andere entscheiden. Ich weiß nur, dass bei uns nun auch mehr defensiv gespielt wird als in der 2. Liga. Und dass die Gegner fast immer spielstarke und offensivlustige Verteidiger aufbieten. Darauf muss man sich einstellen“, sagt der Freistoßexperte.

Gegen Hannover 96 gelang ihm erstmals seit dem 1:1 in Fürth im vorletzten Zweitliga-Spiel wieder ein wunderschöner Treffer aus ruhender Ballsituation. Im letzten Bundesliga-Vorrundenspiel war sein Torwinkel-Freistoß zum 2:1 für die Pluspunkte 20 und 21 wert.

Cheftrainer Norbert Meier hatte anfangs Defizite im Defensivverhalten bei Ilsø ausgemacht. „Das hat sich schon gebessert“, bekräftigt der Däne selbstbewusst. Auch wenn er sicher kein Zweikampf-Held a la Adam Bodzek oder Andreas Lambertz werden wird.

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Mit dem 2:0 am fünften Spieltag im Fürther Ronhof – Coach Meier wollte Routinier und Positionskonkurrent Andrey Voronin nicht dreimal binnen sieben Tagen in der Mittelfeldmitte aufbieten – war Ilsø plötzlich drin im Geschehen. Machte wenig später beim 1:1 gegen Hoffenheim mit seinem Freund Robbie Kruse erstmals die Doppelspitze im ansonsten klaren Meier’schen 4-2-3-1-System. „Mein Höhepunkt war sicher das Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt“, bekräftigt der Däne. Da hat er vorn erstmals durchgespielt, da beherrschte Fortuna einen an diesem Abend indisponierten Mitaufsteiger. Wie in der Zweitliga-Aufstiegssaison die meisten Gegner in der Arena.

Der Schlüssel zum Einsatzglück lag im Training. „Ich habe mich immer angeboten, mich aber erst in unserer englischen Woche gegen den HSV, in Dortmund und gegen Frankfurt so richtig wie ein Teil der Mannschaft gefühlt. Der Trainer hat stets gesagt: ,Ich glaube an Dich!’ Da tut es natürlich gut, wenn man dies mit Leistung zurückgibt.“

Einmal im Dänen-Kader

Ob das auch in der Heimat, bei Dänemarks Bundestrainer Morten Olsen angekommen ist? „Ich denke schon, auch wenn ich bisher noch nichts von ihm gehört habe.“ Dass Ilsø gern für die Nationalmannschaft spielen würde, versteht sich von selbst. „Es wäre eine große Ehre für mich, eine Chance zu bekommen.“ Zumal derzeit die WM-Qualifikation für das Turnier 2014 beim fünfmaligen Weltmeister Brasilien läuft.

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Einmal war der Kopenhagener schon nominiert. Kam aber beim 0:1 im Test gegen Wales Mitte November 2008 im Bröndby-Stadion nicht zum Einsatz. Vier Jahre später lodert das dänische Dynamit mehr denn je. „Ich habe kein Problem damit, vor die Löwen zu kommen“, sagt Ilsø blumig. Heißt: Er wird schon seinen (Aus-)Weg finden. Ob bei Fortuna. Oder in die Nationalmannschaft. Oder ganz privat. Wie neulich nach Weihnachten. Beim Kurztrip nach New York. Wo Ilsø sich ein paar Tage hatte treiben lassen. Ohne großen Plan. Einfach ein kleines bisschen Chaos. In einer der aufregendsten Städte des Planeten. Wieviele Autospiegel er wohl dort in einer Mischung aus Jux und Übermut umgeknickt hat?