Düsseldorf. Lukrative Aussichten für Fortuna Düsseldorf: Schafft der Bundesliga-Rückkehrer den Klassenerhalt, werden die Einnahmen im Bereich der Fußball-Fernsehgelder erneut deutlich gesteigert. Sogar das Kölmel-Darlehen wäre damit fast abgetragen.

Vor der Fortuna sind die Fußballfreunde nicht mal mehr am Seychellen-Strand im Indischen Ozean sicher. Da gab’s neulich den 4:0-Heimsieg gegen Eintracht Frankfurt um 22.30 Uhr live. Über den südafrikanischen SuperSport-Sender. Auch die Torres-del-Paine-Wandertour im Süden Chiles macht man freitags schon mal gern etwas kürzer. Die Übertragung aus der Arena startete in windigen Patagonien bereits um 16.30 Uhr. Auf ESPN.

Fortuna profitiert von Millionen-Einnahmen

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Finanzvorstand Paul Jäger lächelt verlegen, aber zufrieden in sich hinein, wenn er an die mittlerweile exorbitante Fernsehreichweite des Bundesliga-Rückkehrers denkt. „Ja“, sinniert dann der langjährige Geschäftsführer des Flingerner Fußball-Vereins von 1895, „das ist schon der blanke Wahnsinn!“ Gleiches dürfte man auch über die Honorare behaupten, die von den TV-Anstalten mittlerweile in die Kasse fließen. Nach der letzten Regionalliga-Nord-Saison 2007/08, beim Einstand von Cheftrainer Norbert Meier, musste die damals drittklassige Fortuna mit 375.000 Euro zufrieden sein.

In dieser Spielzeit sind es schlanke 13,677 Millionen aus der Inlandsvermarktung von ARD und Sky-TV, eine Million aus dem Ausland, dazu schon 700.000 Euro aus dem DFB-Pokal – plus Achtelfinale in Offenbach am 18. Dezember. Zusammengerechnet streicht Fortuna in dieser Saison damit mehr TV-Geld ein als die zehn Erstligisten der österreichischen Liga zusammen.

Fortuna erwartet noch mehr Geld im DFB-Pokal

Deren Sky-ORF-Fernsehvertrag bringt aktuell 15,521 Millionen Euro ein. Also ungefähr so viel, wie Sportvorstand Wolf Werner im Sommer für seine neue Bundesliga-Mannschaft zur Verfügung hatte. Die 1:0-DFB-Pokalsiege in Burghausen und gegen Borussia Mönchengladbach sowie klar über dem kalkulierten Schnitt von 35.000 Zuschauern pro Arena-Heimspiel liegende Zuschauereinnahmen – aktuell bezahlen 44.635 Fans pro Heimspiel – haben Werners Finanzrahmen deutlich erweitert. An 50.000 Euro mehr oder weniger wird ein Transfer nicht mehr scheitern. Eine komfortable Position. Man erinnere sich nur an die Fest-Verpflichtung von Ken Ilsø vom dänischen Erstligisten FC Midtjylland Herning im Frühsommer 2011, die wochenlang bedacht worden war. Wegen einer Ablöse von 300.000 Euro.

Ein Klassenerhalt in der Bundesliga wird die Einnahmen im Fernsehbereich für die Fortuna weiter ansteigen lassen. Dank des Vierjahresvertrages der Deutschen Fußball-Liga ab der Saison 2013/14 nebst neuem Verteilerschlüssel. 560 Millionen Euro (bisher 438,7) gehen zu 80 Prozent (bisher 79,5) an die Bundesliga. Fortuna würde sich als vermutlich Drittletzter der Fernsehgeldliste im nächsten Jahr auf rund 18,5 Millionen Euro verbessern. Dazu kämen 1,25 Millionen Euro (bisher eine Million) aus dem Ausland. Plus DFB-Pokaleinnahmen. Es sind also gut 20 Millionen Euro über das TV-Honorar drin. 53-mal (!) mehr als noch vor sechs Fußball-Jahren.

Die komplette Entschuldung der Fortuna bei Klassenerhalt greifbar nah

Errechnet werden die Bundesliga- und Zweitliga-Fernseheinnahmen über eine mathematische Formel, deren (bisherige) Grundlage das Abschneiden der vergangenen vier Spielzeiten in Liga eins und zwei bilden. Ab der kommenden Saison erstreckt sich der Erfassungszeitraum sogar auf die jüngsten fünf Jahre.

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Doch zurück zu den 20 Millionen Euro. Sollte Fortuna der Klassenerhalt gelingen, ist die komplette Entschuldung des Vereins greifbar nah. Noch rund vier Millionen Euro gilt es aus dem alten Sportwelt-Vertrag mit dem Leipziger Geschäftsmann Michael Kölmel abzutragen. Wie Finanzvorstand Jäger jüngst bei der Mitgliederversammlung bestätigte. Das Darlehen von 1999 über damals rund 15 Millionen Mark (gleich 7,5 Millionen Euro – plus Zinsen) wird aktuell über einen Vertrag abgebaut. Den hatte der ehemalige Aufsichtsratschef der Fortuna, Wirtschaftsrechtsanwalt Reinhold Ernst, Anfang August 2008 ausgehandelt. 15 Prozent der Fernsehgelder fließen in die Tilgung, weitere 15 Prozent erhält Kölmel als Vergütung. Setzt man die oben errechneten 20 Millionen Euro an, würde sich Kölmel in der nächsten Saison über zweimal drei Millionen Euro freuen.

Mit einer Sonderzahlung der Fortuna über eine weitere Million wäre der Schuldenstand auf Null gesetzt. Was mit der bisher „unendlich“ fortlaufenden Vergütung an den Leipziger Geschäftsmann passiert? Das bleibt eine der spannendsten Fortuna-Fragen abseits des Fußballrasens.

Übrigens: Sollte Fortuna absteigen, lägen die TV-Gelder in Liga zwei bei nur noch acht Millionen Euro.