Düsseldorf. Das chaotische Ende des Fußball-Relegationsrückspiels gegen Hertha BSC Berlin rief sämtliche Zeitungsmacher der Republik und auch die versammelte deutsche Fernsehlandschaft den Plan. Das Thema, wie gefährlich oder gar anarchisch es in deutschen Fußballstadien zugeht, taugt zum Dauerbrenner.

Würde es ein allumfassendes Verfahren darüber geben, wie oft und wie nachhaltig „Fortuna Düsseldorf“ seit vergangenen Dienstag in den Medien vertreten war, die Marketing-Experten würden vermutlich höhere Werte für den Deutschen Fußball-Meister von 1933 beim gemeinen Publikum registrieren als bei Bundeskanzlerin Angela Merkel. Das chaotische Ende des Fußball-Relegationsrückspiels gegen Hertha BSC Berlin rief nicht nur sämtliche Zeitungsmacher der Republik auf den Plan. Nein, auch die versammelte deutsche Fernsehlandschaft griff das Bengalofeuerwerk der Berliner ebenso auf wie den Platzsturm der Fortunen, der für eine 21-minütige Spielunterbrechung gesorgt hatte.

Gefährliche Stadien

Das Thema, wie gefährlich oder gar anarchisch es in deutschen Fußballstadien zugeht, taugt zum Dauerbrenner. Dazu lieferten die Kameras Bilder, die der Fußballfreund allenfalls aus den von Fangewalt durchsetzten Ligen der Ex-Weltmeister Argentinien und Brasilien gelegentlich geliefert bekommt.

Sonntagabend hatte Fortunas Fanprojektleiter Dirk Bierholz einen (guten) Auftritt in Frank Plasbergs Diskussionsrunde „Hart, aber fair“ in der ARD. Am Dienstagabend zog Sandra Maischberger unter dem Motto „Kicker, Kohle, Krawalle“ in 75-minütiger Gesprächigkeit nach. Im ZDF lief zuvor bei „Frontal 21“ ein Beitrag unter dem halsbrecherischen Titel „Irre – Radikale Fußballfans außer Kontrolle“. Vergangene Woche waren die Bilder vom Platzsturm in der Arena der ARD sogar einen „Brennpunkt“ wert. Den rufen die Macher des „Ersten“ eigentlich nur bei Katastrophen oder großen (Finanz-)Krisen aus.

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Es spielte offenbar keine große Rolle, dass in Düsseldorf eigentlich niemand zu körperlichem Schaden gekommen war – außer Referee Wolfgang Stark, der sich vom Herthaner Levan Kobiashvili einen Faustschlag eingefangen hatte. Da waren die Krawalle am Abend zuvor im Karlsruher Wildpark wesentlich schlimmer. 79 Verletzte nach dem KSC-Drittliga-Abstieg im Entscheidungsspiel gegen den SSV Jahn Regensburg registrierte die breite Öffentlichkeit über das dritte Programm von SWR und Bayerischem Fernsehen weit weniger als das Fortuna-Match gegen Hertha.

Die große Mehrzahl der fast zehn Millionen Live-Zuschauer, eine Quote wie sonst nur bei „Wetten, dass . . .“, war verärgert und entsetzt über das Gesehene. Und ging am Dienstag vor einer Woche mit den Gedanken zu Bett, dass das doch wohl nicht wirklich in einem deutschen Fußballstadion passiert sein könne.

Keine dauerhaften Nachteile für Fortuna

Für Fortuna werden sich aus dem Abend keine dauerhaften Nachteile entwickeln. Natürlich gibt es empfindliche Strafen seitens des Deutschen Fußball-Bundes. Natürlich muss beim kritisierten Ordnungsdienst nachgebessert werden. Und die breite öffentliche Diskussion könnte vielleicht doch zu einer gewissen Einsicht führen, es endlich mit den gemeingefährlichen Bengalos zu lassen, die die Kleidung einer Person über eine mehr als 1000 Grad Celsius heiße Flamme praktisch unlöschbar entzünden können.

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Und wenn man ganz ehrlich ist: Fortuna hatte am Dienstagabend vor einer Woche eigentlich das Riesenglück, dass beim Platzsturm tatsächlich nichts gravierendes passiert ist. Rennt einer der Ungeduldigen einen Hertha-Akteur um – ein Wiederholungsspiel wäre wohl das Mindeste gewesen, was auf die Fortuna zugekommen wäre.

Übrigens: Das Berufungsverfahren vor dem DFB-Bundesgericht startet wie erwartet am Freitag um 12.30 Uhr in Frankfurt.