Frankfurt/Main. . Das DFB-Sportgericht hat den Einspruch von Hertha BSC Berlin abgelehnt. Das Relegations-Rückspiel gegen Fortuna Düsseldorf wird nicht wiederholt. Doch Hertha BSC kündigte noch vor Ort an, in Berufung zu gehen. Ein endgültiges Urteil steht somit noch nicht fest.
Das unter skandalösen Umständen beendete Relegationsrückspiel zwischen Fortuna Düsseldorf und Hertha BSC (2:2) wird nicht wiederholt. Das entschied das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in Frankfurt. Es wies den Einspruch der Berliner gegen die Spielwertung am Montag in Frankfurt/Main ab. Der Einspruch der Hertha sei unbegründet gewesen: "Der Einspruch hatte keinen Erfolg, weil kein Einspruchsgrund nachzuweisen war", sagte der Sportgerichtsvorsitzende Hans E. Lorenz. "Der Schiedsrichter hat jederzeit regelkonform gehandelt, und die von Hertha BSC behauptete einseitige Schwächung durch die Unterbrechung konnte nicht belegt werden."
Laut erster Instanz wäre die Hertha damit nach dem 1:2 im Hinspiel aus der Bundesliga abgestiegen. Hertha hat allerdings postwendend Berufung eingelegt und zieht in zweiter Instanz vor das DFB-Bundesgericht. "Der Verein ist meiner Empfehlung gefolgt und wird das Rechtsmittel der Berufung einlegen. Die Videobeweise werden zeigen, dass die Umstände ganz klar zu einer Schwächung geführt haben", sagte Hertha-Anwalt Christoph Schickhardt. Manager Michael Preetz verließ indes schweigend den Saal.
Bereits am Mittwoch könne es zu einer weiteren Verhandlung am Grünen Tisch kommen. Sollte Hertha auch hier verlieren, wäre noch ein Gang vor das DFB-Schiedsgericht möglich. Selbst der Internationale Sportgerichtshof CAS könnte theoretisch noch eine Rolle in der Auseinandersetzung spielen.
Zu einer gegenteiligen Entscheidung fehlte nicht viel
Das Gericht folgte bei seiner Entscheidung der Argumentation der Fortuna-Seite, die Partie sei trotz der Vorkommnisse am Rande wie dem Platzsturm der Düsseldorfer Fans in der Nachspielzeit unter regulären Bedingungen zuende geführt worden. "Es war eine Tatsachenentscheidung. Das Spiel wurde dreimal unterbrochen und dreimal fortgesetzt. Das sind Tatsachenentscheidungen des Schiedsrichters", sagte der Vorsitzende Hans E. Lorenz, ließ aber zugleich keinen Zweifel daran, dass nicht viel zu einer gegenteiligen Entscheidung fehlte.
Schiedsrichter Wolfgang Stark hatte das Spiel nach dem vorzeitigen Platzsturm durch Fortuna-Fans für gut 20 Minuten unterbrochen und anschließend für etwa 90 Sekunden wieder angepfiffen. In seiner Zeugenaussage am Freitag hatte er erklärt, er habe dies ohne Druck der Sicherheitsbeauftragten getan. Damit entkräftete Stark den Vorwurf der Berliner, er habe die Begegnung nur aus "Deeskalations-Gründen" fortgesetzt. "
"Todesangst" der Berliner konnte nicht nachgewiesen werden
Der Versuch, nachzuweisen, dass die Berliner unter Angst standen, blieb ohne Erfolg. Es wurde kein Berliner Spieler verletzt oder körperlich angegriffen oder musste ausgewechselt werden. Wäre das der Fall gewesen, hätte der Einspruch erfolgt gehabt", erklärte Lorenz. "Hätte der Platz nicht geräumt werden können - auch dann hätte eine Spielumwertung stattfinden müssen. Der Nachweis einer psychologischen Beeinträchtigung wurde nicht geführt."
Auch der Kontrollausschuss hatte dafür plädiert, den Einspruch abzulehnen.
In seiner Begründung erklärte Lorenz weiter: Die Düsseldorfer Fans seien "nicht mit der Absicht, Gewalt auszuüben", sondern beim "Ausleben ihres Glücksgefühls" auf das Spielfeld gestürmt. Am zurückliegenden Freitag hatte der Richter die Verhandlung nach fast sieben Stunden im Anschluss an die Schlussplädoyers unterbrochen und die Entscheidung auf Montag vertagt. "Der Beratung kam eine nicht unerhebliche Bedeutung zu, es war eine schwierige Entscheidung", sagte Lorenz.
Düsseldorf muss laut Lorenz seine Erstliga-Reife erst noch beweisen
Doch auch Düsseldorf kam bei der Urteilsverkündung nicht schadlos davon: "Der Ordnungsdienst hat komplett versagt. Die Bundesliga-Tauglichkeit muss man auf dem Platz und im Umfeld unter Beweis stellen. Da muss die Fortuna noch gewaltig nachbessern", betonte Lorenz. Sowohl Fortuna Düsseldorf als auch Hertha BSC Berlin müssten "mit Vereinsstrafen" rechnen, erklärte er weiter.
Fortuna-Anwalt Horst Kletke zeigte sich nach Beendigung der Sitzung einsichtig. "So viele Leute gehören nicht auf das Spielfeld", sagte er.
Die Spieler von Fortuna Düsseldorf verfolgten die Nachrichten aus der DFB-Zentrale über Fernsehen und Internet, nachdem sie bis 15 Uhr noch eine Trainingseinheit auf dem Vereinsgelände absolviert hatten. Als der Protest von Hertha BSC gegen die Wertung des Relegations-Rückspiels bei der Fortuna (2:2) dann als "unbegründet" zurückgewiesen worden war, verließen die Spieler weitgehend wortlos das Gelände.
Fortuna-Präsident Frymuth glaubt an Bestand des Urteils
"Im Grunde sind wir erleichtert und erfreut, dass das Ergebnis Bestand hat. Wir hoffen und gehen davon aus, dass das auch in zweiter Instanz Bestand haben wird", sagte indes Fortuna-Präsident Peter Frymuth der Sportnachrichtenagentur SID. In erster Instanz sei "alles ausführlich beleuchtet worden. Und das Ergebnis ist deutlich. Unsere Feststellung ist, dass das Spiel ordnungsgemäß zu Ende gebracht wurde."
Allerdings äußerte Frymuth auch Verständnis für die Haltung der Berliner. "Auf der einen Seite muss jeder Verständnis haben, dass in einem Rechtsstaat alle Instanzen anzuwenden sind. Ich überlasse jedem Verein seine Bewertung. Da will ich mich heute nicht groß aus dem Fenster lehnen", sagte er.
Beeinträchtigungen bei der Abwicklung von Transfers oder den Verhandlungen mit Sponsoren durch die Verzögerung des Prozesses seien überschaubar: "Wir arbeiten im Hintergrund weiter, warten aber natürlich eine rechtskräftige Entscheidung ab. Die Dinge lassen sich weiterführen, im einen oder anderen Punkt aber nicht so zügig, wie man das gedacht hatte."
Walter Eschweiler, ehemaliger Bundesliga- und FIFA-Schiedsrichter, bewertete das Urteil des Sportgerichts zum Relegationsspiel von Fortuna Düsseldorf und Hertha BSC im Interview mit dem Nachrichtensender Phoenix als richtig: "Wenn so ein Spiel jetzt wiederholt wird, das schafft zu viele Nachahmer.“
Als vor einigen Jahren die FIFA nach Ausschreitungen englischer Fans drastische Maßnahmen gegenüber den Vereinen ergriffen hatte, so Eschweiler weiter, hatte das einen heilenden Effekt: "Die Auflagen wurden sehr intensiv gestaltet für die Meisterschaftsspiele in England. Das hat gezündet. Da passiert heute kaum etwas. Das ist ein Aufhänger, um unseren Fans zu sagen: So kann es euch gehen.“
(dapd/sid)
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