Düsseldorf. Campino von den Toten Hosen im Interview über Fortuna-Trainer Norbert Meier, Euphorie und schöne Stunden mit BVB-Spielern im Beatles-Museum Liverpool.
Er ist Frontsänger der „Toten Hosen“ und leidenschaftlicher Fußball-Fan. Campinos Herz gehört zwei Klubs. Dem FC Liverpool und Fortuna Düsseldorf. Heute schlägt es vor allem für Düsseldorf, die Heimatstadt des 49-Jährigen. Zweitligist Fortuna empfängt im Achtelfinale des DFB-Pokals (20. Dezember 2011, 20.30 Uhr, ZDF/Sky) den Deutschen Meister Borussia Dortmund. Redakteurin Kirsten Simon sprach darüber mit dem Sänger.
Fortuna ist Herbstmeister der zweiten Liga und war bis Freitag in 27 Pflichtspielen fast neun Monate ungeschlagen. Finden Sie diesen Lauf schon unheimlich?
Campino: Nein, ich bin einfach begeistert. Wir stehen so gut da, wie seit Jahren nicht. Das beflügelt alle: Das Team hat zueinander gefunden, die Vereinsführung bleibt auf dem Boden, die Fanbasis ist euphorisch und treu zugleich. Wenn das so bleibt, können wir im Frühjahr ruhig die Möglichkeit ins Auge fassen, in die erste Liga aufzusteigen. Die Voraussetzungen sind fantastisch.
Wie wichtig ist denn der sportliche Auftrieb der Fortuna für Düsseldorf als Stadt?
Die Stadt hat seit 1997 auf die Rückkehr in die Erste Bundesliga gewartet. Wenn es zum Aufstieg kommen sollte, ist Düsseldorf bereit. Die Stimmung ist gut. Selbst bei Menschen, die die Hoffnung eigentlich schon aufgegeben hatten oder den Verein inzwischen sogar belächelt haben. Auch sie registrieren, dass die Fortuna bis zum letzte Heimspiel gegen Paderborn seit März ungeschlagen war. Es ist toll und wichtig, dass es mit der bedeutendsten Sportart bei uns wieder aufwärts geht. Auf der anderen Seite lebte Düsseldorf aber auch weiter, als die Fortuna in der vierten Liga rumsumpfte.
Was der Verein derzeit nicht tut. Gab es einen Punkt, an dem Sie gewusst haben, dass da etwas Großes heranwächst?
Es gab Momente, in denen mir klar wurde, dass die Talsohle durchschritten war. Einer davon war die Ankunft von Norbert Meier. Mit ihm haben wir einen Trainer, der Sicherheit gebracht hat. Aber das Tempo des Aufschwungs ist trotzdem überraschend, auch für einen Fußballfan wie mich.
Kann der Deutsche Meister Borussia Dortmund die Fortuna stoppen?
Fortuna hat in diesem Spiel wenig zu verlieren, der BVB viel. Das einzige, was man in Düsseldorf nicht sehen will, ist total an die Wand gespielt zu werden. Wenn unsere Jungs kämpfen, wird man ihnen alles verzeihen. Es hat jedenfalls im Fußball schon größere Überraschungen gegeben, als es ein Fortuna-Sieg gegen den BVB wäre.
Verbinden Sie etwas mit dem BVB – vielleicht Erinnerungen an bestimmte Spiele?
Ich stehe zum BVB in einem recht neutralen Verhältnis. Dadurch, dass Kalle Riedle sowohl beim BVB als auch bei meinem anderen Lieblingsklub FC Liverpool einmal eine wichtige Rolle gespielt hat, habe ich die Dortmunder tendenziell eher wohlwollend betrachtet. Und ich habe mal mit einigen ehemaligen BVB-Spielern der 66er-Mannschaft einen netten Nachmittag im Beatles-Museum in Liverpool verbracht – das alles wird am Dienstag aber für einen Abend vergessen sein.
Welche Bedeutung hat das Pokalspiel aus Ihrer Sicht?
Ein Achtelfinale gegen einen großen Klub, und dann noch zu Hause – vom Papier her ist das die tollste Auslosung, die man sich wünschen kann. Aber für Düsseldorf muss es trotzdem in erster Linie um den Aufstieg gehen. Priorität hat die Liga, ganz klar.
Werden Sie selbst im Stadion sein?
Ich weiß es noch nicht. Ein Ticket habe ich zwar, aber ich muss fast zeitgleich bei meinem Sohn in Berlin sein. Mal sehen. Verpassen werde ich das Spiel nicht. Wenn ich nicht im Stadion bin, werde ich’s mir im Fernsehen ansehen und die Gelegenheit nutzen, meinem Sohn dabei die große weite Welt zu erklären.