Düsseldorf. Fortuna Düsseldorf macht die Partie gegen 1. FC Kaiserslautern zum Gratisspiel. Die große Frage ist: Wie viele Fans kommen ins Stadion?

Klaus Allofs ist seit beinahe einem halben Jahrhundert im Profifußball unterwegs und hat seitdem viel erlebt. Als junger Spieler gewann er mit Deutschland die Europameisterschaft. Auf dem Höhepunkt seines Schaffens stand der Angreifer im WM-Finale – und verlor gegen Argentinien. Und als Routinier reckte Allofs im Trikot von Werder Bremen den Europapokal der Pokalsieger in die Höhe.

Ein Spieler mit so einer Vita sollte eine Zweitliga-Partie zwischen Fortuna Düsseldorf und dem 1. FC Kaiserslautern am zehnten Spieltag eigentlich nicht aus der Ruhe bringen. Doch der Sportvorstand der Rheinländer ist vor dem Spiel am Samstag (20.30 Uhr/Sport1 und Sky) aufgeregt.

Fortuna Düsseldorf: Allofs steht unter Spannung

„Wir sind alle ein bisschen unter Spannung“, sagte der 66-Jährige in dieser Woche. Das liegt weniger an der sportlichen Brisanz des Duells zwischen dem Tabellensechsten und dem Drittplatzierten. Allofs ist gespannt, wie das Projekt angenommen wird, mit dem sein Verein für weltweites Aufstehen gesorgt hat.

Im April stellten die Düsseldorfer "Fortuna für alle" vor. Der Klub kündigte an, bei drei Partien die Fans kostenlos ins Stadion zu lassen. Sogar die New York Times berichtete damals über die Aktion, die der gewiefte Vorstandschef Alexander Jobst mit seinem Team geplant hatte. Gegen Kaiserslautern startet nun die Ticket-Revolution. Auch die Duelle mit dem FC St. Pauli im Januar und mit Eintracht Braunschweig im April haben die Düsseldorfer zu Gratis-Heimspielen erklärt.

Partner geben 40 Millionen Euro für fünf Jahre aus

Der Verein möchte Einnahmen auf einem anderen Weg generieren und setzt dabei auf Sponsoren, wobei die Düsseldorfer von Partnern sprechen. Zwei große Unternehmen und die gemeinnützige Initiative „Common Goal“ sollen rund 40 Millionen für fünf Jahre zahlen.

Dafür können die Fans Geld sparen. Wer über „Fortuna für alle“ eine Freikarte beziehen wollte, konnte sich für das Spiel gegen Kaiserslautern registrieren. „Treue zum Verein wurde dabei belohnt, auch Mitglieder wurden bevorzugt behandelt“, sagte Allofs über die Verteilung von 21.000 Tickets. Dazu kommen Freikarten für Dauerkarteninhaber und das Gästekontingent. Auch die Fußballfans aus Kaiserslautern müssen für den Stadionbesuch in Düsseldorf nicht zahlen.

Damit ist die Arena mit 54.600 Zuschauern voll besetzt – zumindest theoretisch. Doch auch am Samstag werden Plätze leer bleiben. Klaus Allofs gibt sich keinen Illusionen hin. „Es wird eine No-Show-Rate geben“, sagt der Düsseldorfer. Der Ausdruck bezeichnet den Anteil der Zuschauer, die eine Karte haben, aber trotzdem nicht ins Stadion kommen.

Ziel: 17 Gratis-Heimspiele pro Saison

Die Rate liegt in der 2. Bundesliga bei bis zu 15 Prozent. Sollte sie gegen Kaiserslautern und in den weiteren Spielen höher ausfallen, wäre eine Fortsetzung der Aktion vermutlich gefährdet. Dabei ist geplant, die Anzahl der Freispiele auszubauen. Die Vision ist es, dass die Zuschauer alle 17 Heimpartien pro Saison sehen können, ohne einen Cent zu zahlen.

Die Fans können nun erstmalig mit den Füßen abstimmen. Was die Düsseldorfer neben einem vollen Stadion brauchen, sind weitere Geldgeber. Alexander Jobst zeigt sich zuversichtlich, einen weiteren Partner konnte er aber noch nicht präsentieren. Die Interessenten werden am Samstag genau hinschauen, wie das Gratisspiel angenommen wird.

Eine Versicherung sprang bereits ab

Einen Rückschlag musste Jobst schon hinnehmen. Eine große Versicherung sprang bereits im Frühjahr als Partner ab. Es soll unterschiedliche Auffassungen über den Umgang mit personenbezogenen Daten der Freikarten-Inhaber gegeben haben. Dadurch verlor der Zweitligist laut Medienangaben Einnahmen in Höhe von bis zu fünf Millionen Euro.

Das war im Vorfeld der Freikarten-Premiere nun kein Thema mehr. Die Verantwortlichen sprachen stattdessen darüber, dass das Ergebnis die Aktion „Fortuna für alle“ beeinflussen könne. „Was grundsätzlich hilft ist, dass wir auch dieses Spiel siegreich beenden“, sagte Klaus Allofs. „Das ist immer für die Stimmung gut.”