München. Tabellenführer München steht vor dem Spiel in Düsseldorf unter Spannung. Niko Kovac ist vor allem als Moderator gefragt – auch in eigener Sache.
Ganz am Ende der Pressekonferenz ging es noch um die Frage, welche Faktoren Niko Kovac im Saisonendspurt für wesentlich hält. „Wir müssen die Spannung oben halten“, sagte der Trainer des FC Bayern dazu vor dem Spiel bei Fortuna Düsseldorf am Sonntag (15.30 Uhr/Sky). Nach den Eindrücken der zurückliegenden Woche müsste er sich um die Spannung eigentlich kaum sorgen. Denn was zuletzt an die Öffentlichkeit gekommen war, erzählte ja vor allem davon, dass die Münchner in einem Reizklima in die verbleibenden sechs Ligaspiele ziehen.
Ohne Not den Trainer angezählt
Das galt für die handgreifliche Auseinandersetzung zwischen Stürmer Robert Lewandowski und Flügelspieler Kingsley Coman im Training am Donnerstag ebenso wie für die innerbetrieblichen Dissonanzen auf oberster Ebene, die jüngst bei den eher gegensätzlichen Äußerungen von Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und Präsident Uli Hoeneß zu Kovac mal wieder erkennbar geworden waren.
Erst hatte ihm Rummenigge trotz des Vertrages bis 2021 ohne Not nach einem 5:0 gegen Borussia Dortmund keine Jobgarantie ausgesprochen, tage darauf steuerte Hoeneß gegen. „Wie soll ich denn mit jemandem zusammenarbeiten, den ich bei jeder Gelegenheit infrage stelle? In so einem Spannungsfeld, wie unser Trainer in den letzten Wochen gelebt hat, kann man auf Dauer nicht vernünftig arbeiten“, sagte Hoeneß im Kicker.
Rangelei zwischen Lewandowski und Coman
Dieses Spannungsfeld wird Kovac wohl erhalten bleiben, ein anderes hält er dagegen für befriedet. „Wir haben das nach dem Training oben zu dritt besprochen“, sagte er über die Rauferei zwischen Lewandowski und Coman, die sich laut Bild mit Fäusten ins Gesicht geschlagen hatten und von den Kollegen nur mit Mühe getrennt werden konnten. „Die beiden haben sich entschuldigt für ihr Verhalten. Es tut ihnen sehr leid“, sagte Kovac. Und weil „die Jungs einsichtig“ gewesen seien, sehe er von einer Strafe ab und halte den Disput für „ad acta gelegt“. Er sagte im Stile des Moderators, als der er gerade besonders gefragt ist, nicht zuletzt in eigener Sache: „Man kann’s auch positiv sehen: Wir leben.“
Dies soll auch in Düsseldorf sichtbar werden, zumal nach dem 3:3 aus der Hinrunde gegen die Fortuna. Also nach der „Zäsur“, wie Kovac nun sagte, als er an die damaligen Krisengespräche erinnerte, nach denen er seine Arbeitsweise auch auf Geheiß von Rummenigge und Hoeneß verändert hatte. „Seitdem sind wir auf einem guten, besseren Weg“, sagte Kovac und erteilte vor dem zweiten Treffen mit dem Aufsteiger den Auftrag „wettzumachen, was wir in der Hinrunde verbockt haben“.
Ribéry fehlt wohl
Fehlen wird ihm dabei höchstwahrscheinlich der seit drei Tagen erkrankte Franck Ribéry, sicher fallen Arjen Robben und Corentin Tolisso aus. Der seit Ende November wegen mehrerer Blessuren absente Robben hatte tags zuvor Zweifel geäußert, ob er vor seinem Abschied im Sommer noch einmal für den FC Bayern auflaufen könne. Etwas rätselhaft ist dabei, dass aus Sicht der Ärzte einer Rückkehr ins Mannschaftstraining eigentlich nichts im Wege stünde, wie Kovac berichtete, Robben sich aber noch nicht dazu bereit fühle.
In Düsseldorf müssen es die anderen Bayern richten, und Kovac legte die Messlatte ganz hoch. „Alles andere darunter ist weniger gut“, sagte er im Rückblick auf das Topspiel, „wir müssen es genauso angehen wie gegen den BVB.“
Also mit Spannung.