Düsseldorf. Sascha Rösler stürmte für Düsseldorf und Gladbach. Vor dem rheinischen Duell spricht Fortunas Teammanager über Derbys und Düsseldorfs Aha-Moment.
Nur 38 Kilometer trennen die Stadien von Fortuna Düsseldorf und Borussia Mönchengladbach, in der Tabelle der Fußball-Bundesliga geht der Blick vor dem rheinischen Derby am Samstag (15.30 Uhr/Sky) indes in entgegengesetzte Richtungen: Während die Elf von Friedhelm Funkel den frühzeitigen Klassenerhalt anstrebt, will Gladbach mit einem Sieg seine Champions-League-Ambitionen unterstreichen.
Sascha Rösler ging als Spieler für beide Klubs auf Torejagd, seit Oktober 2015 ist er Teammanager bei Fortuna Düsseldorf. Im Interview mit dieser Redaktion spricht der 41-Jährige über den besonderen Reiz dieses Duells, seine aktuelle Rolle und das Rezept für drei Derby-Punkte.
Herr Rösler, Ihr Mittelfeldspieler Kevin Stöger hat unter der Woche gesagt, dass er einen Punktgewinn gegen Borussia Mönchengladbach unterschreiben würde. Sie auch?
Sascha Rösler: Das ist im Vorfeld immer schwer zu sagen. Aber Gladbach steht auf einem Champions-League-Platz und spielt eine sehr, sehr gute Saison. Sie sind der absolute Favorit. Mit einem Punkt würden wir sicherlich gut leben können, aber vielleicht ist auch mehr drin. Wir haben das dieses Jahr schon öfter gezeigt und die Mannschaft hat mittlerweile gemerkt, dass sie mithalten kann, wenn sie voll da ist. Lassen wir uns überraschen.
Sie waren selbst für beide Vereine aktiv. Wie viel Feuer ist drin im rheinischen Derby – und inwiefern hat das Aufeinandertreffen auch für Sie eine ganz besondere Brisanz?
Rösler: Derbys sind im Endeffekt doch das Schönste am Fußball. Darauf fiebert jeder noch ein paar Tage länger hin als sonst, das Stadion ist voll, es herrscht eine ganz spezielle Atmosphäre. Und die Jungs wissen natürlich auch: Wenn sie ein gutes Spiel machen, vielleicht sogar gewinnen, dann sind sie die Helden. Über Derbysiege spricht man noch lange, in Derbys kann man für seinen Klub Geschichte schreiben. Das sind Duelle, auf die man sich besonders freut.
Auf dem Platz waren Sie für Ihr lebhaftes Temperament bekannt. Ist es besonders schwer, bei einem solchen Spiel nur zuschauen zu dürfen?
Rösler: Inzwischen bin ich daran gewöhnt. Klar gibt es Momente, in denen es noch kribbelt. Das könnte auch am Samstag passieren, wenn man ins Stadion reinkommt, diese Emotionen spürt. Aber das wird weniger, auch weil man merkt, dass der eigene Körper nicht mehr für den Profi-Fußball taugt. Insofern ist es ganz gut, dass ich mittlerweile draußen sitze und nicht mehr auf dem Platz stehe (lacht).
Apropos: Welche Rolle nehmen Sie heute als Teammanager bei der Fortuna ein?
Rösler: Meine Aufgaben liegen vermehrt im organisatorischen Bereich, um die Mannschaft herum. Wenn die Jungs irgendetwas brauchen oder Fragen zu Abläufen haben, kommen sie zu mir, für das Sportliche sind der Trainer und sein Team verantwortlich. Natürlich gebe ich dem einen oder anderen Spieler auch meine eigene Erfahrung mit, aber am Spieltag halte ich mich weitgehend zurück. Man mag es kaum glauben, aber vor Spielen versuche ich eher, so etwas wie der Ruhepol zu sein (lacht).
Wie gestaltet sich die Arbeit mit Friedhelm Funkel, dem aktuell ältesten Trainer der Bundesliga?
Rösler: Die Zusammenarbeit mit Friedhelm Funkel und dem gesamten Trainerteam funktioniert sehr, sehr gut. Ich glaube, das zeichnet uns dieses Jahr auch aus. Vor der Saison war klar, dass wir als Außenseiter ins Rennen gehen und nur über den Teamgeist eine Chance haben werden. Genau darauf haben wir deshalb auch sehr viel Wert gelegt. Die aktuelle Truppe passt ideal zusammen, das ist unser Faustpfand – und das müssen wir weiter am Leben erhalten. Nur so werden wir auch in Zukunft Erfolg haben.
Vor Saisonbeginn wurde Düsseldorf vielfach als Abstiegskandidat gehandelt. Aktuell steht der Verein mit 11 Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz 16 jedoch ziemlich gut da. Ist die Fortuna schon so gut wie durch, was den Abstiegskampf angeht?
Rösler: Wir stecken auf jeden Fall noch immer im Abstiegskampf. Dass wir schon durch sind, sehe ich noch überhaupt nicht, dafür bin ich auch einfach zu lange dabei und habe zu viel erlebt. Wir tun jetzt gut daran, uns nicht schon Gedanken darüber zu machen, was in acht Spieltagen ist, sondern uns immer nur auf das nächste Spiel zu konzentrieren. Wir wollen so schnell wie möglich Punkte sammeln, um den Klassenerhalt auch rechnerisch klarzumachen. Bis dahin werden wir uns keineswegs in Sicherheit wiegen, das wäre der größte Fehler.
Was waren die Erfolgsfaktoren in der bis dato recht stabilen Saison?
Rösler: Wir hatten sicherlich unsere Schlüsselmomente: Zu Beginn einen ordentlichen Start, wo wir in Leipzig und Stuttgart einen Punkt geholt und zuhause Hoffenheim geschlagen haben. Aber dann gab es eben auch sechs Niederlagen in Folge, und da überlegt man dann schon: Reicht das für die erste Liga? Nach den Siegen gegen Hertha und speziell gegen den BVB hat es bei der Mannschaft dann aber Klick gemacht, glaube ich. Da haben die Spieler gemerkt: Mensch, wir können mithalten, und zwar mit jedem in der Liga. Wenn wir unsere Leistung bringen und zu 100 Prozent da sind, brauchen wir uns vor niemandem zu verstecken. Rückschläge wird es auch weiterhin geben, das hat man in den vergangenen zwei Partien gesehen, aber alles in allem sind wir auf einem guten Weg. In der Bundesliga ist eben jedes Spiel sehr, sehr schwer.
Auch die Borussia hat zuletzt schwächere Spiele gezeigt und sucht ein wenig nach der Form der Hinrunde. Wie intensiv verfolgen Sie das Geschehen bei Ihrem Ex-Klub?
Rösler: Es ist ja meist so, dass man bei seinen Ex-Vereinen immer ein bisschen genauer hinschaut, das ist doch klar. Man hat nun mal eine gemeinsame Vergangenheit. Ich finde, die Borussia spielt eine starke Saison. Das Verrückte ist ja: Von außen sieht man das oft anders als diejenigen, die wirklich mittendrin stecken. Jetzt heißt es bereits, Gladbach sei nicht mehr so stabil, dabei haben sie in der Rückrunde fast alle Auswärtsspiele gewonnen – und es waren schwere dabei. Sie hatten anfangs sicherlich einen Riesenlauf, haben neun Heimspiele in Folge gewonnen. Jetzt läuft es zuhause mal nicht mehr so rund, und dann wird es eben schnell mal unruhig. Trotzdem spielt Gladbach noch immer um die Champions League, für den Verein ist das eine richtig gute Sache. Ich hoffe für meinen Ex-Klub, dass sie es am Ende auch in die Champions League schaffen – aber die nötigen Punkte dafür erst nach Samstag holen (lacht).
Wie wollen Sie den Fohlen am Samstag auch ohne Ihren gelbgesperrten Top-Torjäger Dodi Lukebakio wehtun?
Rösler: Das haben wir ja in den anderen Spielen auch gesehen: Wir müssen mental voll auf der Höhe sein, wir brauchen Aggressivität in den Zweikämpfen und müssen als Mannschaft funktionieren. Jeder muss sich wieder für den anderen zerreißen. Aber natürlich müssen wir auch guten Fußball spielen, wir brauchen eine hohe Ballsicherheit und dürfen uns nur wenige Fehler erlauben. Dass wir nicht bloß kämpfen können, haben wir inzwischen bewiesen. Wenn wir all das umsetzen, glaube ich, wird das eine enge Kiste am Samstag.
Ihr Tipp: Wie geht das Derby aus?
Rösler: Ehrlich gesagt bin ich ein ganz schlechter Tipper. Ich hoffe, dass wir gewinnen. Aber das hoffe ich immer (lacht).