Düsseldorf. VfB-Torwart Zieler nimmt nach dem 0:3 bei Fortuna Düsseldorf die Mannschaft in die Pflicht. Er sagt: “Was soll der Trainer denn machen?“
Ron-Robert Zieler hatte beide Hände tief in den Taschen seiner schwarzen Trainingsjacke versenkt – und atmete erst mal tief durch. Beim enorm wichtigen rheinisch-schwäbischen Klassenkampf mit Düsseldorf waren Stuttgarts Torhüter und seine zehn Mannschaftskollegen von ihren Gegnern regelrecht vom regendurchtränkten Rasen gescheucht worden. 0:3 hatte der VfB in Düsseldorf verloren. Nach dieser heftigen Abreibung durch den Aufsteiger hängen die Vorjahressiebten weiter auf dem Relegationsplatz fest. Die Hannoveraner sind dem VfB mit ihrem Sieg über Nürnberg bis auf einen Zähler auf die Pelle gerückt. Ganz zu schweigen von den überglücklichen Fortunen, die den Stuttgartern nun bereits zehn Punkte enteilt sind.
Zieler: "So wie heute können wir nicht weitermachen"
„Der aktuelle Tiefpunkt ist erreicht. Wir müssen uns im Klaren darüber sein, dass es, wenn wir so weiter spielen, Richtung Zweite Liga gehen kann“, sagte Ballfänger Zieler mit gefährlich leiser Stimme. Ehe er auf die Frage nach der ungewissen Zukunft von Trainer Markus Weinzierl entgegnete: „Diese Frage stellt sich momentan gar nicht. Wir müssen die Dinge als Mannschaft einfach besser lösen. Was soll der Trainer denn machen? Wir Spieler sind in der Pflicht.“ Eines allerdings ist auch dem gebürtigen Kölner bewusst: „So wie heute können wir nicht mehr weitermachen.“
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Im Gegensatz dazu würden die Düsseldorfer am liebsten direkt so weitermachen wie am Sonntag – bei ihrer ausgesprochen geschlossenen Mannschaftsleistung gegen überforderte Stuttgarter. „Wir sind mit viel Mut aufgetreten und haben verdient, vielleicht um ein Tor zu hoch, gewonnen“, betonte Trainer Friedhelm Funkel und fügte hinzu: „Ein großes Kompliment für die Mannschaft, dass wir mit 25 Punkten dastehen.“ Aber Funkel bleibt Funkel, deshalb trieb er Fortunas Eleven, die am nächsten Sonntag bei Leverkusens Torfabrik antreten, gleich weiter an: „Wir haben noch nichts erreicht. Mit 25 Punkten steigt man höchstwahrscheinlich ab.“
Gewohnt rustikale Art
Mit noch mehr Ernsthaftigkeit als ohnehin schon werden sie sich in dieser Woche beim VfB der Gefahr eines möglichen Abstiegs zuwenden. Vom nötigen Schwung und Einsatzwillen konnte bei den Stuttgartern jedenfalls keine Rede sein. Allein den Gastgebern, im Vergleich zum 1:4 im Pokal am Mittwoch beim FC Schalke auf acht (!) Positionen verändert, schien die Wichtigkeit der Partie bewusst zu sein.
In gewohnt rustikaler Art gingen sie ans Werk, machten ab der 25. Minute ernst – und gingen nach 34 Minuten durch ein Kopfballtor von Mittelstürmer Kenan Karaman in Führung. Auf dem Weg zu seinem ersten Saisontreffer setzte sich der gebürtige Stuttgarter gegen VfB-Kapitän Christian Gentner durch. Zuvor hatte der französische Weltmeister Benjamin Pavard den umtriebigen Dodi Lukebakio unbehelligt flanken lassen.
Fink unter tosendem Applaus ausgewechselt
In der zweiten Halbzeit musste Weinzierl dann mit ansehen, wie die Fortunen mit der Axt weiter feste gegen seinen Trainerstuhl hauten. Ein veritabler Kracher gelang dabei vier Minuten nach Wiederbeginn Oliver Fink. Düsseldorfs Spielführer nahm – nach einem Ballverlust von Linksverteidiger Emiliano Insua und angespielt vom Teamkollegen Jean Zimmer, einem früheren Stuttgarter, aus 18 Metern Maß. Am verdutzten Zieler vorbei schlug der Ball im rechten Kreuzeck ein.
Unter dem tosenden Applaus des Publikums durfte Fink nach gut einer Stunde Feierabend machen, für ihn kam Alfredo Morales ins Spiel. Eine Viertelstunde vor Schluss ließ Alexander Esswein mit einem unplatzierten Fernschuss die letzte Stuttgarter Gelegenheit auf einen erfreulicheren Abend verstreichen. „Wir haben die Schnauze voll“, sangen die grantigen VfB-Fans – die postwendende Antwort lieferte der eingewechselte Benito Raman mit dem finalen Treffer (85.). Die negative Krönung lieferte schließlich Stuttgarts Angreifer Nicolas Gonzalez, der wegen einer Tätlichkeit gegen Fortuna-Verteidiger Kaan Ayhan mit Rot vom Platz musste.