Düsseldorf. Was für ein verrücktes Debüt! Trainer Friedhelm Funkel dirigierte Zweitligist Fortuna Düsseldorf zu einem 4:3-Erfolg im Spiel gegen Kaiserslautern.

Friedhelm Funkels Einstand beim Fußball-Zweitligisten Fortuna Düsseldorf verschlug dem neuen Trainer des Fußball-Zweitligisten fast die Sprache. „Die Stimme“, räusperte sich der 62-Jährige nach dem Schlusspfiff eines verrückten Fußballspiels entschuldigend, „ich bin ein wenig heiser.“ 90 Spielminuten lang zuvor litten Stimmbänder und Nerven auf und unterhalb der Stockumer Arena-Tribünen um die Wette. „Unser Trainer hätte sich sicherlich einen entspannteren Einstand gewünscht“, flachste Axel Bellinghausen. Womit Fortunas Flügelspieler seinem neuen Coach sicherlich aus der Seele gesprochen haben dürfte. Das 4:3 (3:1)-Torfestival der Düsseldorfer gegen den 1. FC Kaiserslautern im Abstiegsduell der beiden rot-weißen Traditionsvereine, die jeweils mit vier Niederlagen in Serie angetreten waren, nahm die 25 361 Zuschauer mit auf eine emotionale Achterbahnfahrt.

Fortuna-Blitzstart nach 28 Sekunden

Bereits nach 28 Sekunden riss die bis dato schlechteste Zweitliga-Offensive die Fans erstmals aus den bunten Klappsitzen: Oliver Fink leitete den Ball mit der linken Hacke auf Nikola Djurdjic weiter, in dessen Linksflanke Adam Bodzek im rechten Strafraum reinrauschte. Lauterns am Samstag alles andere als sicher agierender Torhüter Zlatan Alomerovic, der den Vorzug gegenüber Marius Müller erhalten hatte, konnte den wuchtigen Kopfball zunächst parieren, ehe Fortunas Winterneuzugang Charalampos Mavrias zur Blitzführung zur Stelle war. Dass der Grieche bei seinem Debüt-Treffer für die Fortuna aus dem strafbaren Abseits kam, sollte sich in der 37. Minute ausgleichen, als Schiedsrichter Arne Aarnik einem regulären Kopfballtor von Nikola Djurdjic wegen vermeintlichen Abseits die Gültigkeit absprach – ausgleichende Ungerechtigkeit.

Die Freude der Fortuna über den Start nach Maß währte jedoch keine fünf Minuten, als sich Ex-Düsseldorfer Marcel Gaus im Rücken von Julian Schauerte zum 1:1 (5.) davonschlich. Es sollte nicht die einzige defensive Unzulänglichkeit der Düsseldorfer am Samstag bleiben, die auch Friedhelm Funkel sauer aufstieß. Aber: „In drei, vier Trainingseinheiten konnte ich noch nicht alles umsetzen. Wir müssen uns im Defensivverhalten auf jeden Fall gewaltig steigern!“

Einen Beweis dafür lieferte auch der am Samstag glücklose Alexander Madlung, auch wenn sein Ballverlust gegen Bödvarsson (13.), dessen Heber über Schlussmann Rensing neben dem linken Pfosten landete, ohne Folgen blieb.

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Für FCK-Trainer Konrad Fünfstück war es ein verpasster Wendepunkt und somit die „Schlüsselszene“ der Partie. Denn in der Folgezeit schlug die Fortuna zunächst eiskalt zu: Fink am kurzen Pfosten zum 2:1 (39.) und Djurdjic aus 30 Metern gegen Ausflügler Alomerovic ins verwaiste Tor zum 3:1 (43.).

Den ungeahnten Düsseldorfer Glücksgefühlen zum Pausentee folgten jedoch binnen sechs Minuten Ausgleich und Ernüchterung: Bödvarsson schoss zunächst Madlung zum 3:2 an, ehe Zimmers Freistoß zum 3:3 (66.) die Fortuna eiskalt erwischte.

„Für die Zuschauer war es ein Spektakel, aber es war absolut unvernünftig, dass wir es noch einmal so spannend gemacht haben“, ärgerte sich Oliver Fink, der erstmals seit langer Zeit wieder gemeinsam mit Adam Bodzek in der Startelf ran durfte. Noch vor ein paar Wochen wäre es wohl höchst fraglich gewesen, ob die Fortuna noch einmal zurückgekommen wäre. Am Samstag wechselte Funkel jedoch den Sieg ein: Ausgerechnet Ex-Lauterer Kerem Demirbay sorgte nach gerade einmal einer Minute auf dem Platz für den Befreiungsschlag im Abstiegskampf und beendete ein spektakuläres Schützenfest, an dessen Ende die Fortuna in der Tabelle wieder über den Strich kletterte. Vier Fortuna-Tore gab es zuletzt am 5. Oktober 2014 beim 4:1-Sieg in Darmstadt.

Bleibt die Frage, was Coach Funkel in gerade einmal einer Woche anders gemacht hat? Dem Trainerfuchs ist es mit seinen Ansprachen gelungen, seinen Spielern den Druck zu nehmen und so die zuletzt von Niederlage zu Niederlage schwerer wiegende Bleiweste auszuziehen. „Der Sieg“, so Fortune Julian Schauerte treffend, „ist nichts, wenn wir nach der Länderspielpause in Bielefeld nicht nachlegen!“