Düsseldorf. Der 62-Jährige Friedhelm Funkel hat am Dienstag die Mission Klassenerhalt bei Fortuna Düsseldorf gestartet. Es ist Funkels zehnte Trainerstation.
Man musste schon ganz genau hinhören, um gestern Nachmittag den zaghaften, ja fast schon vorsichtigen Applaus zu vernehmen, mit dem rund zwei Dutzend Fans der Fortuna den neuen Hoffnungsträger des Fußball-Zweitligisten auf den Trainingsrasen geleiteten. Friedhelm Funkel dürfte es an seinem ersten Arbeitstag nicht unbedingt verwundert haben, dass sein Empfang in etwa so kühl ausfiel, wie der peitschende Wind über dem Trainingsgelände im Schatten der Stockumer Arena. Zu viele Berufskollegen haben vor dem 62-Jährigen schon zu viele Hoffnungen auf sportlich bessere Zeiten in der Landeshauptstadt verspielt, als dass der Beutel mit Funkels Vorschusslorbeeren derzeit mehr beinhalten könnte, als einen abgerissenen Hosenknopf.
Der gebürtige Neusser versucht sich nach der Entlassung seines Vorgängers Marco Kurz bereits als achter Übungsleiter seit dem Erstliga-Abstieg der Düsseldorfer vor knapp drei Jahren, die launische Diva vom Rhein wieder aufs Gleis zu hieven.
„Wenn die Mannschaft in der zweiten Halbzeit in Sandhausen so aufgetreten wäre, wie in den vier Partien zuvor, hätten wir an Marco Kurz festgehalten“, stellte gestern Fortunas Interims-Vorstandsvorsitzender Paul Jäger klar. „So aber hatten wir nicht mehr das Gefühl, dass er im Abstiegskampf Impulse setzen kann.“ Die 0:1-Niederlage in der Kurpfalz vom vergangenen Samstag war bereits die vierte Niederlage in Serie unter Kurz, welche die auf dem Abstiegsrelegationsplatz trudelnde Fortuna bis auf einen Punkt an den ersten Abstiegsplatz heranführte.
Azzouzi gerät zusehends unter Druck
Sportdirektor Rachid Azzouzi, der sich bereits nach der Kramer-Entlassung für Marco Kurz und gegen Friedhelm Funkel ausgesprochen hatte, gerät indes für seine verfehlte Personalpolitik zusehends unter Druck. Statt selbstkritischer Töne gab es gestern allerdings nur ausweichende Durchhalteparolen: „Jeder trägt seine Verantwortung. Ich habe noch nie daran gedacht, aufzugeben, das ist nicht mein Naturell!“
Es dürfte indes nur wenig überraschen, sollte an der Funkel-Verpflichtung Fortunas künftiger Vorstandsvorsitzender Robert Schäfer ein (Macht-)Wort mitgesprochen haben, der bereits beim TSV 1860 München mit Funkel zusammenarbeitete.
Fortunas neuer Hoffnungsträger rief derweil gleich einmal den sportlichen Überlebenskampf aus. „Ich will eine Fortuna sehen, die um ihr Leben rennt“, adressierte Feuerwehrmann Funkel bei seiner Vorstellung an seine Schützlinge, mit denen er bereits am Mittag ein ausführliches Kabinengespräch führte. Es wird, soviel ist sicher, nicht das letzte gewesen sein.
Die Fortuna ist bereits Funkels zehnte Trainerstation. „Ich hätte nicht mehr für viele andere Vereine den Sprung ins Trainergeschäft gemacht“, sagte Funkel gestern nach zweijähriger Schaffenspause, „doch Fortuna war immer in meinem Kopf. Jetzt darf ich noch einmal ran und jetzt will ich auch noch mal!“ Sich freiwillig auf den Düsseldorfer Schleudersitz zu setzen, hätte Funkel angesichts seiner beeindruckenden Vita von 1124 Punktspielen als Spieler und Trainer in den beiden höchsten deutschen Ligen sicherlich nicht nötig. Ein Schritt, der folglich umso mehr Applaus verdient.