Düsseldorf. Zweitligist Fortuna Düsseldorf feuerte am Sonntag Trainer Marco Kurz. Nach NRZ-Informationen soll ab Dienstag Friedhelm Funkel die Mannschaft übernehmen.

Der Sonntagausflug ins „Haus der Erholung“ – für Peter Hermann wäre es eigentlich eine willkommene Gelegenheit gewesen, um den Abstiegssorgen in Düsseldorf einmal für ein paar Augenblicke zu entfliehen. Eigentlich war Fortunas Co-Trainer am Sonntagmorgen nach Mönchengladbach gekommen, um der Ehrung seines langjährigen Wegbegleiters Jupp Heynckes, mit dem er vor drei Jahren in München den Meistertitel feierte, beizuwohnen, dem für seine Verdienste der goldene Ehrenring verliehen wurde. Nebst Eintrag ins Goldene Buch der Stadt. Der emotionalen Laudatio von Ex-Bayern-Präsident Uli Hoeneß lauschte Hermann gestern an der Seite von Ex-Fortuna-Boss Peter Frymuth und Ex-Manager Wolf Werner, die allerdings schnell von den Neuigkeiten aus der „Heimat“ eingeholt wurden, wo es derzeit alles andere als erholsam zugeht.

Sieben Fortuna-Trainer in drei Jahren

Einen Tag nach dem völlig indisponierten Auftritt beim 0:1 in Sandhausen, der vierten Niederlage in Serie, hat man bei der Fortuna wieder einmal den Trainer gefeuert. Marco Kurz, der erst einen Tag vor Heiligabend als Nachfolger des zu Saisonbeginn verpflichteten Frank Kramer präsentiert wurde, ist nach nur sieben Spielen und der Ausbeute von vier mageren Punkten mit sofortiger Wirkung beurlaubt. Es ist bereits Fortunas siebte Trainerentlassung seit dem Abstieg aus der Bundesliga vor knapp drei Jahren.

Fortuna-Panik in Zeiten der Flickschusterei

Sieben Trainer in drei Jahren! Dies ist seit gestern die traurige Bilanz jener Fortunen aus der Führungsetage des Fußball-Zweitligisten, die sich seit dem Abstieg aus der Bundesliga für den sportlichen Blindflug durchs Fußball-Unterhaus verantwortlich zeichnen. Spätestens seit der blutleeren 0:1-Darbietung vom Samstag in Sandhausen und dem Blick auf die Tabelle regiert bei jenen, die jüngst noch immer wieder zu Geduld und Zusammenhalt aufriefen, die nackte Panik.

Fortunas gut gemeinte Versuche, seit dem Abstieg aus dem Oberhaus einen Neuanfang zu starten, mündeten bislang stets in kostspieliger Flickschusterei. So auch zu Saisonbeginn, als man jene Hoffnungen auf Ex-Trainer Frank Kramer sowie den neuen Sportdirektor Rachid Azzouzi übertrug und ihnen eine Vielzahl an neuen Spielern zur Verfügung stellte. Das Ergebnis dieser verfehlten Personalpolitik lässt sich schonungslos an der Tabelle ablesen. Die Taktik, fast ausnahmslos auf namhafte Spieler zu setzen, die allerdings bei ihren vorherigen Stationen meist nur noch eine untergeordnete Rolle spielten, ging durch die Bank nach hinten los.

Der am Sonntag beurlaubte Marco Kurz ist beim Versuch, eine bereits weit vor seiner Zeit von mehreren Köchen versalzene Suppe noch irgendwie genießbar zu machen, gescheitert. Umso gespannter darf man sein, ob Fortunas neuer Vorstandsvorsitzender Robert Schäfer zum Amtsantritt im Mai die nötigen Personalwechsel innerhalb des Vereins unternimmt. Der dringendste Handlungsbedarf liegt dabei sicherlich nicht auf der Trainerposition. (Marcus Gülck)

Für Kurz, der noch einen Vertrag bis zum 30. Juni 2017 besitzt und sich somit auf Fortunas opulent besetzter Abfindungsliste in bester Gesellschaft mit Vorgänger Kramer oder Ex-Manager Helmut Schulte befindet, ist es ein neuer Tiefpunkt in seiner Vita als Trainer. Vor seiner zweieinhalbjährigen Schaffenspause musste er in Ingolstadt nach elf Partien, zuvor in Hoffenheim sogar nach nur zehn Spielen auf der Trainerbank wieder seinen Hut nehmen. In Düsseldorf konnte sich der 46-Jährige, der mit seinen Teams aus den zurückliegenden 40 Punktspielen gerade einmal vier Siege einfahren konnte, nur sieben Spiele lang im Amt halten. Kurz sollte die Fortuna zum Klassenerhalt führen und langfristig Stabilität und Kontinuität in die sportliche Entwicklung bringen. Soweit die Theorie.

„Die Leistungen der Mannschaft in den letzten Partien und die Niederlage in Sandhausen lassen keine andere Entscheidung zu. Wir konnten nicht erkennen, dass es ein Aufbäumen gegen den Abstieg gibt“, begründete gestern Fortunas kommissarischer Vorstandsvorsitzender Paul Jäger die Entscheidung des Vereins.

Fortunas komissarischer Vorsitzender Jäger: „Wir werden nervös“

Vor einer Woche klang dies noch anders. Unmittelbar nach der 0:1-Heimniederlage gegen den Karlsruher SC verwies Jäger im Gespräch mit der NRZ einen möglichen „Plan B“ in der Trainerfrage noch ins Reich der Fabeln. „Mit dieser Thematik beschäftige ich mich keine Sekunde lang. Ein Trainerwechsel kommt für uns überhaupt nicht in Frage. Wir brauchen jetzt Geschlossenheit und Geduld“, so Jäger damals. Diese Geduld hielt genau eine Woche lang. „Die Ausgangslage ist nun eine andere“, rechtfertigte Jäger gestern, „wenn man vier Spiele hintereinander verliert, vermisst man die nötigen Impulse im Abstiegskampf. Wir werden nervös, wenn wir auf die Tabelle schauen!“

Nach dem Schlusspfiff am Samstag in Sandhausen hatte Jäger bereits deutliche Worte bemüht, den Auftritt einiger Spieler als „Schlag ins Gesicht für die Fans“ gewertet.

Auf der Suche nach einem neuen Trainer ist die Fortuna bereits fündig geworden. Nach NRZ-Informationen soll ab Dienstag Friedhelm Funkel die Mannschaft übernehmen. Der 62-jährige gebürtige Neusser stand bis April 2014 noch bei Abstiegskonkurrent TSV 1860 München an der Seitenlinie und war seitdem vor allem als TV-Experte gefragt. Funkel, der am Sonntag zu keiner Stellungnahme zu erreichen war, soll ab Dienstag das Training leiten und die Fortuna vor dem Absturz in die Drittklassigkeit bewahren.