Düsseldorf. . Bei Fortuna Düsseldorf hat mit dem Sturz auf den drittletzten Platz in der zweiten Liga die große Depression Einzug gehalten. Auch der Stuhl des neuen Trainers Marco Kurz könnte bereits wackeln.
- Bei Fortuna Düsseldorf hat mit dem Sturz auf den drittletzten Platz in der zweiten Liga die große Depression Einzug gehalten.
- Ein Abstieg würde 15 Millionen Euro kosten
- Auch der Stuhl des neuen Trainers Marco Kurz könnte bereits wackeln.
Alle Personalregister hat Fußball-Zweitligist Fortuna Düsseldorf in dieser Saison schon gezogen: neuer Cheftrainer, neue Spieler in der Winterpause, neuer Sportdirektor, neuer Vorstandsvorsitzender, neuer Aufsichtsratschef. Der stete Marsch in den sportlichen Keller setzt sich jedoch unvermindert fort. Vor dem Gastspiel in Sandhausen am Samstag (Anstoß: 13 Uhr/live in unserem Ticker) rangiert der zweimalige DFB-Pokalsieger auf dem drittletzten Tabellenplatz. Und müsste in zwei Qualifikationsspielen gegen den Rangdritten der 3. Liga, derzeit der VfL Osnabrück, den enormen Finanzverlust bei Abstieg abwenden.
Mindestens 6,5 Millionen Euro an Fernsehgeldern, die es in der zweiten Liga mehr gäbe, wären umgehend futsch. Der Vermarktervertrag mit der Schweizer Firma Infront, die aktuell rund fünf Millionen Euro pro Zweitliga-Saison garantiert, würde in Liga drei erheblich dünner ausfallen. Was ziemlich sicher auch für die Zuschauerzahlen gelten würde.
Verlust von mindestens 15 Millionen Euro
Die haben sich in den vergangenen drei Spielzeiten ohnehin schon fast halbiert. Fortuna zog in der Bundesliga-Saison 2012/13 gut 46 000 Fans pro Heimspiel. Mittlerweile hat sich der Zuspruch auf 25 800 reduziert. Der gesamte finanzielle Verlust im Abstiegsfalle betrüge mindestens 15 Millionen Euro. Dazu wären fast alle Spielerverträge nichtig, da für die dritte Liga nicht geltend. Auch die Zukunft von Sportdirektor Rachid Azzouzi und Cheftrainer Marco Kurz dürfte dann ziemlich sicher nicht in Düsseldorf liegen.
Die für Zweitliga-Verhältnisse immense Verlustzahl mochte Aufsichtsratschef Dr. Reinhold Ernst im Gespräch mit der Redaktion nicht bestätigen. Dennoch ist sich der Wirtschaftsanwalt, der zwar als Fortuna-Verrückter, aber auch als penibler Analytiker gilt, der Abstiegsgefahr bewusst.
Gleiches dürfte für den neuen Vorstandschef Robert Schäfer gelten, den Ernst bei Dynamo Dresden möglichst schnell loseisen will. Noch steht der gebürtige Braunschweiger Schäfer beim Drittliga-Spitzenreiter auf der Lohnliste. Seit der Trennung von Dirk Kall im Oktober macht Finanzvorstand Paul Jäger den Düsseldorfer Interimschef. Seit mittlerweile fünf Monaten.
Dass sich Robert Schäfer, der ehemalige Geschäftsführer und Marketingexperte von 1860 München, mit dem Wechsel nach Düsseldorf einen Karrieresprung verspricht, versteht sich von selbst. Ein Absturz in die 3. Liga passt da wahrlich nicht in den Plan. Und hätte wohl auf alle Arbeitsbereiche seine finanziellen und personellen Auswirkungen. Das will Schäfer natürlich verhindern. Und wenn der 39-Jährige zu seinem Einstand am Rhein gleich die Reißleine am Trainer-Stuhl ziehen müsste.
Der einzige Sieg ausgerechnet gegen Freiburg
Man darf nämlich davon ausgehen, dass der seit Anfang Januar für Frank Kramer geholte neue Cheftrainer Marco Kurz in den nächsten drei Partien Punkte liefern muss, um nicht allein auf der Lichtung zu stehen. In den bisherigen sechs Pflichtspielen unter Kurz setzte es drei Heimniederlagen. Der einzige Sieg, ein 2:1, gelang immerhin ausgerechnet beim Tabellenzweiten SC Freiburg. Der Hoffnungsschimmer vom 14. Februar ist allerdings längst verglüht. Zuletzt beim 0:1 gegen den Karlsruher SC waren Leistung und Stimmung so trist wie der umgepflügte grau-braune Arena-Rasen. Trainer Kurz mahnt zur Besonnenheit: „Wir müssen Ruhe bewahren. Noch ist das Rennen um den Ligaverbleib offen.“
Letzteres geht als positives Argument allerdings nicht durch. 1860 München hat mit drei Siegen in Serie, darunter ein 3:2 über die Fortuna, binnen einer Woche neun Punkte auf die Düsseldorfer gutgemacht. Mit der Trennung von Trainer Stefan Effenberg und Geschäftsführer Michael Born verspricht sich der Tabellenvorletzte SC Paderborn eine sportlich fruchtbare Reaktion seiner Protagonisten. Mit einem Sieg beim FC St. Pauli am Freitagabend wären die Ostwestfalen bis auf einen Zähler an Düsseldorf herangerobbt. Die sportliche Dauermagerkost könnte dem einstigen Bundesliga-Aspiranten Fortuna am Ende teuer zu stehen kommen.