Düsseldorf. . Der Vorletzte der 2. Bundesliga hat sich von Trainer Frank Kramer getrennt. Assistent Peter Hermann übernimmt vermutlich zunächst die Verantwortung.

Die Cheftrainer der Profifußballer von Fortuna Düsseldorf brauchen gut geölte Stimmbänder. Die vier Übungsrasen für verwöhnte Fußballbeine liegen an der Arena genau in der Einflugschneise des Flughafens. Seit gestern Nachmittag kämpft nun Peter Hermann, der "ewige" Co-Trainer aus Leverkusener Zeiten, vorläufig allein gegen sich alle fünf, sechs Minuten wiederholende Akustik donnernder Düsenjets an. Drei Siege in nur 17 Pflichtspielen führten den erst im Sommer verpflichteten Ex-Fürther Frank Kramer in den Zwangsurlaub. Der 43-jährige Schwabe aus Memmingen verabschiedete sich gestern Mittag beim Tabellenvorletzten der 2. Bundesliga, nachdem das 1:1 gegen den MSV Duisburg am Freitagabend erneut weit entfernt war vom Prädikat „überzeugend“.

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Interimsvorstandschef Paul Jäger und Sportdirektor Rachid Azzouzi hatten nach dem ernüchternden Derby-Remis gegen das Schlusslicht noch auf Kramer geschworen. "Frank leitet am Montag um 15 Uhr das Training", hieß es da in den Katakomben. Azzouzi, auf Rat von Kramer im Spätsommer als Sportdirektor zur Fortuna geholt, hielt seinem Freund aus Fürther Zeiten verbal die Stange. Auch Jäger war skeptisch, wollte den siebten Trainerwechsel seit dem 27. Mai 2013 vermeiden.

Kramer erfuhr von seiner Entlassung beim Besuch in der Heimat

Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass auch der Aufsichtsrat am Wochenende ein Wort bei der Entscheidungsfindung mitgesprochen hatte. Sportdirektor Azzouzi jedenfalls musste Kramer die Trennung per Telefon mitteilen, als der Coach gerade die Familie in der Fürther Heimat besuchte.

Am Montag sprach der ehemalige marokkanische Nationalspieler zumindest zeitweilig Klartext, bevor die Mannschaft mit ihrem Interimschef Hermann den Ball kreisen ließ: "Die Art und Weise, wie wir in Nürnberg oder auf St. Pauli verloren haben, hat uns erschreckt. Wir waren nicht mehr zu hundert Prozent davon überzeugt, mit Frank Kramer die sportliche Situation noch zu drehen. Am Anfang hatten wir wenig brauchbare Ergebnisse, aber gute Leistungen. Jetzt stimmten Ergebnisse und die Leistungen nicht mehr."

Interessenten rufen bei Azzouzi durch

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Nun braucht sich der einstige MSV-Kicker kaum um Bewerber für die vakante Stelle bei Fortuna zu sorgen. "Kann ja auch eine Trainerin werden", witzelte Azzouzi, schob aber nach: "Mein Mobiltelefon glüht schon. Ich werde demnächst eine Empfehlung an den Vorstand aussprechen."

Es gilt nun, jenen Übungsleiter aus der Schar Williger und Arbeitssuchender herauszufiltern, mit dem das Minimalziel Klassenerhalt gemeistert werden kann. Azzouzi: "Wir wollen in ruhigeres Fahrwasser. Und die Mannschaft hat es doch schon gezeigt, dass sie es auf dem Rasen kann." Zum Beispiel beim begeisternden 1:1 in Bochum. Oder beim 3:0 gegen 1860 München in der Arena. Die Negativbeispiele dominieren allerdings.

Funkel hätte es nicht weit

Vermutlich trägt "Co" Hermann am Sonntag im Auswärtsspiel beim FSV Frankfurt die Verantwortung. Der neue Mann könnte dann erst, vermeintlich günstiger, am 7. Dezember im Heimspiel gegen Braunschweig einsteigen. So lautete jedenfalls die interne Überlegung.

Die Kandidatensuche gondelt noch im spekulativen Bereich. Friedhelm Funkel erklärte bereits nach Anfrage mehrerer Medien, bei Fortuna einsteigen zu wollen, wenn er denn gefragt würde. Der Neusser, immerhin fünfmaliger Aufstiegstrainer, hätte nicht weit zu fahren. Kontakt gab es aber, so Sportdirektor Azzouzi, bislang nicht. Keine Rolle dürfte der freie Ex-Hoffenheimer Markus Gisdol spielen. Der urlaubt bis Ende des Jahres auf Jamaika.