Düsseldorf. Fortunas neuer Sportdirektor Rachid Azzouzi spricht über seine Kindheit, die sportliche Karriere und seine Rolle im Verein.
Bei Rachid Azzouzi schwingt viel Demut und Dankbarkeit mit, wenn er in Worten und Bildern von seiner Kindheit und seinem sportlichen Werdegang erzählt. „Wir mussten uns im Leben alles hart erarbeiten“, sagt der neue Sportdirektor von Fortuna Düsseldorf im Gespräch mit dieser Redaktion. Wer weiß schon, wie alles im Leben des 44-Jährigen gekommen wäre, hätte damals nicht ein Beamter an der belgischen Grenze seinem Vater Abdellah die Einreise verwehrt, der eigentlich bei Rachids Onkel arbeiten wollte. Stattdessen ging es nach Mariadorf bei Aachen, wo er unter Tage für die Grundlage seiner Familie schuftete, die er kurze Zeit später aus dem marokkanischen Fès zu sich holte.
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„Mein Vater ist kein einfacher Mensch, aber ich bin ihm sehr, sehr dankbar, dass er das alles auf sich genommen und uns so ein gutes Leben ermöglicht hat. Er kam alleine in ein für ihn fremdes Land, er sprach kein Deutsch. Für ihn war es schwierig, sich hier durchzuschlagen“, sagt der Sohn nicht ganz ohne Stolz. Bereits in frühen Jahren musste er lernen, sich gegen seine drei älteren Geschwister zu behaupten. „Sie sagen mir heute noch immer, dass ich der verwöhnteste von uns war“, grinst Azzouzi. Ihm ist es wichtig, seinen beiden Kindern Khadija und Naima jene Werte zu vermitteln, die ihn damals geprägt haben.
Azzouzi hat in der Kindheit gelernt, sich durchzusetzen
„Ich bin mit meinen Kindern und meiner Frau Steffi nach Marokko geflogen um ihnen zu zeigen, wo der Papa groß geworden ist. Es ist mir wichtig ihnen zu zeigen, dass es ein Privileg ist, in Europa zu wohnen. Wir lebten in Marokko mit der gesamten Familie auf zweimal fünf Metern. Ich hatte dennoch eine gute Kindheit, wir brauchten nicht viel, um glücklich zu sein. In der sozialen Schicht, wo ich herkomme, musste man sich dennoch durchsetzen können!“
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Azzouzi hat sich durchgesetzt. Über 320 Bundesligaspiele, zwei Weltmeisterschaften und eine Olympia-Teilnahme später kann er zurecht festhalten: „Ich habe viel erreicht, aber ich habe mir alles in meinem Leben hart erarbeitet!“ Selbstreflexion spielt für ihn dabei eine große Rolle. „Ich habe in der Nationalmannschaft mit Jungs von La Coruna und Benfica Lissabon zusammen gespielt. Ich kam eben nur von Greuther Fürth. Das war halt so. Ich war ein sehr guter Zweitliga-Spieler, hätte aber nie zum Bundesliga-Star getaugt. Es gibt viel größere Sportler, viel bessere Fußballer, als ich es war. Deshalb bin ich dankbar, dass ich das alles erleben durfte!“
Azzouzi würde Fortuna gerne "ein wenig prägen"
Elf Jahre ist es inzwischen her, dass Azzouzi zuletzt gegen den Ball trat. Sein Abschiedsspiel bestritt der Mann, der es als einziger Nicht-Fürther in die Jahrhundert-Elf des Kleeblatts schaffte, am 23. Mai 2004 beim Heimsieg gegen Lübeck.
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Bei der Fortuna will er als Nachfolger von Helmut Schulte, den er bereits zuvor auf St. Pauli als Sportdirektor beerbte, mittel- bis langfristig etwas aufbauen. „Das geht nur mit harter Arbeit und Ruhe. Man muss auch mal einen Sturm aushalten können. Letztendlich bin ich nur ein kleines Teil in einem großen Puzzle. Der Verein ist 120 Jahre alt. Fortuna hat vor mir funktioniert und wird auch nach meiner Zeit funktionieren. Der Verein überlebt Azzouzi. Der Verein wird jeden überleben. Niemand ist unersetzlich. Wenn man irgendwann einmal sagt, dass ich den Verein während meiner Arbeitszeit ein wenig prägen konnte, wäre das eine tolle Sache“, sagt Azzouzi. Dankbar. Und mit viel Demut.